Amorphis und Enfeeble
Live in Lingen
Konzertbericht
Allzu häufig kommt es leider nicht vor, dass Lingen an der Ems als Spielstätte für Bands mit großem Namen angesteuert wird. Umso schöner also, dass mit AMORPHIS eine ebensolche Truppe Halt in dem emsländischen Städtchen nahe der niederländischen Grenze macht. Auch wenn der Name des Veranstaltungsortes primär zu den frühen Veröffentlichungen der Finnen passt, scheinen die Räumlichkeiten mit einem nahezu nicht vorhandenem Fotograben und einer breiten Bühne einen intensiven Konzertabend zu versprechen – doch dazu später mehr.
Vorerst legt nämlich der Local Support in Form von ENFEEBLE pünktlich um 21Uhr los und darf sich bereits über einen vollen Schlachthof freuen. So wirklich harmonieren kann die ohnehin wirre Genremischung des Quartetts nicht mit dem Headliner des Abends. Aber sei’s drum, vor allem die Band hat mächtig Spaß an dem Gig und ein paar eingefleischte Fans haben sich auch vor der Bühne eingefunden. Da stört dann auch kein verhältnismäßig undifferenzierter Sound oder akustisch nicht verständliche Ansagen. Zudem muss der jungen Truppe zu Gute gehalten werden, dass am heutigen Abend am Bass ausgeholfen werden muss, da der etatmäßige Tieftöner verhindert ist. Zum Ende gibt’s dann auch von weiten Teilen der Anwesenden einen amtlichen Applaus, wobei die Vorfreude auf den sich daran anschließenden Ohrenschmaus natürlich mit Händen greifbar ist.
Galerie mit 6 Bildern: Enfeeble - Under The Red Cloud Tour 2017 in LingenAls AMORPHIS kurze Zeit später dann die nun etwas geräumiger gestaltete Bühne betreten, wird mit dem Titeltrack des aktuellen Albums „Under The Red Cloud“ ein Einstand nach Maß gefeiert. Allerdings wirken die Jungs um Sänger Tomi Joutsen (wie immer mit seinem Signature-Mikrofon unterwegs) zu Beginn noch etwas distanziert, was sich jedoch im Laufe des Abends bessert bzw. vielmehr komplett ins Gegenteil umschwenkt. Auch wenn auf zahlreichen Festivalshows in diesem Jahr abwechslungsreiche, aber am Ende des Tages nicht wirklich gerecht werdende Best-Of-Sets angekündigt wurden, konzentriert sich die Setlist heute ebenfalls primär auf die neuen Werke des großen Backkatalogs. Dafür sprechen Nummer wie „Sacrifice“, das facettenreiche „Bad Blood“, „Hopeless Days“, „Silver Bride“ oder „Sampo“. Richtig alte Kamellen vom Debüt (1992) oder der ersten EP (1993), wie teilweise auf vorherigen Touren gespielt, gibt es leider nicht. Ohne Songs vom legendären „Tales From The Thousand Lakes“ wäre der Gig aber natürlich nur halb so viel wert. Dementsprechend euphorisch werden „Into Hiding“ und „Drowned Maid“ aufgenommen. Sowohl bei alten als auch neuen Songs zeigt sich Lingen enorm textsicher, sodass die Nebenmänner bzw. wahlweise –frauen teilweise sogar deutlicher zu vernehmen sind, als Tomi Joutsen. Wirklich störend an dem Auftritt ist lediglich die durchgehende gedimmte Ausleuchtung des Veranstaltungssaales, wodurch die Atmosphäre ein Stück weit behindert wird. Zudem ist der Bereich zwischen Bühne und Soundtechniker aufgrund der großen Bühne relativ eng, weshalb bisweilen ein eigentlich unnötig dichtes Gedränge entsteht – geschenkt, denn der Auftritt entschädigt für vieles und wird durch den Zugabenblock bestehend aus „Death Of King“, „House Of Sleep“ und „Black Winter Day“ geschmackssicher abgerundet. Einmal mehr zeigt sich, weshalb AMORPHIS als eine nahezu perfekte Live-Band gehandelt werden. Playback-Vorwürfe, wie sie mitunter bei einigen Open Air-Shows laut geworden sind, können definitiv nicht bestätigt werden. Auch Neu-Bassist Olli-Pekka Laine fügt sich nahtlos in das restliche Bandgefüge ein und bietet einen vergleichsweise angenehmen Ruhepol. Solange es AMORPHIS weiterhin schaffen, ihre Neuveröffentlichungen interessant und abwechslungsreich zu halten, scheinen erfolgreiche Konzertabende wie diese für Band sowie Publikum auch zukünftig keine Seltenheit zu bleiben. Chapeu!
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Was für ein Konzert!!! Meine Frau und meine beiden Töchter sind mitgekommen, und wir haben eine fantastische Live Band erlebt! Ich hatte so etwas wie mein „Amorphis Jahr“ dieses Jahr, und dies war quasi das logische Highlight dazu … die Setlist war sehr gut, ließ (fast) keine Wünsche offen.
Und was für ein fantastischer Frontmann ist Tomi Joutsen bitte schön!? Der Mann ist der Wahnsinn!
Und ein Netter obendrein 😉 Wie auch der Rest der Combo, wir hatten das Glück einen Großteil der Band in Lingen in der Stadt zu treffen! Richtig nette Menschen … ein sehr gelungener Abend. Könnte den Abend hier noch ewig weiter abfeiern … aber ich lass mal Gut sein 😉