Avantasia
live 2011 in Kaufbeuren

Konzertbericht

Billing: Avantasia
Konzert vom 2010-12-04 | All-Karthalle, Kaufbeuren

Für das eigentliche Highlight des Abends sorgt jedoch nicht Kiske, sondern sein ehemaliger HELLOWEEN-Kollege Kai Hansen (GAMMA RAY). Der betritt nun mit Stock und Zylinder die Bühne und stimmt das manisch-verrückte Psychopathen-Stück „Death Is Just A Feeling“ an. Auf dem Album übernahm diesen Part noch der unvergleichliche Jon Oliva, dessen unglaubliche Performance Hansen weder kopieren kann noch will. Stattdessen drückt er dem Song einen eigenen Stempel auf, weniger durchgeknallt-verrückt, dafür aber düsterer, rauer und fieser. Welche Version man persönlich bevorzugt, mag Geschmackssache sein, überzeugen kann Hansen aber in jedem Fall.
Dazu passt auch das Stageacting, bei dem er zunächst alleine, später Arm in Arm mit Tobi Sammet den durchgeknallten Verführer gibt und quasi den „Toy Master“ vorwegnimmt, bei dem er später Alice Cooper vertreten darf und dabei näher am Original bleibt, aber nicht minder genial agiert. Weniger glücklich sind im späteren Konzertverlauf Hansens Gitarren-Einlagen. Das ist aber nicht die Schuld des kleinen Hamburgers, den hier macht ihm die Technik einen dicken Strich durch die Rechnung. Erst gegen Ende des Zugabenblockes gelingt es, die Probleme zu lösen, so dass man doch noch einige Töne aus Hansens roter Flying-V zu hören bekommt.
Und wie schlägt sich Bandkopf Tobias Sammet in diesem ganzen All-Star-Sänger-Aufgebot? Gut, auch wenn er sich im Vergleich zu den Auftritten seiner Hauptbands merklich zurückhält, um den anderen ihren Raum auf der Bühne zu geben. Die Kleidung ist geschmackssicher wie eh und je, die Posen unterscheiden sich im Prinzip nicht von den bei EDGUY gewohnten, werden nur weniger in den Vordergrund gespielt. Der Umgang mit den Mitmusikern ist respektvoll, dabei aber auch stets locker und freundschaftlich. Man vermittelt den Fans ein gewisses Klassenfahrts-Feeling, wobei mir immer wieder der Begriff „Wanderzirkus“ in den Sinn kommt. Oder liegt das nur an den Outfits und dem großen Skelett mit Karohemd und Zylinder auf dem Backdrop?
Spontan und locker sind die Ansagen zwischen den Liedern, denen wieder einmal großzügig Raum gegeben wird. So quittiert Sammet die erschreckend hohe Beteiligung bei seinem nach und nach ins abstruse abgleitenden Mitsing-Spielchen mit einem „Ihr macht auch jeden Scheiß mit!“ und auf Michael Kiskes flehentliche Bitte, Sammet solle mal langsam zum Ende kommen, weil er selbst dringend aufs Klo müsse, wird die laufende Ansage unter lautem Kichern immer weiter in die Länge gezogen. Das mag albern, geradezu infantil anmuten, ist aber so spontan und authentisch, dass man gar nicht anders kann, als diese Truppe tierisch sympathisch zu finden.

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19.12.2010

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