Zaubererbruder Live & Extended
Live in Dresden
Konzertbericht
10 Jahre ist es her als Asp sich mit seiner Gothic Novel Rock Kapelle an die Neuinterpretation der Krabat-Sage machte und damit seinerzeit den Schwarzen Schmetterling Zyklus beendete.
Seitdem prägen die Rabenfedern als das stete Symbol für Verwandlungen die Auftritte des Frankfurters und bei nahezu keinem Auftritt durften Songs wie „Denn ich bin der Meister“ oder „Krabat“ mehr fehlen. Nun ist es diesen Herbst an der Zeit, dieses sehr spezielle Album und sein 10-jähriges Bestehen zu feiern. Schon im Vorfeld wurde angekündigt, dass man nicht einfach das Album, wie es 2008 veröffentlicht wurde, spielen werde, sondern dass man auch noch einige Überraschungen haben würde. Auch wurde das Line-Up für dieses Projekt um Patty Gurdy als „Kantorka“ und Violinist Nikos Mavridis erweitert und an manchen Songs musste laut eigener Aussage wohl auch nochmal Hand angelegt werden, um diese bühnenfähig zu machen.
Der Zaubererbruder wird 10 Jahre alt
So ist es nun endlich soweit und nach der Premiere der Jubiläumstour in Hannover am Tag zuvor, lädt man am heutigen 03.10. in den Alten Schlachthof in Dresden zu einem besonderen Konzert.
Schon beim Betreten der Konzerthalle fühlt man sich als ASP-Fan sofort „heimisch“, erklingt doch dezent im Hintergrund die Stimme und Musik von LOREENA MCKENNITT, welche von Asp stets bewundert wurde.
Etwa 19:30 erlischt das Saallicht und ohne weitere Support-Bands eröffnen ASP in düsteres blaues Licht gehüllt mit dem ersten Song des Krabat-Liederzyklus, „Betteljunge“. Das Publikum lässt sich gar nicht erst darum bitten, stimmt sofort mit ein und zeigt, der Rabenchor ist vollzählig und wird der Stimme des Meisters folgen. So singt man sich gemeinsam durch die Geschichte des Krabat und der schwarzen Mühle im Koselbruch bis zum gescheiterten Fluchtversuch. Nun ist es Zeit für die erste angekündigte Überraschung des Abends. Asp wollte den Krabat-Liederzyklus, wie er ihn vor 10 Jahren schrieb, nicht stehen lassen und schmückte ihn nun noch weiter aus. So folgte die Geschichte der Osternacht, wo Krabat und die Kantorka aufeinandertrafen. Auch mit dem Song „Geh und heb dein Grab aus“, welcher nach „Elf und Einer“ platziert ist und den Übergang zu „Mein Herz erkennt dich immer“ bildet, wird die Geschichte noch etwas erweitert und näher an die Sage herangeführt.
Im Duett mit Asp kann nun Patty Gurdy ihr Können als „Kantorka“ im Song „Mein Herz erkennt dich immer“ unter Beweis stellen und entzückt mit ihrer Darbietung die Menge so sehr, dass der Beifall lauter ausfällt, als sie wohl erwartet hatte. Nun folgt die Setlist der gewohnten Tracklist des Doppelalbums und vor allem die Songs „Abschied“ und „Zaubererbruder“ lassen den versammelten Fan-Chor kräftig seine Stimme erheben. Da der Krabat-Liederzyklus die selbstgewählte Stilbezeichnung der Band, Gothic Novel Rock, besonders unterstreicht und die Songs naturgemäß eine Geschichte mit sehr langen Texten erzählen, baten ASP auf ihrer Website bereits im Vorfeld der Tour, man möge doch bitte auftretende Patzer im Erinnerungsvermögen des Sängers verzeihen. Auch wenn Asp bis hierher eine sehr gute Figur machte und trotz mancher tonalen Herausforderungen und textlicher Vielfalt, ein sehr solides Set performte, bittet er gerade zum Song, welcher die Geschichte des Krabat quasi abschließt, besonders um Nachsicht und zugleich um die Hilfe der Fans, welche doch sicherlich wieder tatkräftig mitsingen würden. So folgt „Der Geheimnisvolle Fremde“ und der vorher gelobte Rabenchor stimmt auch hier lautstark mit ein.
Damit sind wir langsam am Ende des „Zaubererbruder – Der Krabat Liederzyklus“ angelangt. Bevor aber die bekannten Songs „Am Ende“ und „Zwei Schwäne“ erklingen sollten, gibt es nochmal eine kleine Überraschung. Um die Geschichte des Krabat wirklich rund zu machen, wurde der bereits erklungene Song „Krabat“ hergenommen und einer textlichen Überarbeitung unterworfen. „Krabat Reprise“ führt nun zusammen, was zusammengehört, „Am Ende“ und „Zwei Schwäne“ schließen den Krabat Liederzyklus. Vorbei ist die Geschichte des bösen Meisters, der schwarzen Mühle im Koselbruch und der zwölf Müllerburschen im Rabengewand.
Vorbei? Nein auch wieder nicht wirklich. Bevor es zur Zugabe kommt, präsentiert Asp eine kleine Geschichte. Eine Geschichte ganz im Sinne der ASPschen Vergangenheit über Verwandlungen und Selbstzweifel am Wahrheitsgehalt des eigens Erlebten. Eine Geschichte über den gealterten Müllerburschen, der den Meister besiegte und die Mühle vernichtete, über Träume, die die Mühle noch boshafter auferstehen lassen, und die Frage, ob er wirklich die Mühle damals vernichtet hat? Ist er wirklich, wie er glaubt, Krabat? Oder hat sich der Müller seiner bemächtigt und alles nur inszeniert? Dieses andere Ende des Krabat-Zyklus ist es nun, welches im Raum steht und die Sage von vorn beginnen lassen kann. Etwas überrumpelt von der unerwarteten Wendung der Geschichte, reagiert das Publikum erst etwas zögerlich, dann aber mit immer stärker werdenden Applaus für diese großartige Show, welche ASP in den letzten rund zwei Stunden hier in Dresden im Alten Schlachthof präsentierten.
Bevor ASP seine Fans nach Hause gehen lässt, soll es noch zwei Songs abseits des Krabat-Liederzyklus geben, welche sich aber dennoch wunderbar in die heutige Setlist fügen. Als erste Zugabe wird vom 2017er Album „zutiefst“ „Die Untiefen“ dargeboten. Die zweite Zugabe und damit auch der letzte Song des Konzertes, ist das Abschiedslied „Nehmt Abschied / Auld Lang Syne“, welches ASP zum Jahreswechsel 2017/2018 in eigener Interpretation veröffentlichten und somit dem Abend, an den sich die Band als auch die Fans lang erinnern werden, einen gebührenden Abschluss geben. Aber es soll kein Abschied auf lange Zeit sein, bereits Ende April / Anfang Mai 2019 gehen ASP zu ihrem 20-jährigen Jubiläum wieder auf Tour und freuen sich bereits, ihre Fans dann wiederzusehen.
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