Armored Saint
Live in Köln
Konzertbericht
ARMORED SAINT haben sich in den letzten Jahren mal wieder sehr rar gemacht. Das hat zum einen den Nachteil, dass jüngere Fans nicht in den Genuss kommen, diese Band durch Live-Auftritte für sich zu entdecken, auf der anderen Seite wird die Band nicht durch Überpräsenz verheizt. Die Jungs haben sich vorgenommen, live etwas kürzer zu treten (an dieser Stelle wird auf das Interview mit John Bush hingewiesen: http://www.metal.de/heavy-metal/interview/armored-saint/47127-interview-mit-john-bush/ ), wenn dadurch aber Alben wie das aktuelle „La Raza“ dabei heraus kommen, dann sei ARMORED SAINT diese Abstinenz gegönnt.
Für gerade mal zwei Konzerte in Deutschland machten sich die Kalifornier auf den Weg, um zu zeigen, dass sie es noch immer drauf haben. Als Support hatten sie Death-Metal-Kapelle COLLAPSE im Gepäck, die sich allerdings als schlechte Wahl herausstellte. In dieser Hinsicht kann man der Band aus London keinen Vorwurf machen. Die Jungs boten eine solide Show und hatten auch einige Kracher im Gepäck („Of Iron“, „Silent Sky“), jedoch wollte der Funke nicht überspringen. Denn, seien wir mal ehrlich, wenn man eine klassische Heavy-Metal-Band anschauen möchte, und diese in dem Fall schon einige Jahre nicht gesehen hat, dann kann eine Death-Metal-Band nicht wirklich dafür sorgen, dass man sich in die erste Reihe stellt und die Rübe schüttelt. COLLAPSE ließen sich aber nichts anmerken, auch dann nicht, als einige Headbanger sich Richtung Ausgang machten, um ein paar Bier aus dem Getränkemarkt nebenan zu zischen. Außerdem sorgte auch die Lautstärke dafür, dass viele Metalheads den Saal verließen, denn diese war verdammt laut, auch für gestandene Konzertgänger.
Die Umbaupause wurde zwar u.a. durch Musik von DISTURBED versüßt, diese gestaltete sich dennoch länger, als man gewöhnt ist. Die Roadies hatten zum ein Problem mit dem Backdrop, dass sich einfach nicht anbringen ließ. Der Soundcheck zog sich ebenfalls in die Länge, so dass die Anwesenden langsam unruhig wurden und mit lauten Rufen nach ARMORED SAINT die Sache beschleunigen wollten.
Als dann endlich die Musik vom Band verstummte und das Licht ausging, gab es für die ca. 300 Anwesenden Banger kein halten mehr. Und als Gonzo Sandoval hinter seinem Drumkit Platz nahm, streckten sich 600 Fäuste Richtung Bühne, um die Mannen um Sänger John Bush zu empfangen. Diese wiederum ließen das Intro der aktuellen Scheibe „La Raza“ ertönen, welches in „Loose Cannon“ überging. Die Nummer wirkt auf Platte ein wenig statisch, was am Schlagzeug liegen mag, welches wie eine Lokomotive agiert. Auf der Bühne verfehlt das Stück seine Wirkung allerdings nicht. Man sah bangende Köpfe und mit Freude gefüllte Gesichter, THE SAINT is back! Gleich nach diesem furiosem Intro packte die Band mit der Hymne „March Of The Saint“ den nächsten Gassenhauer auf den Tisch. Zwar war der Sound zu diesem Zeitpunkt noch ein wenig matschig, dies änderte sich jedoch mit „Nervous Man“ deutlich. Auch wenn der Track ein paar Jahre auf dem Buckel hat, er hat nichts von seinem Charme verloren. „Head On“, auch von „La Raza“, gestaltete sich live ebenfalls als eine Granate, die ständig zündet. Wie beim Interview schon angedroht, haben ARMORED SAINT eine Vorauswahl der Stücke treffen lassen, welche die Fans unbedingt hören möchten, aber nicht immer einen Platz auf der Setlist fanden. Und so durften Fans auf die Bühne kommen und aus einer großen Deutschlandkarte, welche die Herkunftsorte der Abstimmer markierte, einen Track auswählen. Und so wählte ein gewisser Frank „Aftermath“, welches John Bush einmal als ihr „Stairway To Heaven“ deklarierte. Der Fan durfte während des Stücks auf der Bühne bleiben und die Arbeit von Joey Vera (Bass), Jeff Duncan (Gitarre), Gonzo (Schlagzeug) und Phil Sandoval (Gitarre) bewundern, die wie immer mit viel Freude agierten. Das folgende „After Me, The Flood“, ein Kracher von „Revelation“, ging verdammt gut ab, während „Last Train Home“ (endlich live!) ein Fünkchen Wehmut aufkommen ließ, da dieser Song aus einer Zeit stammte, bei der die Band zerbrach. Im Anschluss durfte wieder ein Fan die Bühne entern. Die junge Dame wählte Zielbewusst „Dropping Like Flies“, die Auswahl wurde von John Bush mit den Worten „cool“ belohnt.
Weiter ging es mit „Left Hook From Right Field“, einer Übernummer von „La Raza“. Der Titel hat es in sich und bringt gerade live die Luft zum kochen. Ein weiterer Klassiker in Form von „Reign Of Fire“ brachte die Stimmung weiter zum Siedepunkt, während „Chemical Euphoria“ das vorläufige Ende des Sets bedeutete. Doch die Fans ließen sich nicht beirren und forderten sofort laut nach Zugaben. Diese erhiellten sie mit „Human Vulture“, „Can You Deliver“ und dem obligatorischen „Madhouse“, womit eigentlich jeder zufrieden sein konnte. Tja, das war der Gig von ARMORED SAINT, nach so langer Zeit wieder in einem Club. Fazit: Klasse Stimmung, super gelaunte Band, die ihren Ruf als eine der besten Livebands untermauerte und die jede Minute genoss, sowie eine geile Songauswahl, die allerdings etwas mehr Stücke hätte umfassen können. Vielleicht hat der Band die volle Hütte gezeigt, dass sie ruhig öfter nach Deutschland kommen können. Wir werden sehen.
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