Anathema
'Resonance – A Celebration Of The Entire History Of Anathema Music' - live in Bochum
Konzertbericht
Bereits zu Beginn des Konzertes war förmlich zu spüren, wie einige Besucher auf heißen Kohlen saßen und auf die ganz alten Nummern warteten. Denjenigen steht die Ernüchterung ins Gesicht geschrieben, als mit „Crestfallen“ der zwar erste von den Briten geschriebene Song angekündigt wird, dieser dann jedoch in einer in die Neuzeit transportierten Version dargeboten wird, die auch auf der „Falling Deeper“-Veröffentlichung aus dem Jahr 2011 enthalten ist. Rettung in Sicht, als mit Darren White das ehemalige Gesicht der Band die Bühne mit einem Glas Rotwein in der Hand betritt. Der Mann hat Bock und auch die restlichen Musiker ziehen mit dem grandiosen und in Reinform gespielten „Kingdom“ nach. Herr White genießt derzeit anscheinend seinen zweiten Frühling, so kraftvoll tönt seine Stimme durch die Matrix. Mit „Under a Veil (of Black Lace)“ und „Lovelorn Rhapsody“ dürfte so manch Kindheitstraum im verhältnismäßig weiblich bestückten Publikum in Erfüllung gehen, wurden beide Stücke doch seit 1995 nicht mehr live gespielt. So präsent wie sich Darren White gibt und dazu noch mit semi-professionellen deutschen Ansagen unterhält, so zurückhaltend agiert Duncan Patterson am rechten Rand der Bühne. Hier treffen Welten aufeinander, doch wirken beide vollständig in das restliche Bandgefüge integriert und werden nach dem vorerst abschließenden Stück „They (Will Always) Die“ sowohl von den restlichen Mitgliedern, als auch dem Publikum geherzt. Ohne Zugabe kommt an diesem Abend aber keiner davon, vor allem wenn eins der bekanntesten Stücke der Karriere noch fehlt. Gemeint ist selbstverständlich „Sleepless“, für welches nochmals die letzten Reserven aufgebraucht werden, was nach drei Stunden Spielzeit auch logisch erscheint. Alles paletti also? Vertraut man Stimmen aus anderen Städten, in denen die Tour bereits Halt machte, fehlen an diesem Abend bedauerlicherweise gleich drei Songs in der Setlist („Angelica“, „Shroud Of Frost“, „Sleep In Sanity“), was auf die zeitgebundenen Lautstärke-Vorschriften des zentral gelegenen Clubs zurückzuführen sein dürfte. Als kleine exklusive Überraschung leiten die Briten dafür aber im Anschluss der Zugabe nahtlos in den rotzig-rockigen „666“-Schlusspart von „Nailed To The Cross (666)“ über, sodass schlussendlich jedermann zufrieden sein dürfte. Angesichts einer Spielzeit von gut drei Stunden und solch einer speziellen Songauswahl sollte dies aber ohnehin außer Frage stehen.
So geht ein wahrlich historischer Konzertabend zu Ende, der abermals die Authentizität einer Ausnahmeformation wie ANATHEMA unterstrichen hat. Während der Umbaupausen wurden einige Stimmen laut, die vehement eine Live-Aufnahme von einem der noch zwei folgenden Termine (London, Irland) forderten. Ob und wie dies möglich erscheint oder gar geplant ist, steht in den Sternen geschrieben, das Format dazu hätte dieser musikalische Leckerbissen aber allemal.
Set 1: Aktuelles Line-Up
- Anathema
- Distant Satellites
- Untouchable, Part 1
- Untouchable, Part 2
- A Simple Mistake
- A Natural Disaster
- Closer
- Pressure (erstmals seit 2011)
- One Last Goodbye
Set 2: Duncan Patterson
- Shroud of False
- Fragile Dreams
- Empty
- Lost Control
- Eternity Part I (erstmals seit 1999)
- Eternity Part II (erstmals seit 2000)
- Eternity Part III?(erstmals seit 2009)
- Sunset of Age (erstmals seit 2004)
- A Dying Wish
Set 3: Darren White & Duncan Patterson
- Crestfallen (Falling Deeper-Version)
- Kingdom (erstmals seit 2011)
- Mine Is Yours to Drown In (Ours Is the New Tribe)
- Under a Veil (of Black Lace) ?(erstmals seit 1995)
- Lovelorn Rhapsody (erstmals seit 1995)
- They (Will Always) Die (erstmals seit 1994)
Zugabe:
- Sleepless
- 666 (erstmals seit 2009)
Text & Fotos: Richard Mertens
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