Architects, While She Sleeps und Fit For An Autopsy
live in Wiesbaden

Konzertbericht

Billing: Architects, While She Sleeps und Fit For An Autopsy
Konzert vom 07.08.2017 | Schlachthof, Wiesbaden

ARCHITECTS

Als die ARCHITECTS um 22 Uhr mit „Nihilist“ vom aktuellen Album „All Our Gods Have Abandoned Us“ auf die Bühne kommen, entfesselt sich ein wahrer Begeisterungssturm. Ausgestreckte Arme und emotional verzerrte Gesichter, so weit das Auge reicht. Es ist eben einfach Fakt – der Gesang von Sam Carter ist live unschlagbar. Teilweise grenzen seine Schreie schon fast an Pigsqueals, jeder Schrei geht dem Publikum durch Mark und Bein. Die Lichtshow mag auf den ersten Blick etwas übertrieben wirken – Blitze, Licht- und Farbwechsel – trägt aber natürlich auch keinen unwesentlichen Anteil an der Dynamik.

ARCHITECTS haben heute viel zu erzählen

Sam Carter ist heute ganz schön redselig, er bedankt sich für die Unterstützung und erzählt, dass die Band hier und heute ihre größte Headlinershow überhaupt spielt. Der Schlachthof in Wiesbaden ist nämlich ausverkauft, was sich zweitens an den Temperaturen und erstens an der Lautstärke der Fangesänge bemerkbar macht. Die Wiesbadener unterbrechen und übertönen ihn dann einfach mit einem amtlichen Ständchen zu Ehren des Gitarristen Adam Christianson. Der wird heute dreißig und ist „ganz ohne zu schleimen“ nach Aussage von Carter, der „beste Mann in der Band“.

Vor „Devil Is Near“ gibt es die übliche Lobeshymne auf das Engagement von Sea Sheperd. Ein Verein, dem die ARCHITECTS sich sehr verbunden fühlen und zu dessen Bekanntmachung in Deutschland sie maßgeblich beigetragen haben. Als der Song dann richtig losbrettert, mischen sich schnell fiese Störgeräusche unter den Sound und die Band muss nach einer knappen Minute abbrechen. „Sorry, aber wir wollen euch den bestmöglichen Sound bieten und mit dem fucking Tinnitus im Ohr, geht das nicht so gut“ entschuldigt sich Carter und versucht die Zwangspause zu überbrücken. Das Publikum übernimmt und singt einfach ein zweites Ständchen für Adam, doppelt hält besser. Der zweite Anlauf von „Devil Is Near“ klappt dann auch gleich besser und da wir schon mal bei devil sind, gibt es anschließend den alten Klassiker „Devil’s Island“.

Die Wiesbadener erfüllen ihre verdammte Pflicht und singen lautstark mit

Generell können sich die ARCHITECTS über das Engagement der Fans heute nicht beschweren. Nicht selten übertönen diese die Band, was „Phantom Fear“, „Naysayer“ und „Match Made In Heaven“ noch den zusätzlichen Kick gibt und für Gänsehaut sorgt. Ein dickes Lob auch an den Soundmann der Band – es knallt dermaßen fett, dass man sich zwangsläufig bewegen muss. Nach „Naysayer“ verlässt die Band die Bühne, da das Licht nicht angeht, wird fest mit einer Zugabe gerechnet.

Eine Zugabe, die auf sich warten lässt. Kurz herrscht Unsicherheit, ob die Zugaben nicht doch den Unterbrechungen bei „Devil Is Near“ zum Opfer fallen. Einige – abnormal vor Schweiß triefende Menschen – verlassen schon die Halle. Da kommen die ARCHITECTS doch noch mal mit „Match Made In Heaven“ zurück auf die Bühne und alle Anwesenden mobilisieren ihre letzten Kräfte, springen und singen begeistert mit.

Vor dem letzten Song möchte Sam nochmals an den verstorbenen Gitarristen Tom erinnern, es fällt ihm sichtlich schwer. „Keep Talking“ steht auf dem LIONHEART-Shirt des Mannes, der vor mir steht. Die meisten Besucher sehen das im Moment anders und können so kurz vor dem Finale mit den ausschweifenden Worten von Sam Carter nichts mehr anfangen. Genervte Kommentare, dass die Band lieber spielen statt quatschen soll, häufen sich. Die ARCHITECTS kriegen davon natürlich nichts mit und lassen schließlich mit „Gone With The Wind“ den Rausschmeißer auf die Wiesbadener los. Für Tom, dessen Geist nach Aussage von Sam in jeder Note und jedem Wort von ARCHITECTS steckt.

Galerie mit 10 Bildern: Architects live - Schlachthof Wiesbaden 2017

Emotionale Sauna mit Topband-Aufguss

Kritik könnte man, wenn überhaupt, an der sehr heftigen Lichtshow der ARCHITECTS äußern. Viele Fans halten über ganze Parts die Augen geschlossen und zwar nicht bedingt durch leidenschaftliche Hingabe, sondern aus Angst vor epileptischen Anfällen. FIT FOR AN AUTOPSY hätten etwas dicker auffahren können und WHILE SHE SLEEPS entwickeln sich langsam zum Streber, wo das wohl noch hinführt? Beim Rausgehen hört man aus allen Ecken nochmals unterschiedliche Highlights, die den Fans der ARCHITECTS nachhängen: „Fuck it, I’m a dreamer and I’m dreaming on “ oder „No love, no empathy“ oder „He doesn’t fucking love us. Bäääh“ … ein traumhafter Abend geht zu Ende. Ein Abend für Leute, die sich gerne bei 60 Grad stundenlang anschreien und zuballern lassen.

Wer von den drei Bands nicht genug kriegen kann, kann alle gleich nächste Woche beim Summer Breeze wieder live anschauen.

Setlist ARCHITECTS

  • Nihilist
  • These Colours Don’t Run
  • Dead Man Talking
  • C.A.N.C.E.R.
  • Phantom Fear
  • The Devil Is Near
  • Devil’s Island
  • Broken Cross
  • Downfall
  • Gravedigger
  • Gravity
  • Naysayer
  • Match Made In Heaven
  • Gone With The Wind

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08.08.2017

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1 Kommentar zu Architects, While She Sleeps und Fit For An Autopsy - live in Wiesbaden

  1. A.lI.en sagt:

    Der Mann am Mikro von Fit For An Autopsy ist schon lange nicht mehr Nate Johnson (der sang zuletzt auf „Hellbound“ von 2013), sondern Joseph Badolato (der bereits seit dem 2015er „Absolute Hope Absolute Hell“ den posten übernommen hat).