Any Given Day & To The Rats And Wolves
live in Hamburg
Konzertbericht
Der vierte Tag der aktuellen „ANY GIVEN DAY vs. TO THE RATS AND WOLVES Tour“ führt uns nach Hamburg – zum vierten Mal heißt es auch heute Abend: „sold out“. Metalcore „zum Anfassen“ gibt es heute in Hamburger Logo – dass morgen Montag ist, interesseirt die meisten Anwesenden dabei herzlich wenig. So ist die Stimmung ausgelassen, und der Schweiß tropft von der niedrigen Decke. Aber beginnen wir von vorn …
Feierstimmung bereits bei den Vorbands
Den Anfang machen die beiden Vorbands BREATHE ATLANTIS und FOR I AM KING, die das Logo bereits früh in Stimmung versetzen: Man kann kaum einen Fuß vor den anderen setzen, und es wird bereits ausgelassen gefeiert. Und gerade letztere Band hat mit Frontfrau Alma Alizadeh ein Ass im Ärmel, denn die Frau hat eine Megastimme. Hut ab! Zum Abschluss gibt es noch schnell ein Abschlussfoto, wobei noch auf den den Geburtstag eines Bandmitglieds hingewiesen wird, was das Publikum sofort mit einem „Happy Birthday“ quittiert.
TO THE RATS AND WOLVES „scheißen auf den morgigen Tag“
Nach einer kurzen Umbaupause betreten TO THE RATS AND WOLVES die Bühne und starten den heutigen „Hauptkampf“, wenn man dem Titel der Tour trauen kann. Sofort nachdem die Truppe zu den letzten Tönen des Intros (EIFFEL 65 – „Blue“) die Bühne entert, geht die Stimmung durch die Decke. Und das nicht nur bei den Fans – auch bei der Band, insbesondere bei den beiden Sängern, die auf der Bühne hin und her flitzen, als gäbe es kein Morgen. Dabei müssen beide – auch wenn sie nach eigener Aussage „nicht die Größten sind“ – ständig aufpassen, dass sie sich nicht den Kopf an der sehr niedrigen Clubdecke stoßen. Dass an diesem Tag Sonntag ist, macht den Umstand der Eskalation nicht besser, so dass die Band kurzerhand alle auffordert „auf den morgigen Tag zu scheißen“ und ordentlich abzufeiern. Leider ist der Club mit seiner Deckenhöhe auch nicht wirklich nett zu Crowdsurfern, wie wir spätestens bei dem Aufruf, alle Frauen auf die Schultern zu nehmen, merken. Wer hier den Kopf nicht eingezogen hat, hängt wirklich genau unter der Decke. Dies scheint aber zum Glück niemanden zu stören, denn Crowdsurfer beobachten wir trotzdem den ganzen Abend über.
Da es sich bei der Tour ja um eine Co-Headliner-Tour handelt, dachten sich TO THE RATS AND WOLVES und ANY GIVEN DAY, dass sie jeweils einen Song der anderen Band covern wollen. Bei den „RATS“ fällt die Wahl auf „Home Is Where The Heart Is“, bei dem die Fans schon einmal zeigen, dass sie nicht nur bei einer der beiden Band textsicher sind. So geht es mit Power und Party durch ein gefühlt viel zu kurzes Set, als die Truppe kurzerhand die Bühne verlässt, sich aber nach lauten Zugaberufen nochmal für zwei weitere Songs auf die Bühne bitten lässt. Während der Zugabe kommt dann noch ein Gesicht auf die Bühne, das wir kurze Zeit später noch länger sehen sollen: Bei „Anywhere For You“ lässt es sich der Gitarrist von ANY GIVEN DAY nicht nehmen, selber mitzusingen.
Kurz danach ist der Auftritt dann auch wirklich vorbei. Die Band spielt fast eine Stunde, aber die Zeit dahin vergeht wie im Flug und hätte ruhig länger sein können. Die einzige Frage, die wir und bestimmt noch viele andere uns danach stellen, ist: Warum wählt man als Outro „Ohne Dich“ von der MÜNCHENER FREIHEIT!? Haben die Lack gesoffen? Oder ’ne Wette verloren?
Setlist:
01. Intro + Cheap Love
02. Young.Used.Wasted.
03. Starting all over
04. Schoolyard Warfare
05. The Game
06. Wild at heart
07. HIWTHI
08. Blackout
09. Kill the DJ
Zugabe:
10. Anywhere for you
11. Suburban Romance
ANY GIVEN DAY bieten Metalcore zum Anfassen
Die zweite Runde des Schlagabtauschs wird von ANY GIVEN DAY zelebriert. Wenn man nun einen Blick in die ersten Reihen wirft, fällt auf, dass der Frauenanteil plötzlich deutlich zurückgegangen ist. Dieser „gewonnene“ Platz wirkt sich aber nicht negativ auf die Stimmung aus – ganz im Gegenteil. Dieser wird kurzerhand für Moshpits genutzt, welche spätestens ab dem zweiten Song nicht mehr wegzudenken sind. Sänger Dennis lobt nach einer Handvoll Songs die hohe Präsenz von Damen im Moshpit – da sind die also alle hin.
Die Band feuert ein Brett nach dem anderen in die tobende Masse, sodass es auch nicht lange dauert, bis der Schweiß von der Decke tropft. Zugegeben, die „RATS“ haben hierfür auch sehr gute Vorarbeitet geleistet. Wenn man dem Abend einen Untertitel geben möchte, so lautet dieser „Metalcore zum Anfassen“: Im Logo gibt es keine Absperrung zur Bühne, was nun einige Fans zum Stagediven nutzen. Die Band stört das aber keineswegs, und auch die anderen Kapellen, die das laufende Konzert aus dem Backstage beobachten, sind schnell auf den Geschmack gekommen und erklimmen immer wieder vereinzelt die Bühne, um sich in die tobende Menge zu schmeißen.
Dadurch und durch die ständige Bewegung im Pit wird es zwischenzeitlich so warm in der Location, dass die Band selber Wasser und Bier an ihre Fans verteilt, um für Abkühlung zu sorgen. Dies ist auch bitter nötig, um die folgenden Walls of Death und den Mega-Circle-Pit zum Song „Arise“ durchzustehen. Dazu gibt es die klare Ansage: „Ich weiß, dass hier überall Theken und Pfeiler im Weg stehen – scheißt da drauf und lauft einfach drum rum – ich will hier keinen mehr nur rumstehen sehen – alle sollen jetzt im Kreis laufen“. Den Part von Matthew K. Heafy übernimmt hierbei kurzerhand einer der Sänger der „RATS“.
Nach einer kurzen Atmenpause und lautstarken Zugaberufen spielt die Band ihren Coversong von TO THE RATS AND WOLVES, wobei die Wahl auf den Song „Riot“ fällt. Als finale Zugabe gibt es an diesem Abend einen weiteren Coversong – und zwar den, mit dem die Band einst bekannt geworden ist: „Diamonds“ von RIHANNA. Dass die Band mittlerweile aber auch ohne diesen Song auskommt und auf eigenen Beinen steht, sollte nach diesem Abend allerdings sehr deutlich geworden sein. Dennoch: Was innerhalb dieses Songs vor und auf der Bühne abgeht, ist schwer in Worte zu fassen: Gefühlt sind alle Bands des Abends auf der Bühne, etweder werfen sich die Musiker in die nochmal völlig ausrastende Menge oder übernehmen einfach mal spontan ein Instrument. Ein absolut würdiger Abschied!
Setlist
01. Endurance
02. Beginning of the End
03. Coward King
04. Never Say Die
05. Darkness Within
06. Dead and Gone
07. Levels
08. Hold Back To Time
09. Ignite The Light
10. Arise
11. Possessions
Zugabe:
12. My Doom
13. Riot (Rats cover)
14. Diamonds (Rihanna cover)
Wer nach dem Konzert nicht sofort nach draußen eilt, sondern noch etwas im Club bleibt, kann an jeder Ecke Künstler wiedererkennen, die sich mit ihren Fans unterhalten, Fotos machen oder Sprachnachrichten für Fans aufnehmen, die an diesem Abend leider nicht dabei sein können. Sympathischer geht es kaum.
Wenn es jemals einen wirklichen Kampf zwischen beiden Headliner-Bands gab, kann man sich ruhigen Gewissens auf ein Unentschieden einigen, denn den Sieg hätten wirklich beide verdient.
Text: Mirco Wenzel
Fotos: Cynthia Theisinger
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