Amorphis
Amorphis, Starkill
Konzertbericht
Ein wenig verwundert es ja schon, dass AMORPHIS im Rahmen ihrer „Circle“-Welttournee in der Rockfabrik in Ludwigsburg haltmachen. Zweifelsohne ein tadelloser Club, aber auch ein eher kleiner. Und angesichts des Erfolgs, den die finnische Truppe in den letzten Jahren verbuchen kann – in ihrer Heimat sowieso mit jedem Album Platz 1, aber auch sonst beachtliche Positionierungen und jede Menge Lobeshymnen seitens der Presse – hätte man spontan eine geräumigere Lokalität vermutet. Aber kleine Clubs sind ja bekanntlich des öfteren unschlagbar in Sachen Atmosphäre, und wenn wie an diesem Abend ein dichtgedrängtes und begeisterungsfähiges Publikum auf eine großartige Liveband wie AMORPHIS trifft, dann kann die Sache eigentlich nur gutgehen.
Zu Beginn des Abends ist das Gedränge noch nicht ganz so ausgeprägt, allerorten wird noch eher gemütlich ein Bierchen gekippt. Dennoch können sich STARKILL bereits über eine beachtliche Zuschauermenge vor der Bühne freuen, als sie diese kurz nach acht in bester Laune entern. Die noch recht junge Formation (offiziell gibt es sie erst seit 2012) aus Chicago, Illinois, kann bereits ein Debüt auf Century Media vorweisen, und an diesem Abend wird schnell klar, dass sie sehr versiert zu Werke gehen. Sie klingen, als hätten sie des öfteren ältere Machwerke von CHILDREN OF BODOM gehört, dazu bombastisches Black Metal-Zeugs, und als wollten sie DRAGONFORCE in Sachen Schnelligkeit Konkurrenz machen. Erfreulicherweise wurden die Zutaten aber zu einem recht eigenständigen Ergebnis vermengt. Und live kommt dank eines etwas matschigen Sounds zwar so manches Detail gerade der teilweise atemberaubend schnellen Gitarrenläufe nicht so richtig zur Geltung, dafür klingt das Gesamtpaket deutlich erdiger als auf dem Album, und die teilweise schon leicht nervenden Keyboards sind völlig in der Versenkung verschwunden. Macht also ziemlichen Spaß, den vier Jungs zuzuschauen und zuzuhören, und obwohl STARKILL hierzulande noch eher unbekannt sind, haben sie keinerlei Probleme, das Publikum mächtig in Stimmung zu bringen – auch ganz ohne die gelegentlichen Verweise auf den Headliner. So geht der Abend hervorragend los, und man darf gespannt sein, was von der Truppe in Zukunft noch so alles zu hören sein wird.
Galerie mit 20 Bildern: Starkill - Amorphis - Ludwigsburg 2013Nach der obligatorischen Umbaupause ist es dann soweit, die Fans drängen sich dicht an dicht, und als die Musiker des finnischen Exportschlagers dann nach und nach auf der Bühne auftauchen, gibt es schnell kein Halten mehr. Das elegische und unverwechselbar nach AMORPHIS klingende „Shades Of Gray“ eröffnet den Abend genau wie den aktuellen Langspieler „Circle“, der dieses Jahr durchaus erfolgreich auf die Musikwelt losgelassen wurde. „Narrow Path“, ebenfalls ein Stück neueren Datums, legt dann nochmal einen kleinen Zahn zu, und schon ist die Stimmung in der Rockfabrik am Kochen. Die Setlist gibt sich durchmischt, natürlich kommt mit dem wunderbar traurigen „The Wanderer“ und „Nightbird’s Song“ noch mehr brandneues Material zum Zuge. Dazwischen zur Freude so manchen Fans gute alte Bekannte wie „My Kantele“ oder „Leaves Scar“, welches man eher selten live zu hören bekommt. Und wieder einmal wird klar, dass AMORPHIS es wie kaum eine andere Band auf wunderbare und vor allem eigenständige Art seit nunmehr vielen Alben und manchmal Selbstzitate nur knapp umschiffend schaffen, in ihren Songs folkloristische Elemente aus ihrer Heimat mit der Energie und manchmal auch Düsternis (progressiven) Metals zu verbinden und dabei nie langweilig zu werden.
Galerie mit 14 Bildern: Amorphis - Amorphis - Ludwigsburg 2013Der Sound tut sich nach wie vor nicht durch besondere Exzellenz hervor, und auch bei AMORPHIS ist es schade um so manches im Soundbrei untergehende Detail. Aber die Truppe zeigt wie man es von ihnen nicht anders gewohnt ist auch an diesem Abend vollen Einsatz, und nur in manchen Momenten merkt man dem ein oder anderen die vergangenen Wochen auf Tour und eine leichte Erschöpfung an. Fronter Tomi Joutsen post wie gewohnt auf das Herrlichste mit seinem Spezial-Mikro, lässt sein Haupthaar rotieren und versteht es bestens, die Nähe zu den Fans zu suchen, und diese immer weiter anzustacheln. Das Publikum bedankt sich für solche Mühen denn auch durch begeistertes Abfeiern jedes einzelnen Songs, und auch die vielen neuen Stücke kommen nicht mit viel weniger Applaus davon. Beendet wird dieser großartige Abend durch „Black Winter Day“ und das traumgleiche und fast schon obligatorische „House Of Sleep“ in der Zugabe – immer wieder ein geniales Konzerterlebnis!
Setlist AMORPHIS
Shades of Gray
Narrow Path
Sampo
Silver Bride
Against Widows
The Wanderer
My Kantele
Into Hiding
Nightbird’s Song
The Smoke
You I Need
Leaves Scar
Encore:
Sky Is Mine
Black Winter Day
House of Sleep
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