Nothgard, Heidevolk und Equilibrium
im Substage Karlsruhe

Konzertbericht

Billing: Nothgard, Heidevolk und Equilibrium
Konzert vom 14.10.2016 | Substage, Karlsruhe

Die Startzeit von 18:30 Uhr, eine 75 km weite Anfahrt und ein 6 km langer Stau sorgen dafür, dass wir leider den Auftritt von FINSTERFORST verpassen. Der Club ist schon gut gefüllt und die Anwesenden sehen schon ordentlich angerockt aus, anscheinend haben die Black-Forest-Metaller ganze Arbeit geleistet, was mit „#Yolo“ im Rücken auch einfach gewesen sein dürfte.  Das Substage wurde vor Kurzem um eine Ebene erweitert und wie immer, kann man über diesen Veranstaltungsort nur Gutes berichten. Parkplätze vor der Tür, schnelles Thekenpersonal und eine angenehme Größe. Auch ohne den ursprünglichen U-Bahn-Charme, kann man hier gute Konzerte erleben.

Nothgard

Nothgard live

Die bayrischen NOTHGARD eröffnen also für uns, mit ihrem Mix aus Power und Melodic Death Metal, den Abend. Dom, der Gitarrist von EQUILIBRIUM verlegt seine Aufwärmübungen kurzerhand auf die Bühne und übernimmt bei seiner Zweitband auch den Gesang – rein optisch ist der Star der Band und für diesen Anlass eventuell sogar etwas overdressed. Es gibt Songs von den starken Alben „Age Of Pandora“ und „Sinner’s Sake„, bei „In Blood Remained“ lassen sich die Karlsruher sogar zu einer Wall Of Death mit Ansage hinreißen und generell ist die Stimmung ausgelassen und gut. Der aufmerksame Beobachter merkt aber, dass NOTHGARD schon etwas erschöpft wirken. Bis auf einige das Publikum ermunternde Standardansagen und etwas Headbangen, passiert nicht viel auf der Bühne und über lange Strecken, gibt es konzentrierte Musiker bei der Arbeit zu beobachten. In der ersten Reihe steht ein kleiner Junge mit dicken Kopfhörer, der zur Musik von NOTHGARD richtig leidenschaftlich abgeht. Gruß an die Eltern, weitermachen!

Heidevolk

Heidevolk

HEIDEVOLK machen die Bühne in erster Linie mal voll. Der mehrstimmige Männergesang ist eine willkommene Abwechslung und im Gegensatz zu ihren direkten Vorgängern, ist die Wandergruppe HEIDEVOLK (kriegen jeden Gruppenrabatt!) auch aktiv, bewegt sich hin und her und agiert auch viel untereinander. Songs wie „De toekomst lonkt“ vom Album „Batavi“ lassen sich einfach gut moshen, überzeugen schnell und sind somit live gern gezogene Joker. Spätestens beim Klassiker „Saksenland“ eskaliert das Publikum und strapaziert Fäuste und Kehlen. HEIDEVOLK grinsen breit, freuen sich über den Zuspruch und geben gleich noch mehr Gas. Schlagzeuger Jost zerhaut es dabei seine Bassdrum, was im weiteren Verlauf für kleine Pausen sorgt, aber nicht weiter schlimm ist. HEIDEVOLK reisen einmal quer durch ihre Diskografie, „Urth“ vom aktuellen Album „Velua“ zündet besonders gut, ebenso wie „Uit oude grond“ und natürlich kommt auch „Drankgelag“ bei dem trinkbegeisterten Publikum gut an. Doch irgendwann passiert das, was auch bei den HEIDEVOLK-Alben passiert – es wird schlicht und ergreifend langweilig. Nach gefühlten 500 Hey’s klingt auch der Gesang nur noch gleich und als HEIDEVOLK dann noch auf moderaten Takt zurückgreifen, ist es Zeit für die Biertheke.

Equilibrium

Equilibrium

Nach dem Intro vom aktuellen Album „Armageddon“ betritt der Headliner die Bühne. Auch bei Robse machen sich die knapp 4 Wochen Tour bemerkbar, der Sänger ist böse erkältet. Er wäre aber kein echter Robse, wenn er sich davon irgendwie beeinflussen lassen würde. „Lasst euch einfach gehen“ rät er dem Publikum und die tun, wie ihnen befohlen wurde. EQUILIBRIUM haben einen Effekt übernommen, den man in den letzten Jahren häufiger auch bei Metal-Bands erleben darf bzw. muss. Das gute alte Stroboskoplicht ist zurück! Und es nervt, wie eh und je. Einige Fans halten sich bei besonders heftigen Phasen die Hand vor die Augen, sollte man mal überdenken den Trend.

„Heimat“ bringt die Menge zum Springen, wie zu erwarten war, ist das ein typischer Livezünder. EQUILIBRIUM legen den Schwerpunkt zwar auf die aktuelle Platte „Armageddon“, mischen aber auch einige ältere Songs unter die Setlist. Die „Karawane“ wird gut angenommen, ebenso wie „Waldschrein“ und bei „Blut Im Auge“ explodiert das Substage. An diesem Abend kann man schön sehen, was eine Supportband von einer Hauptband unterscheidet. EQUILIBRIUM halten die Spannung dauerhaft, bieten nicht nur gute Songs, sondern auch Bewegung auf der Bühne und Interaktion mit dem Publikum. Songs, wie „Uns’rer Flötenklang“ vom Album „Erdentempel“ drängen sich natürlich auch dazu förmlich auf, und so schallt es kräftiges „Prost ihr Säcke“ von der Bühne ins Publikum und wieder zurück.

EQUILIBRIUM lernen in Karlsruhe – Stagediving kennt kein Alter

Das lässt sich übrigens nicht lumpen und versucht tapfer durch Zwischenrufe die Setlist mitzubestimmen. Unbezahlbar an diesem Abend ist das Gesicht von Robse, der es sich nicht nehmen lässt, jeden ankommenden Stagediver mit Handschlag zu begrüßen. Irgendwann kündigt sich über das Händemeer ein deutlich betagter und komplett grauhaariger Mann an, dem man wirklich alles, nur nicht Metal oder schon gar Stagediving zugetraut hat. Der EQUILIBIRUM-Sänger scheint kurz zu überlegen, ob er das thematisieren soll und entscheidet sich dann doch dagegen. Stattdessen lenkt er die Aufmerksamkeit auf Uwe, anscheinend nicht nur eine Stagehand, sondern Mädchen für alles und gute Seele der Band. „Jeder sollte einen Uwe haben“ findet Robse. Bei „Born To Be Epic“ vom aktuellen Album wird es nochmals spannend, immerhin haben EQUILIBRIUM damit den Metal kaputt gemacht. Die Sorge war vollkommen unbegründet, denn Karlsruhe feiert den Song und kennt keine Grenzen. Ach, seht einfach selbst:

Dass die Band trotz zahlreicher Umbesetzungen noch existiert, ist großartig und sicherlich in erster Line Gitarrist und Haupt-Komponist René zu verdanken. Der wird von Robse dann bei der Bandvorstellung auch entsprechend gewürdigt: „Er ist zwar kein Uwe, aber hat das Zeug ein Uwe zu werden!“. Dafür das heute schon drei Bands gespielt haben, gehen die Karlsruher richtig gut ab und auch EQUILIBRIUM geben ihr Bestes. Nach 4 Wochen Tour ist das weder selbstverständlich, noch üblich. Noch weniger als eine Handvoll Termine und dann dürfen die Epic-Metaller endlich ins Bett fallen und sich über die schönen Erinnerungen freuen.

Equilibrium

EQUILIBIRUM ziehen ein sehr breitgefächertes Publikum an und jede Altersgruppe scheint zu gleichen Teilen anwesend zu sein. Das kann für und gegen einen Besuch sprechen. Wenn neben dir ein 17-jähriger steht, der gerade seine Metal-Entjungferung feiert, ungelenk durch die Gegend eiert und noch dazu aussieht wie Olaf Schubert, dann ist das einerseits schön, kann aber auch anstrengend werden. Gerade die Jungen werden sich über den Pagan-Party-Overkill freuen, für alle anderen können vier Partybands auch zuviel des Guten sein und auch der Sound war an mehreren Stellen nicht wirklich prall.

Equilibrium

15.10.2016

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