Amorphis
The Beginning Of Times Tour 2011 - Amorphis live in Jena
Konzertbericht
AMORPHIS
Schon seit so einigen Jahren besuche ich regelmäßig Metal-Konzerte und ausnahmslos immer waren die Frauen im Publikum deutlich schlechter vertreten als die Männer. Heute allerdings habe ich schon den ganzen Abend den Eindruck, dass außergewöhnlich viele Damen den Weg ins Jenaer F-Haus auf sich genommen haben und als die Show von AMORPHIS bevorsteht, bestätigt sich diese Impression. Sie wandelt sich sogar zu der, dass ich erstmals ein Konzert erleben darf, an dem die Zahl der Frauen sogar überwiegt, denn urplötzlich drücken und quetschen sich zahlreiche überwiegend auffallend junge Mädels in die ersten Reihen, die kreischend und quitschend nach den Finnen und vor allem deren Sänger Tomi Joutsen verlangen. Als diese schließlich nach fast einer Stunde Umbaupause (!) die Bühne entern, kann ich das Gefühl, beim Konzert einer Boygroup zu sein, zwar leider kaum noch verdrängen, doch schon nach wenigen Takten des ersten Songs, des Titeltracks des aktuellen Albums der Band „The Beginning Of Times“, fühle ich mich dafür ziemlich gut entschädigt, denn AMORPHIS beeindrucken wirklich von der ersten Sekunde an.
Die Finnen wirken frisch, energisch und überaus spielfreudig und Tomi Joutsen macht sofort deutlich, dass er der geborene Frontmann ist: Der Finne performt voller Elan und reißt die Show ohne mit der Wimper zu zucken an sich. Das Publikum – insbesondere natürlich das weibliche – frisst ihm sofort bedingungslos aus der Hand und dennoch setzt Joutsen alles daran, die Zuschauer weiter anzuheizen und für Stimmung zu sorgen. Viel ist da jedoch nicht mehr heraus zu holen, denn die Menge tobt sowieso schon: Zahlreiche Mähnen werden geschüttelt, es wird gejubelt und geklatscht, die vorderen Reihen können die Texte der Finnen sogar wie aus einem Munde mitgrölen – vorrangig jedoch diese der Songs vom aktuellen Album und des vorherigen „Skyforger“, die den ersten Teil des Konzerts dominieren. Als AMORPHIS etwa in der Mitte des Sets einige ältere Titel zum Besten geben, so das ABHORRENCE-Cover „Vulgar Necrolatry“ oder „Into Hiding“ von „Tales From A Thousand Lakes“, merkt man deutlich, dass hier ein anderes Publikum angesprochen wird: Die Mädels kreischen etwas zurückhaltender, dafür gibts ein paar mehr gen Bühne gereckte Pommesgabeln und Bierbecher aus den hinteren Reihen zu sehen. Schade nur, dass der Soundtechniker die Übergänge zwischen old school Geprügel und modernen, melodiösen Titeln nicht wirklich geschickt in Szene setzt, zwar ist der Sound bei den neueren Songs wirklich gut, voll und klar, jeder aggressivere Part scheppert hingegen nur undefiniert vor sich hin. Das schmälert den Genuss der Show zwar nicht beträchtlich, doch wäre es einfach schöner gewesen, auch die alten Titel in gleichermaßen fettem Soundgewand erleben zu können.
Mit „Sampo“ vom „Skyforger“-Album beschließen AMORPHIS nach etwas mehr als einer Stunde dann die Show, jedoch nur, um sich vom Publikum lauthals um ein paar Zugaben bitten zu lassen. Diesen Wunsch erfüllen die Finnen ihren Fans natürlich gern und lassen mit „Silver Bride“, „My Kantele“ und „House Of Sleep“ zum Abschluss noch ein paar richtige Highlights auf die Zuschauer los. Gedankt wird ihnen das mit jeder Menge Applaus und Jubelrufen, die allerdings verhältnismäßig schnell abebben. Ähnlich schnell, wie sich das F-Haus nach Konzertende leert, schließlich ist morgen wieder ein normaler Arbeitstag. Dass wir THE MAN-EATING TREE verpasst haben, ist zwar wirklich schade, doch in jedem Falle hat sich der Konzertbesuch am heutigen Abend absolut gelohnt! (Katharina Beck)
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