Anathema & Alcest - The Optimist Tour 2017
Bericht aus Stuttgart und Berlin
Konzertbericht
Astra Kulturhaus, Berlin – 31.10.2017
Fotos von Andrea Friedrich
Nach den Erzählungen von einem überpünktlichen Auftritt von ALCEST in Stuttgart kommt man an diesem Abend lieber mal ausreichend früh zum Astra Kulturhaus. Und tatsächlich ist der erst für ca. 15 Minuten später angesetzte Einlass bereits in vollem Gange, als wir dann vor Ort aufschlagen. Unsere französischen Lieblingsavantgardisten spielen dann aber doch pünktlich um 19:30, dafür aber vor einem vollen Laden.
ALCEST
Galerie mit 18 Bildern: Alcest - The Optimist Tour 2017 in BerlinDass sich unter den Zuschauern nicht nur ANATHEMA-Fans befinden, sondern sich auch zahlreiche ALCEST-Fans eingefunden haben, wird klar, sobald diese die Bühne betreten. Der Jubel ist ihnen sicher, auch wenn man genrebedingt natürlich nicht mit überschwänglichem Abgehen oder Moshpits rechnen kann. ALCEST ist eben was für Genießer und lädt zum Innehalten und sich in der Musik verlieren ein. Dementsprechend ist die Show dann eben auch gestaltet. Ohne Trara, ohne aufwendige Performance, mit dem Fokus klar auf der Musik. Mastermind Neige reckt höchstens Mal eine geballte Faust in die Höhe, beschränkt Ansagen auf ein absolutes Minimum.
Musikalisch bieten er und seine Musiker dafür natürlich umso mehr. Vielschichtige Melodien bestehend aus Gitarren, die sich zu einem wahren Crescendo aufbauen und sich treffsicher in Hirn und Herz bohren. Die Vocals sind vielleicht nicht jedermanns Sache, aber wegen der Vocals geht man eigentlich auch nicht zu ALCEST. Die Setlist ist uns zwar leider durch die Lappen gegangen, scheint sich aber 1:1 mit der aus Stuttgart zu decken. So haben die Franzosen auch in Berlin eine ganze Stunde Zeit, die trotzdem viel zu schnell zu vergehen scheint.
ANATHEMA
Galerie mit 19 Bildern: Anathema - The Optimist Tour 2017 in BerlinAuch wenn man sich ALCEST noch viel länger hätte anhören können, freut man sich jetzt natürlich trotzdem auf ANATHEMA. Deren Auftritt beginnt – nach dem Intro – mit „San Francisco“ vom aktuellen Album „The Optimist“. Ein passenderes Stück hätten sie wohl kaum wählen können, um das Publikum in die richtige Stimmung zu versetzen. Es besticht nicht nur durch seine Eingängigkeit, sondern vor allem auch durch die Emotionen, die es unweigerlich auslöst.
Auch visuell haben ANATHEMA einiges zu bieten. Der Bühnenaufbau – nur aus einem weißen Backdrop bestehend – wird samt Band und Instrumenten zur Lichtspielleinwand. Die Eindrücke, die zu Anfang der Show erscheinen, zeigen in bewegten Bildern, was im Album-Booklet und dem Cover des 2001er Albums „A Fine Day To Exit“ bereits andeutet wurde. Es ergibt sich ein audiovisuelles Zusammenspiel, das einen augenblicklich in eine andere Welt mitnimmt.
Es folgt ein wahrer Marathon von einem Set, das erwartungsgemäß wie in Stuttgart zu einem guten Teil aus Songs von „The Optimist“ besteht. Aber vor allem auch einige der älteren Stücke lösen wahre Begeisterungsstürme im Publikum aus. Besonders beeindrucken die Stimmen von Vincent Cavanagh und Lee Douglas, bei denen natürlich jeder Ton sitzt. Ein besonderes Highlight stellen aber auch die Ansagen von Danny Cavanagh dar. Er tut sein Bestes, den ein oder anderen Spruch auf Deutsch rauszuhauen, und das ist vielleicht das einzige, womit er an diesem Abend scheitert.
Sei es das namentliche Ansprechen einzelner Zuschauer oder die Erklärung, wie es zum Titel „The Optimist“ kam (durch eine Doku über einen syrischen Flüchtling, der mittlerweile zum Freund der Band geworden ist), die Herzlichkeit, die ANATHEMA an den Tag legen, ist schlichtweg ergreifend und verschafft ihnen nur noch mehr Sympathiepunkte. Nach einer saftigen Zugabe mit ganzen vier Stücken gibt Danny als krönenden Abschluss dann noch einen Song von seinem gerade erschienenen Soloalbum zum Besten.
ANATHEMA wird man einfach nicht los
Kaum ist er mit seinem Solo-Stück durch, kommt der Rest der Band aber schon wieder auf die Bühne. Mit der Begründung, es sei ja ein besonderer Abend, da man in Berlin sei, geht es direkt mit einer zweiten Zugabe weiter, denn ANATHEMA haben offensichtlich immernoch ordentlich Bock. Sechs (!) weitere Songs gibt es noch auf die Ohren, und erst nach 2 Stunden und 15 Minuten räumen die kaum abgekämpft wirkenden Briten dann leider doch das Feld. Eine wirklich gelungene Überraschung, die sie den Berlinern da bereitet haben, und damit natürlich ein umso mehr gelungener Abend.
Setlist
(von der Bühne und von setlist.fm)
1. San Francisco
2. Untouchable Part 1
3. Untouchable Part 2
4. Can’t Let Go
5. Endless Ways
6. The Optimist
7. Lost Song Part 3
8. Barriers
9. Pressure
10. Dreaming Light
11. A Simple Mistake
12. Closer
Zugabe I
13. Firelight (Intro, vom Band)
14. Distant Satellites
15. Springfield
16. Back To The Start
17. The Exorcist (Danny Solo)
Zugabe II
18. Deep
19. Pitiless
20. Forgotten Hopes
21. Destiny Is Dead
22. Black Sabbath (Black Sabbath Cover)
23. Fragile Dreams
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