Arch Enemy
Arch Enemy
Konzertbericht
Und die haben ja bekanntlich so ihre Mühen mit den Auftritten in der Hansestadt. Ob undefinierbares Unwohlsein oder, wie beim Gig im Logo vor zwei Jahren, plötzlicher Bluthusten: Frontröhre Angela Gossow hatte immer einen Grund parat, um den jeweiligen Auftritt in Hamburg frühzeitig zu beenden und die Fans auf einen späteren Zeitpunkt zu vertrösten. Man durfte also gespannt sein, was Frau Gossow diesmal für das hanseatische Publikum aus der Krankheitentrickkiste zaubern würde. Und siehe da, man wurde nicht enntäuscht. Selbstgedruckte Schilder prangten an allen Wänden der Markthalle und verkündeten warnend „Während der Arch Enemy-Show bitte nicht rauchen!“. Auf wessen Mist das wohl wieder gewachsen sein mag? Man konnte sich also schon mal darauf einstellen, die Tagesthemen noch gemütlich auf dem heimischen Sofa verfolgen zu können. Ulli Wickert musste an diesem Abend jedoch auf einige Zuschauer aus dem Hartwurstsektor verzichten, denn ARCH ENEMY schafften es doch tatsächlich, ihre Show bei bester Gesundheit ordnungsgemöß zu beenden! Auch wenn die Spielzeit von 75 Minuten nebst Intro und Drumsolo (sehr cool!) nicht gerade rekordverdächtig lang, für einen Headliner sogar eher mau war, so muss man den Meldodeathern eine hervorragende Leistung attestieren. Nebst einem, wer hätte das nur gedacht, glasklaren, transparentem aber trotzdem wuchtig-drückenden Sound boten ARCH ENEMY eine Mannschaftsleistung zum Zunge schnalzen. Daniel Erlandsson traktierte seine Schießbude punktgenau und ebenso virtuos wie Gitarrengott Michael Amott und Basshühne Sharlee D´Angelo es mit ihren Arbeitsgeräten taten, Neugitarrist Fredrik Akesson bewies, warum er jetzt an der zweiten Klampfe für den ausgestiegenen Christopher Amott steht und Angela Gossow hatte nicht vergessen, dass sie einiges wieder gut zu machen hatte. Sie brüllte und moshte sich also dementsprechend bis zum bitteren Ende den Frosch aus dem Hals und die Seele aus dem Leib. Ganz starke Leistung, auch wenn eingefleischte Anhänger der Liiva-Ära wohl anders drüber denken werden. Songtechnisch bewies man ebenfalls ein glückliches Händchen und präsentierte einen guten Querschnitt durch die Bandgeschichte, auch wenn das Hauptohrenmerk natürlich auf den Gossow-Werken lag. So gab es deftiges von der „Wages Of Sin“ (Burning Angel, Heart Of Darkness, Ravenous, Dead Bury Their Dead), wenig von der schwachen “Anthems Of Rebellion” (We Will Rise, Dead Eyes See No Future) und nur die Perlen vom aktuellen Album “Doomsday Machine” (Taking Back My Soul, Nemesis, My Apocalypse, I Am Legend/Out For Blood, Skeleton Dance). Mit “Bury Me An Angel” und dem Sabina Classen (HOLY MOSES) gewidmeten “Diva Satanica” schlichen sich in die Setlist sogar zwei Klassiker von den Frühwerken „Black Earth“ bzw. „Stigmata“ ein, von denen es ruhig hätte mehr geben können. Ein positiv überraschender Auftritt, der hoffentlich nicht der letzte seiner Art in Hamburg bleiben wird.
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