Amorphis & Eluveitie
Europatour 2022
Konzertbericht
Ein wahrhaft fettes Tourpaket bot sich uns diesen Winter in Form der gemeinsamen Co-Headlinetour von AMORPHIS und ELUVEITIE. Diese beiden Namen alleine hätten die Hallen schon füllen können, doch zusätzlich hat sich das finnisch-schweizerische Gespann noch DARK TRANQUILLITY und NAILED TO OBSCURITY ins Boot geholt. Ein solches Lineup konnten wir uns selbstverständlich nicht entgehen lassen und fanden uns beim Termin im Wiesbadener Schlachthof ein.
NAILED TO OBSCURITY
Galerie mit 21 Bildern: Nailed To Obscurity - Co-Headline Tour 2022
Bei vier Bands machen die Ostfriesen NAILED TO OBSCURITY bereits kurz nach 18 Uhr den Anfang. Die Halle hat sich bei einem so frühen Konzertbeginn zwar noch nicht ganz gefüllt, doch haben sich die bereits anwesenden Zuschauer:innen schon erwartungsvoll vorne im Bühnenbereich versammelt. Sobald das Intro ertönt, erhebt sich auch Jubel. An diesem Abend spielen NAILED TO OBSCURITY mit Ersatzmann Victor Santura (u. a. DARK FORTRESS) statt Volker Dieken an der Gitarre.
Die Band ist trotz allem top aufeinander eingespielt und holt das Beste aus ihrem leider nur fünf Songs umfassenden Set heraus. Ihre Mischung aus düsterem Doom und melodischem Death stimmt das Publikum nicht nur hervorragend auf die folgenden Bands ein, sondern hätte auch einen längeren Auftritt verdient. Die nächste Tour mit mehr Spielzeit folgt aber sicher, dann hoffentlich mit dem Nachfolger zu „Black Frost“. Am heutigen Abend kommt das stimmungsvolle Instrumentalfinale, das die beiden Gitarren im Zusammenspiel bestreiten, leider schon nach rund einer halben Stunde.
NAILED TO OBSCURITY Setlist
1. Black Frost
2. Protean
3. Liquid Mourning
4. Clouded Frame
5. Desolate Ruin
DARK TRANQUILLITY
Galerie mit 24 Bildern: Dark Tranquillity - Co-Headline Tour 2022
Mit DARK TRANQUILLITY folgt eine Band, die man sonst eher von ihren Headlinetouren kennt. Dies macht erneut bewusst, wie hochkarätig das Billing dieser Tour ist. Passend zum Anlass haben sich die Schweden etwas Besonderes ausgedacht, denn sie spielen „obscure and old stuff“, wie Fronter Mikael Stanne ankündigt. Gemeint sind damit „Nothing To No One“, „Cathode Ray Sunshine“ und „Hours Passed In Exile“, die entweder seit über zehn Jahren nicht mehr oder sogar noch nie zuvor live gespielt wurden. Zuerst gibt es aber einige Liveklassiker wie „Identical To None“, „Terminus (Where Death Is Most Alive)“ und „Atoma“.
Mikael Stanne begeistert das Publikum mit seiner wie immer ein- und ausdrucksvollen Performance und lässt den ein oder anderen kleinen Hüftschwung einfließen. Gitarrist Chris Amott legt sich nicht weniger ins Zeug und sorgt nebst Keyboarder Martin Brändström für die mitreißenden Melodien, für die man DARK TRANQUILLITY liebt. Als Rausschmeißer wünscht sich das Publikum „Misery’s Crown“. „I guess we can do it, it’s reasonable,“ entscheidet Mikael Stanne nicht ganz so spontan, wie es scheinen soll. Schmerzlich vermisst wird dagegen „Therein“.
DARK TRANQUILLITY Setlist
1. Identical To None
2. Terminus (Where Death Is Most Alive)
3. What Only You Know
4. Atoma
5. Nothing To No One
6. Cathode Ray Sunshine
7. Hours Passed In Exile
8. Phantom Days
9. Misery’s Crown
ELUVEITIE
Galerie mit 27 Bildern: Eluveitie - Co-Headline Tour 2022
In der Halle ist es voll geworden, als mit ELUVEITIE der erste Headliner des Abends die Bühne einnimmt. Der Applaus ist groß, als die Bandmitglieder sich nach und nach einfinden und ihr Set mit der aktuellen Single „Exile Of The Gods“ beginnen. „Es fühlt sich unglaublich gut an, wieder auf Tour sein zu können,“ verkündet Fronter Chrigel Glanzmann, bevor es mit „Nil“ etwas härter wird und zum Album „Everything Remains As it Never Was“ aus dem Jahr 2010 zurückgeht.
Beim darauffolgenden „Deathwalker“ bekommt die erst dieses Jahr zur Band gestoßene Drehleierspielerin Annie Riedinger (ebenfalls ANNIE HURDY GURDY) ihr erstes größeres Showcase im Set. Nach dem emotionalen Abschied von Michalina Malisz beim diesjährigen Rockharz Open Air haben ELUVEITIE glücklicherweise schnell einen passenden Ersatz gefunden, wie der aktuelle Auftritt beweist. Dies zeigt sich ebenfalls an der Reaktion des Publikums.
Das noch aktuelle 2019er Album „Ategnatos“ hat den größten Anteil an der Setlist, doch ELUVEITIE liefern einen guten Querschnitt durch ihre Diskografie. „Epona“ vom zweiten Akustikalbum „Evocation II – Pantheon“ erhält ein metallischeres Gewand und stellt Fabienne Ernis Gesang in den Vordergrund. Weiter geht es passenderweise mit ihrem Gesangssolo „Anu“, bevor es mit „A Rose For Epona“ und „Thousandfold“ wieder etwas weiter in die Vergangenheit geht. Neben den eigentlichen Stücken nehmen sich ELUVEITIE auch Zeit für ein ausgiebiges Gitarrensolo sowie ein nicht weniger ausführliches Drumsolo.
Bevor der Auftritt von ELUVEITIE mit „The Call Of The Mountains“ vorerst sein Ende findet, bedankt sich die Band noch emotional beim Publikum. „Ihr seid der Grund, wieso wir hier sind,“ erklärt Chrigel Glanzmann. Eine Zugabe lassen sich aber weder Band noch Publikum nehmen. Es folgen noch „Aidus“, bei dem Harfe, Flöte, Mandoline und Drehleier noch mal richtig in den Vordergrund treten, der Album-Titeltrack „Ategnatos“ und natürlich das obligatorische „Inis Mona“.
ELUVEITIE Setlist
1. Exile Of The Gods
2. Nil
3. Deathwalker
4. Epona
5. Anu
6. A Rose For Epona
(Guitar Solo)
7. Thousandfold
8. Ambiramus
(Drum Solo)
9. King
10. Breathe
11. The Call Of The Mountains
12. Aidus (Zugabe)
13. Ategnatos (Zugabe)
14. Inis Mona (Zugabe)
AMORPHIS
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An diesem Abend machen AMORPHIS den Abschluss. Sie ziehen das Wiesbadener Publikum von der ersten Sekunde an in ihren Bann, denn sogar das Intro wird bereits flächendeckend mitgeklatscht. Los geht es mit „Northwards“, dem Opener des aktuellen Albums „Halo“. Bereits jetzt wird der Stimmungsreichtum deutlich, den AMORPHIS in ihren Songs bieten und mit dem sie ihre Zuschauer:innen mal in Melodien schwelgen und mal ihre Nackenmuskulatur beanspruchen lassen. Auch Fronter Tomi Joutsens Wechsel zwischen Klargesang und Growls ist hier ein sehr gut funktionierendes Stilmittel.
Wenig später folgt mit „Death Of A King“ das erste Highlight des AMORPHIS-Sets. Das Publikum wird zum Mitsingen der Titelzeile animiert und kommt der Aufforderung gerne nach. Ebenso viel Highlight-Character hat das darauffolgende „Silver Bride“ vom 2009er Album „Skyforger“. Der Track hat sich längst zum obligatorischen Liveklassiker entwickelt und erntet auch in Wiesbaden reichlich Jubel. Im Anschluss geht weit zurück in der Bandgeschichte, nämlich in das Jahr 1994. Von „Tales From The Thousand Lakes“ werden an diesem Abend gleich zwei Songs gespielt, „Into Hiding“ und „Black Winter Day“.
„Let’s cool down,“ schlägt Tomi Joutsen nach dem vergleichsweise harten „Into Hiding“ vor. Mit „Wrong Direction“ folgt ein tatsächlich melodischerer und softerer Song, der trotz seiner (noch) relativen Neuheit zu den AMORPHIS-Klassikern zählt. Er ist außerdem ein Mitsing-Garant und sorgt für ein erneutes Ansteigen der Stimmung im Saal. Der Fokus des Sets liegt aber natürlich auf dem aktuellen Album „Halo“. Obwohl nur vier Stücke davon gespielt werden, ist kein anderes Album so stark vertreten.
Das Ende des Sets bestreiten AMORPHIS allerdings mit älteren Tracks. Der aktuellste ist dabei „The Bee“ vom 2018er „Queen Of Time“. Mit „My Kantele“ und „House Of Sleep“ greift die Band bewährterweise auf ein paar weitere Klassiker aus der Bandgeschichte zurück. So kommen Fans aller Epochen auf ihre Kosten. Nur ein etwas längeres Set hätte man sich vielleicht noch wünschen können, denn bei einer Tour mit zwei Headlinern muss nun mal an irgendeinem Ende Zeit eingespart werden.
AMORPHIS Setlist
1. Northwards
2. On The Dark Waters
3. Death Of A King
4. Silver Bride
5. Into Hiding
6. Wrong Direction
7. The Moon
8. Seven Roads Come Together
9. Black Winter Day
10. My Kantele
11. The Bee
12. House Of Sleep
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