Avantasia
live 2011 in Kaufbeuren
Konzertbericht
Dass die damalige Single-Auskopplung „Lost In Space“ angesichts der nicht von der Hand zu weisenden Poppigkeit vor drei Jahren bei vielen Szene-Wächtern Empörung hervorrief, wird von Tobias Sammet in seiner Ansage mit einem süffisant-ironischen Hinweis auf die Millionen quittiert, die der Song auf sein Konto gespielt habe. Und während dieser Song nun angespielt und von den AVANTASIA-Fans ebenfalls begeistert abgefeiert wird, wird einem klar, wie lächerlich die Trueness-Kriterien der Szene-Polizei doch eigentlich sind. Dass sich der Metal mittlerweile frei von Berührungsängsten bei den Stilistika jeder beliebigen Musikrichtung bedienen darf, ist die große Stärke unserer Zeit und eine erfreuliche Entwicklung, selbst wenn nicht jedes Experiment erfolgreich verläuft. Letztlich geht es auch bei der Musik nur um den persönlichen Geschmack und nicht um lächerlich-willkürliche Reinheitsgebote. Erlaubt ist, was gefällt, egal ob trve oder nicht.
Wie, das Lied ist nun schon wieder aus? Weiter geht es mit erneut bärenstarken Bob-Catley-Darbietungen beim ruhig-besinnlichen „In Quest For“ und – gemeinsam mit Jorn Lande und Michael Kiske – dem mitreißenden Über-Song „Runaway Train“. „Dying For An Angel“ kann mich jedoch auch dann nicht vollends überzeugen, wenn man den „Wind Of Change“-Vorpfeifer Klaus Meine auf der Bühne durch Michael Kiske ersetzt. Wir nähern uns dem Ende des „regulären“ Sets und müssen an dieser Stelle einmal die phänomenale Team-Leistung würdigen, die insbesondere Oliver Hartmann an der Gitarre vollbringt. Bei „Stargazers“ und „The Wicked Symphony“ darf er endlich auch einmal ans Gesangsmikro und erweist sich für mich nun endgültig als die positive Überraschung des Abends. Ich wusste ja, dass der Mann gut ist, aber gleich SO gut…? Trittsicher wandelt er in den übergroßen Fußstapfen von „Sir“ Russell Allen (SYMPHONY X), den er heute mehr als würdig vertritt.
Zwischendurch darf bei der Ballade „Farewell“ auch die zweite wichtige Team-Playerin aus dem Bühnenhintergrund nach vorne treten: Amanda Somerville veredelt den gesamten Abend mit schönen Backing-Vocals und darf nun ein herrliches Duett mit Tobi Sammet anstimmen, bei dem sie ihr gewaltiges Können demonstriert. Sammet betont wenig später, wie wohltuend sich ihr rockiger Gesang von den ganzen „Trällerelsen“ aus der NIGHTWISH-Klon-Fabrik abhebt, ohne freilich Namen zu nennen.
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