Backyard Babies
Backyard Babies, Loaded, Mötley Crüe
Konzertbericht
Es gab eine Zeit, da waren Nikki Sixx, Mick Mars, Tommy Lee und Vince Neil auf der Bühne stark geschminkt, trugen abenteuerliche Klamotten und müssen einen immensen Haarsprayverbrauch gehabt haben. Es war Anfang der Achtziger, ihr Debütalbum „Too Fast For Love“ hatte MÖTLEY CRÜE gerade so einige Türen geöffnet, und auf dem Weg zur Berühmtheit wurde die Truppe auch schnell berüchtigt für ihren freizügigen Umgang mit Drogen, Alkohol und Groupies. Man mag von dieser Truppe und ihrem Auftreten und (ehemaligen) Lebenswandel halten, was man will – man sollte sie dennoch einmal live erlebt haben, haben sie doch im Laufe der Bandgeschichte den ein oder anderen netten Rock-Song produziert. So dachte ich jedenfalls. Und auch wenn ich zugeben muß, daß ich schon seit Jahren kein Album mehr von ihnen in der Hand hatte, so haben ihre alten Songs doch noch jede Menge Sentimentalitätspotential.
Los geht es mit „Kickstart My Heart“, also gleich in die Vollen, und die Fans sind vom ersten Augenblick an dabei. Man hat sich auch ziemliche Mühe gemacht, die Bühne ist genauso durchgestylt wie die Outfits der vier Musiker. Im Hintergrund eine Wand mit hunderten kleiner Glühbirnen, welche immer wechselnde Lichtmuster zaubert. Dazu einen riesigen Monitor für Bildmaterial zu den Songs und eine sehr abwechslungsreiche Lightshow. Auch der Sound ist recht gut, und so steht dem Genuß der posenden Rock-Helden nichts im Wege. Mit „Wild Side“ bleiben wir in den 80ern, genauer gesagt auf „Girls, Girls, Girls“ von ’87, um dann mit „Shout At The Devil“ sogar noch ein paar Jahre zurückzugehen. Die Songs kennt natürlich so gut wie jeder der Anwesenden auswendig, und so wird allerorten leidenschaftlich mitgesungen. Vince Neil ist sehr gut aufgelegt und wird nicht müde, vor seinen Fans herumzutoben und zu posen, was das Zeug hält. Hie und da läßt er sich auch zu einem kleinen Plausch hinreissen.
Nach der aktuellen Nummer „Saints Of Los Angeles“ gibt es dann ein Solo von Mick Mars zu bestaunen, welches umso mehr – wie seine gesamte Leistung auf der Bühne – beeindruckt, wenn man bedenkt wie schwer krank der Gitarrist ist. Weiter geht es nach dieser umjubelten Einlage mit „Too Fast For Love“ vom Debutalbum, gefolgt von Tommy Lee solo an den Drums und in Kommunikation mit dem Publikum per Kopfmikro. Nach einigen weiteren neuen Stücken und „Don’t Go Away Mad“ mit Neil an der Akustikklampfe darf Sixx die Band vorstellen, was, wie man unschwer erahnen wird, zu heftigstem Gejohle führt. Über „Girls“ und „Dr. Feelgood“ ist dann auch schliesslich das Ende des Sets gekommen. Aber MÖTLEY CRÜE wären nicht MÖTLEY CRÜE, wenn sie danach sang- und klanglos einfach verschwinden würden. Natürlich gibt es eine Zugabe, ein schön trauriges „Home Sweet Home“ zum Abschied. Im Grunde genommen ein sehr gelungener, energiegeladener Auftritt, welcher aber vor allem dadurch, daß er sehr durchgeplant und unspontan wirkte, viel von seiner Wirkung eingebüßt hat. Man mag es noch nicht einmal auf die in die Jahre gekommenen Musiker schieben, denn die haben wirklich eine beeindruckende Show abgezogen, aber eine Band, die sich einfach voller Begeisterung auf die Bühne stellt und ihr Ding durchzieht, so daß jenes berühmte Rock’n’Roll-Feeling nur so von den Wänden tropft – wie auch Vince Neil und Co. es vor Jahrzehnten getan haben – ist doch um Längen beeindruckender.
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