Anathema & Alcest - The Optimist Tour 2017
Bericht aus Stuttgart und Berlin
Konzertbericht
LKA Longhorn, Stuttgart – 19.10.2017
Stuttgart-Bericht und Fotos von Ruth Haberhauer
Vor wenigen Monaten erst, genauer gesagt im Juni dieses Jahrs, erschien mit „The Optimist“ das elfte Studioalbum der britischen Band ANATHEMA. Keine Frage, dass ihr neuestes Werk melodischen Düsterrocks auch live unter die Leute gebracht werden will, und so befinden sich die sechs Musiker bereits seit einiger Zeit auf großer Europatournee. Im Gepäck haben sie neben den neuen Songs auch eine Formation als Vorgruppe, die musikalisch zwar aus einer ganz anderen Ecke kommt, aber auch sehr melodisch und düster zu Werke geht: ALCEST. Deren letzte Platte „Kodama“ steht zwar schon eine ganze Weile in den Läden, aber die Kombination der beiden Bands hat durchaus etwas für sich.
ALCEST
Galerie mit 31 Bildern: Alcest - The Optimist Tour 2017 in StuttgartEine halbe Stunde zu früh und damit überpünktlich stehen Neige und seine Truppe an diesem Oktoberabend auf der spärlich beleuchteten Bühne des LKA Longhorn in Stuttgart. Der Titeltrack ihres aktuellen Albums eröffnet ein etwa einstündiges Set; „Kodama“ ist übrigens eine japanische Bezeichnung für Baumgeister. Wie von den Franzosen nicht anders gewohnt, wird routiniert und dennoch mit Leidenschaft zu Werke gegangen. Neige, der inzwischen etwas lockerer ist auf der Bühne, aber immer noch weit entfernt von Rampensau, macht hie und da kurze Ansagen in schlecht verständlichem Englisch. Es sei schon einige Jahre her, dass sie zuletzt im Longhorn gespielt hätten, damals als Support für KATATONIA.
Seine teils ätherisch entrückten, teils harschen Vocals schweben zwischen Gitarre und Bass bei ganz passablem Sound im Longhorn. Vom neuen Album kommt noch „Oiseaux De Proie“ und das treibende „Eclosion“ zu Gehör, dazu zwei Stücke vom 2012er Output „Les Voyages De L’Âme“. Das immer wieder großartige, obligatorische „Percées De Lumière“ leitet das Ende des Gigs ein, gefolgt von „Délivrance“, das in einem kleinen Gitarrensolo von Neige mündet, während die anderen Musiker grußlos von der Bühne gehen. Schließlich verschwindet auch er und lässt begeisterte Fans zurück, die die Band mit ihrem Applaus wieder hervorzulocken versuchen, jedoch ohne Erfolg.
Setlist:
1. Onyx
2. Kodama
3. Là Où Naissent Les Couleurs Nouvelles
4. Oiseaux De Proie
5. Eclosion
6. Autre Temps
7. Percées De Lumière
8. Délivrance
ANATHEMA
Galerie mit 27 Bildern: Anathema - The Optimist Tour 2017 in StuttgartDann wird es Zeit für die Briten aus Liverpool. Durch über 25 Jahre Bandgeschichte haben ANATHEMA eine große und treue Fangemeinde um sich scharen können. Seit sie auf ihrem dritten Langspieler ihre metallischen Wurzeln mehr und mehr abgestreift haben, rekrutiert sich ihr Publikum aus allen möglichen Altersklassen und Gesellschaftsszenen und -schichten. Entsprechend gemischt sind dann auch die Zuhörer an diesem Abend im zwar nicht ausverkauften, aber recht gut gefüllten Longhorn. Zuerst lässt sich Danny Cavanagh auf der Bühne blicken, Kopfhörer auf den Ohren und den linken Unterarm verbunden. Zu den Klängen des wunderbaren Instrumentals „San Francisco“ vom aktuellen Album erscheinen die Mitglieder von ANATHEMA dann einer nach dem anderen vor dem Publikum, jedes Mal neue Begeisterungsstürme auslösend.
Die folgenden etwa zwei Stunden werden dann auch keinen der anwesenden Fans enttäuschen. Die Band ist bestens gelaunt, Vincent Cavanagh fegt begeistert über die Bühne und hat das Geschehen fest im Griff. Auch hier spielt der Sound im Longhorn wieder recht gut mit und bringt die außergewöhnlichen Melodien genauso zur Geltung wie die klaren Gesangsparts von V. Cavanagh und Lee Douglas, die sich auch im Duett sehr schön ergänzen. Ein guter Teil der Setlist speist sich natürlich aus dem neuen Album, und hier zeigt sich deutlich, dass die Fans es schon gut kennen und sehr positiv aufgenommen haben.
Bis auf ein paar wenige Songs spielen ANATHEMA „The Optimist“ komplett. Ansonsten schöpft die Band aus ihrem reichen Fundus und erfreut die Fans mit teils schon in die Jahre gekommenen, teils neuen Stücken. Nach dreizehn Songs gönnt man sich eine Verschnaufpause, um dann aber für eine ausführliche Zugabe wieder auf die Bühne zu kommen. Das intensive „Fragile Dreams“ beendet einen Abend, an dem die Alternative-Rocker von der Insel kaum Wünsche offenlassen.
Setlist:
(Intro vom Band – Love on a Real Train von Tangerine Dream)
1. San Francisco
2. Untouchable, Part 1
3. Untouchable, Part 2
4. Can’t Let Go
5. Endless Ways
6. The Optimist
7. Lost Song, Part 3
8. Barriers
9. Pressure
10. Dreaming Light
11. Lightning Song
12. A Simple Mistake
13. Closer
Zugabe:
14. (Firelight vom Band)
15. Distant Satellites
16. Springfield
17. Back to the Start
18. Fragile Dreams
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