Amorphis
The Beginning Of Times Tour 2011 - Amorphis live in Jena
Konzertbericht
THE MAN-EATING TREE
Ärgerlich ist, wie leider bei vielen Konzerten in letzter Zeit zu beobachten: Als wir das F-Haus zum offiziellen Start um 20 Uhr betreten, haben THE MAN-EATING TREE im wahrsten Sinne des Wortes schon ausgespielt. Was das bei einem Eintrittspreis von stolzen 24 Euro soll, erschließt sich keinem gesunden Menschenverstand – erst recht nicht, wenn selbst der Club es nicht für nötig hält, auf diesen veränderten Zeitplan auf der Homepage oder wenigstens mit Aushängen vor dem Club darauf aufmerksam zu machen. Ob THE MAN-EATING TREE mit ihrem tief melancholischen finnischen Rock, der zumindest im Albumformat nicht selten an die ruhigeren Momente neuerer KATATONIA erinnert, auch live überzeugen konnten, wird uns für diesen Abend leider verborgen bleiben. Schade.
LEPROUS
Der straffe Zeitplan sorgt dafür, dass LEPROUS gestiefelt und gespornt um kurz nach halb neun auf der Bühne erscheinen. Das F-Haus ist mehr als anständig mit geschätzten 400 Gästen gefüllt, die die die jungen Norweger nach Kräften unterstützen – auch wenn LEPROUS alles andere als partytauglich sind. Was da auf der Bühne abläuft, lässt nicht wenigen die Kinnlade deutlich Richtung Parkett wandern: Sänger Einar Solberg, mit seinen Dreads und in adretten Klamotten irgendwie eine Art Mini-Tomi Joutsen, spielt nicht nur gleichzeitig zwei Synthesizer, sondern bangt sich gleichzeitig zu den eingängigen Parts der Songs den Wodka aus der Rübe. Wahnsinn! Dabei ist die Showmacherei gar nicht nötig, denn alle Beteiligten liefern eine beeindruckende musikalische Leistung ab, die auch locker für sich stehen könnte. Alles zusammen fügt sich flüssig und natürlich zu gefühlt ziemlich langen und immer abwechslungsreichen Prog-Songs zusammen – zu Ende des vierzigminütigen Sets gerne mal softer und experimenteller und meinem Empfinden nach deutlich an PINK FLOYD angelehnt, anfangs aber auch herber, härter und rifforientierter und damit auch kompositorisch nicht allzu weit von IHSAHN entfernt. Das Versäumnis, die beiden LEPROUS-Platten vor dem Konzert nicht intensiver gehört zu haben, rächt sich leider ein bisschen: Bei einmaligem Hören ist die Komplexität und Vielfalt des Materials leider kaum zu erfassen, und das trotz des wirklich lobend zu erwähnenden Sounds. Damit erreichen die sympathischen Norweger mit den drolligen Ansagen („danke, Deutsch!“) allerdings, was sie wollten: Dass ich mir das dringend mal genauer geben muss. Und mit dem Vorhaben bin ich nach diesem Gig sicher nicht der Einzige. (Florian Dammasch)
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