Axel Rudi Pell
Lost XXIII Tour 2022
Konzertbericht
AXEL RUDI PELL ist auch auf der Bühne eine verlässliche Konstante
Nach einer relativ langen Umbaupause von über dreißig Minuten verdunkelt sich dann die Bühne erneut und das kurze Intro ertönt, bevor AXEL RUDI PELL erwartungsgemäß mit dem Opener des aktuellen Albums „Lost XXIII“ loslegt. „Survive“ ist wie die meisten Opener ein flotter, geradliniger Rocker, der gut ankommt und Sänger Johnny Gioeli auf Betriebstemperatur bringt. Jenes dauert ohnehin nur gefühlte 3,5 Sekunden, der charismatische, bald 55 Jahre alte Frontmann versprüht während des gesamten, gut zweistündigen Gigs die Energie eines Zwanzigjährigen, der sich mit der Maximalmenge Red Bull verschätzt hat. Seine Ansagen sind, wie so viele derzeit, von Freude und Dankbarkeit darüber geprägt, wieder live spielen zu dürfen. Sein Deutsch habe sich zwar nicht verbessert in den vergangenen Jahren, aber das macht ja schließlich nichts. Zudem verkündet er seine bereits 24 Jahre währende Dienstzeit mit AXEL RUDI PELL. Und wenn Pell klug ist, dann hält er an Gioeli fest.
Wie auch die Platten von AXEL RUDI PELL, so sind auch die Konzerte relativ berechenbar, was aber nichts Schlechtes ein muss. Nach „Survive“ ist es mit neuem Kram dann erst einmal vorbei, Fan-Favoriten wie „Fool Fool“ und „Strong As A Rock“ laden zum Mitmachen ein. Nach „Oceans Of Time“ wird es dann etwas ruhiger, LEONARD COHENs „Hallelujah“ hat seinen Weg ins Set gefunden, was mit Wohlwollen vieler Fans quittiert wird. Nur begleitet von Ferdy Doernberg am Piano legt Johnny Gioeli hier eine seiner besten Gesangsleistungen aufs Parkett.
Die beiden Hit-Alben von AXEL RUDI PELL, „Mystica“ und „The Masquerade Ball“ werden mit insgesamt sechs Stücken bedacht, wobei der Titeltrack des letzteren Albums im Medley mit „Casbah“ vermischt wird, da fallen insgesamt natürlich viele Alben aus der langen Diskografie hinten runter. Etwas schade ist auch, dass „Sign Of The Times“ gar keine Livedarbietung bekommt, obwohl die Tour nicht stattfand. Dafür bekommen wir den großartigen Titel- und Longtrack von „Lost XXIII“ um die Ohren.
Ebenfalls fester Bestandteil von AXEL RUDI PELLs Shows sind die Soli der einzelnen Musiker und so gibt es auch an diesem Abend ein Gitarrensolo, für welches der Musiker die Bühnenmitte einmal für sich beansprucht. Denn auch, wenn er treibende Kraft und Solo-Songwriter ist, so hält er sich während der Performance abseits der Soli meist zurück und lässt seinen Sänger interagieren. Bobby Rondinelli spielt ein Drum-Solo, das in „No Compromise“ übergeht und auch Ferdy Doernberg zeigt zwischendurch, welche Fingerfertigkeiten er hat. Hierbei muss jeder für sich entscheiden, ob man in der Zeit lieber noch zwei bis drei Songs mehr gehört hätte. Die Soli sind jedenfalls allesamt überzeugend und zeigen, dass AXEL RUDI PELL seine Band ausschließlich mit absoluten Profis besetzt hat.
Nach „Tear Down The Walls“ und „Rock The Nation“ und guten zwei Stunden Spielzeit verabschiedet sich AXEL RUDI PELL dann mit seinen Kumpanen unter tosendem, lang anhaltenden Beifall von der Bühne. Die Fans sind zufrieden, die Band hoffentlich auch und eins ist sicher: in zwei Jahren wird es sicherlich das nächste Gastspiel im Aladin geben und garantiert auch wieder mit einem neuen Album.
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