Architects
For Those That Wish To Exist - Tour 2023
Konzertbericht
Die Tour, die sich eigentlich hauptsächlich um den aktuellen Release aus dem Jahre 2021 drehen sollte („For Those That Wish To Exist“- Release Februar 2021) fiel in der damaligen Planung und Durchführung der Pandemie zum Opfer. Statt die Tour jedoch einfach nur zu canceln und sich auf die neueste Veröffentlichung „The Classic Symptoms Of A Broken Spirit“ zu fokussieren, hielten Samuel David Carter und Co. an ihren Plänen fest. Und so kommt es, das man dann mit einer kleinen, zweijährigen Verspätung dann doch endlich die Show besuchen kann, auf die man so lange gewartet hat. „I´ve been waiting for this so loong…!“ (O-Ton einer Britin vor der Sporthalle in Hamburg). Ja. Wir haben alle gewartet. Waren alle geduldig und verdienen uns diesen Abend mit einem ziemlich runden Billing. Aber sowas von!!
SLEEP TOKEN
Sind SLEEP TOKEN noch ein Geheimtipp? Wenn ja, dann ist der Norden sehr gut informiert, den bereits bei der ersten Band des Abends ist die Halle ordentlich gefüllt. Wir meinen hier gefüllt mit Menschen und nicht den Zustand des Getränkekonsums. SLEEP TOKEN aus Großbritannien sind ein Kollektiv an Musikern, die ihre Identität hinter Masken und Kutten versteckt hält. Lediglich der Bandleader ist unter dem Pseudonym „Vessel“ bekannt. Ihre Musik ist schwer einzuordnen, schwer in eine Kategorie zu pressen. Das sollte man vielleicht auch nicht, und wenn man eine Beschreibung sucht, dann könnte man es in die progressive Schublade schieben. Als es um 19Uhr dunkel auf der Bühne wird schieben sich aber erstmal die dunklen Gestalten von SLEEP TOKEN auf die Bühne. Die Atmosphäre ist direkt wie elektrisch aufgeladen. Die Fans der Band wurden sicherlich auch nicht ganz ungeschickter Art kurz vor Tour-Start noch mit zwei neuen Single-Releases verwöhnt und aufgeheizt. Mit einem der neuen Songs starten SLEEP TOKEN heute auch ihr Set. Die Performance der Band ist speziell. Die Bühne bleibt im Halbdunklen. Die Gestalten sind in Kutten gehüllt. Die Musik schwebt förmlich in die Halle. Ein bisschen hat das Ganze etwas von einer gemeinsamen Séance. „Worship“- das Wort, welches die Band für sich und seinen Output nutzt, beschreibt es am Besten. Das Publikum lauscht andächtig, in gemeinsamer Verehrung, und gleichzeitigen Faszination. Das Set von SLEEP TOKEN ist fast schon zu kurz. Man möchte weiter in dieser statisch geladenen Atmosphäre baden. Bitte nur noch ein bisschen, Okay? Nein. Nach 30 Minuten erhellt sich wieder die Halle. War schön SLEEP TOKEN.
SETLIST:
- Chokehold
- Alkaline
- Hypnosis
- The Love You Want
- Higher
- The Offering
NORTHLANE
NORTHLANE zerschlagen die andächtig, ruhige, von SLEEP TOKEN hinterlassene Stimmung binnen Sekunden. Vor der Bühne ist mittlerweile gut was los und der erste Circle Pit dreht zu „Clarity“ und „Plenty“ munter seine Kreise. Ziemlich munter unterwegs sind auch NORTHLANE. Fronter Marcus Bridge gibt den Duracell-Hasen und läuft wie angeknipst hin-und her, springt auf und ab und animiert das Publikum. Lässt sich hier auch keiner zweimal sagen, denn irgendwie liegt die Stimmung hier heute Abend sehr Richtung „Bock auf Feiern“. Das Set hat sich NORTHLANE aus ihren letzten, beiden Alben „Obsidian“ und „Alien“ zusammengebaut und trifft damit genau ins Schwarze. Die Band aus Down Under dreht hier mal eben die Halle auf links.
SETLIST:
- Clarity
- Plenty
- Echo Chamber
- 4D
- Carbonized
- Quantum Flux
- Clockwork
- Bloodline
- Talking Heads
ARCHITECTS
Die verlässliche Gerüchteküche seit Beginn der Tour hat uns informiert, dass wir uns auf ein 2-stündiges Set von ARCHITECTS einstellen können. 2 Stunden. Also in Worten ZWEI(!) Stunden ARCHITECTS. Holy Hell! Um an dieser Stelle ein Album zu zitieren. Aber die Band aus Brighton startet erstmal mit Tracks aus ihrem Release „For Those That Wish To Exist“ bevor die Schneise über weitere Alben gezogen wird. Tatsächlich kommen so alle auf ihre Kosten. Wirklich alle. Denn entgegen der etwas sanfteren Töne der neuen Scheibe, arbeiten ARCHITECTS ebenfalls einen Kracher nach dem anderen aus der Vergangenheit ab. Das Ganze noch gezuckert mit Momente, in denen sich Sam Carter, wie der ein oder andere von ihm schon kennen mag, an das Publikum wendet, um ehrliche Worte für die vergangenen zwei Pandemie-Jahre und das Thema mentale Gesundheit zu finden. Hier bringt er sich selber sogar persönlich ein und erzählt von seinen eigenen Tiefpunkten der letzten Monate. Als Bestätigung und Antwort gibt es „ARCHITECTS“ Sprechchöre aus der Menge, die der Fronter fast schon schüchtern grinsend auf der Stage stehend entgegen nimmt. Eine Stage, in deren Mittelpunkt sich ein massiver Gerüstaufbau für die Band und eine riesige Videoleinwand befindet, die das Set mit Videosequenzen untermalt.
Mit Carter´s Idee sich zwischen zwei Songs doch mal links und rechts umzuschauen, und sich der nächsten, neben einem stehenden, fremden Person vorzustellen, kann nicht jeder etwas anfangen, doch nach einigen Sekunden der Stille raunt es in der Halle wie ein Bienenschwarm und die Menschen reden tatsächlich miteinander. Miteinander kommunizierende, fremde Menschen. Verrückt. Verrückt auch die Tatsache, das Carter eben noch erwähnt, dass er die Metal-Gemeinde immer wieder dafür feiert, dass gegenseitig aufeinander aufgepasst wird und im nächsten Moment, als er zu „Burn Down My House“ ansetzt, er nach den ersten Tönen wieder unterbricht, weil eine Unruhe in der Halle entstanden ist. Ein Metalhead wird mit Geleit zu den Sanitätern aus der Mitte der Halle/Menge gebracht. Aber alles gut. Hoch erhobene Daumen Richtung Bühne signalisieren, dass es sich hier wohl um einen Kreislaufkollaps handelt. Japp, da wird aufeinander aufpasst. Sänger ist beruhigt und ARCHITECTS widmen sich weiter ihrem kleinen Akustik-Set, welches natürlich romantisch mit Feuerzeugen…ach nein.. Handylichtern gefeiert wird. Schon schön. Mit „Hereafter“ und „Doomsday“ wird nochmal Schnappatmung und Vollgas eingefordert, bevor es nach über zwei Stunden mit „Nihilist“, “ When We Were Young“ und „Animals“ noch drei Zugaben oben drauf gibt.
Man könnte wirklich sagen, dass ARCHITECTS mit ihrer Setlist heute Abend ein glückliches Händchen bewiesen haben. Die neueste Veröffentlichung der Band zeigt ja deutlich die neuen, musikalischen Wege, die sicherlich nicht jeder Die-Hard-Fan der ersten Stunde gutheißen mag. Aber für heute und für diese Show, gab es für alle nochmal das Rund-Um-Sorglos-Metalcore-Paket.
SETLIST:
- Do You Dream Of Armageddon?
- Black Lungs
- Modern Misery
- Be Very Afraid
- These Colours Don´t Run
- Deep Fake
- Tear Gas
- Giving Blood
- Impermanence
- Meteor
- Discourse Is Dead
- Broken Cross
- Little Wonder
- a new moral low ground
- Dead Butterflies
- Royal Beggars
- A Match Made in Heaven
- Memento Mori (Acoustic)
- A Wasted Hymn (Acoustic)
- Burn Down My House (Acoustic)
- Hereafter
- Doomsday
- Nihilist
- When We Were Young
- Animals
Galerie mit 19 Bildern: Architects - For Those That Wish To Exist -Tour 2023 in Hamburg
Bilder aus Hamburg/Bericht: Jeanette Grönecke-Preuss
Bericht & Bilder aus Ludwigsburg und Bilder aus Berlin gibt’s auf der nächsten Seite! (Ja, es war nahezu ein deutschlandweites Redaktionstreffen.)
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