Arch Enemy + Behemoth
The European Siege 2022

Konzertbericht

Billing: Behemoth, Arch Enemy, Carcass und Unto Others
Konzert vom 14.10.2022 | Columbiahalle, Berlin

Schwarzmetallisches Theater

Galerie mit 28 Bildern: Behemoth - The European Siege Tour 2022 in Berlin

Mit epischer Wucht, Feuer und einer Menge Theatralik reiht sich „The Deathless Sun“ in BEHEMOTHs Live-Kanon ein. Wem dabei nicht die Kinnlade runterklappt, ist wahrscheinlich im Headbangen gefangen. Als Inferno das Intro zu „Ov Fire and the Void“ in gewohnter Hyper-Geschwindigkeit einleitet, sind alle Dämme im Publikum gebrochen. Einer schwarzmetallischen Biest gleich bersten sich BEHEMOTH durch die Berliner Columbiahalle. Das Publikum dankt es mit ausgelassenem Moshpit.

Die Energie der Meute überträgt sich auf Nergal, der wie eine Viper über die Bühne hetzt und dem Publikum weiter Feuer unter dem Hintern macht. Pausen zum Durchatmen gewähren sich BEHEMOTH trotz der zahlreichen Feuersalven auf der Bühne nur einmal. Und die wird von Nergal intelligent genutzt, um Mittels blauem und gelbem bengalischem Feuer Solidarität für die Ukraine zu bekunden. Nach der kurzen Pause geht es dann aber ungehemmt weiter. Nergal wechselt von Song zu Song sein Outfit und das Publikum feiert jeden Klamottenwechsel. Nur das Mitsingen der Songs möchte den BerlinerInnen nicht ganz gelingen. Bei „Blow Your Trumpets Gabriel“ etwa fordert Nergal das Publikum auf, den Befehl mit zurufen, ohne großes Ergebnis. Ganze 70 Minuten dauert das Spektakel, das BEHEMOTH da auf der Bühne zelebrieren und sie zementieren damit erneut, dass sie jenseits mancher Ausverkaufs-Kritiken, immer noch (oder jetzt erst Recht) zu den besten Live-Performern zählen.

Da kommt ja noch was

Galerie mit 38 Bildern: Arch Enemy - The European Siege Tour 2022 in Berlin

Angesichts der fast schon cineastischen Opulenz, die BEHEMOTH in ihre Show gelegt haben, mag man fast vergessen, dass das noch nicht der gloriose Abschluss eines bis hierhin prall gefüllten Abends ist. Zum zweiten Mal wird ein Vorhang vor die Bühne gezogen, was nach BEHEMOTH überflüssig wirkt. Dennoch wissen ARCH ENEMY auf ihre ganz eigene Art, die Spannung für die Fans hochzuhalten. Durch Strahler auf der Bühne werden, Alissa, Michael und Co. schemenhaft auf die Rückseite der Leinwand projiziert, während Alissa das Publikum ein Stimmung bringt. Der Vorhang fällt und mit „Deceiver, Deceiver“ gibt es gleich auf die 12.

Man merkt schnell, dass ein Großteil des Publikums vorrangig für ARCH ENEMY gekommen sind, denn nun gibt es für die BerlinerInnen kein Halten mehr. Vor allem die wie immer charismatische Alissa wird unter tosendem Jubel willkommen geheißen. Nach einem furiosen „War Eternal“ kündigt Alissa mit „Ravenous“ DEN Klassiker der Angela-Gossow-Ära an. Gerade Fans der alten Schule fühlen sich nun angesprochen. Allgemein richtet sich das Set von ARCH ENEMY aber eher an die Fans, die erst seit dem Einstieg von Alissa zur Band gefunden haben. Die machen anscheinend den Löwenanteil des Publikums aus. Sei es „In The Eye Of The Storm“, „The Eagle Flies Alone“ oder „As Pages Burn“ – Alissa hat das Publikum fest in ihrem routinierten Würgegriff.

Doch in diesem liegt die Kehrseite der Medaille. Immer wieder wirkt das Geschehen auf der Bühne zu abgeklärt, zu sehr einstudiert. Wer schon mehrere Konzerte von ARCH ENEMY gesehen hat, kann die ein oder andere Handbewegung Alissas oder Michaels vorhersehen, zum Beispiel wenn an den immer gleichen Stellen die Flagge geschwungen wird. Bei einer musikalisch ohnehin theatralischen Band wie BEHEMOTH ist sowas erwartbar beziehungsweise weniger schmerzhaft. Aber (Melodic) Death Metal lebt von roher Energie und Emotionen. Zufälle sind da sogar willkommen. Dem Großteil des Publikums scheint das jedoch egal zu sein, schließlich werden hier die ein oder anderen Lieblingshymnen gewaltig in Szene gesetzt. Und so gehen am Ende einige tausend Fans überglücklich aus der mächtig aufgeheizten Halle, nachdem ARCH ENEMY einen bis zum letzten Slot perfekt gefüllten Konzertabend für beendet erklären.

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25.10.2022

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