Amon Amarth
Unholy Alliance: Chapter III
Konzertbericht
Wieder gibt es einen schnellen Umbau, ein neues Drumkit und neue Banner für TRIVIUM. Die machen’s zu Beginn gleich mal orchestral und lassen ein episches Intro abfahren, nur um dann im Sturm auf die Bühne zu kommen. Man muss schon sagen, rein optisch sind TRIVIUM wirklich gewöhnungsbedürftig. Irgendwie will ich gar nicht wissen, von welchem uralten Dachboden diese abgefahrenen Turnschuhe eigentlich stammen, von den Röhrenhosen wollen wir gar nicht erst reden. Aber was soll’s, ich will die Jungs ja nicht heiraten, sondern mich musikalisch berieseln lassen. Das wiederum gelingt den Amis verdammt gut, der Thrash-Heavy-Metal-Mix donnert richtig knackig aus den Boxen und macht nicht nur mir ordentlich Laune. Zusätzlich erweisen sich die Jungs als äußerst unverbraucht und wenig Bewegungsscheu, was Bassist Paolo da oben auf den Brettern abliefert, das kann fast schon als Bühnenextremsport bezeichnet werden. Das scheint sich dann auch erweckend auf den Mann am Lichtpult zu übertragen, statt einer roten Lichtflut und penetranten Stroboattacken gibt’s doch auch mal ein bisschen Farbe zu sehen, schöne Sache.
Kurzum, die 45 Minuten TRIVIUM gehen ziemlich schnell vorüber, sind dafür aber umso intensiver, eine runde Sache. (Andreas)
Bei TRIVIUM wird die Bühne zur Hüpfburg für Aufmerksamkeitsdefizitler. Auch im Fotograben eine Herausforderung: „Da ist einer…“ Knips. „Mist, schon wieder verpasst!“ Das gibt auf jeden Fall Bonuspunkte für den Einsatz. Der Sound wirkt ebenfalls einen Tick zu überdreht, was Abzug gibt. Und unterm Strich? Nun, besonders am Anfang kann man erahnen, warum TRIVIUM von einigen als neue METALLICA gehandelt werden. Rechtfertigen tut die Band das – über den gesamten Auftritt betrachtet – aber eigentlich nicht. Engagement schreibt nicht zwangsläufig tolle, eingängige Songs. Hier und da ein Schnörkel zu viel und schon verpufft ein Teil der investierten Energie gnadenlos. Man möchte den Herren zurufen, dass weniger manchmal mehr ist. Wer schon vorher Fan war, dürfte es dagegen auch nach diesem Auftritt bleiben. Status bestätigt: Man gehört zu den Größeren, erreicht die ganz Großen jedoch nicht. (Neur0)
Dann wird’s endlich Zeit für den Hauptact des Abends, SLAYER. Die hängen auch erstmal die Bühne komplett mit einem Vorhang zu, bisschen Überraschung muss wohl sein. Erst jetzt bekommt man auch mal das komplette Publikum zu Gesicht, das sich vorher wohl Schichtweise abgewechselt haben muss. Wirklich viel sind es aber nicht, mit 3500 Leuten ist selber der verkleinerte Teil der Schleyerhalle nicht brechend voll. Was für mich recht angenehm ist dürfte im Umkehrschluss nicht gerade für den Veranstalter gelten, der sich wohl eher das Doppelte vorgestellt hatte. Mit rund 60€ sind die Tickets aber auch wirklich kein Zuckerschlecken. Rechnet man beim gemischten Billing noch mit ein, dass der SLAYER-Fan vielleicht nicht zwingend auf AMON AMARTH im Vorprogramm steht, dann wird die „kleine“ Menge vielleicht nachvollziehbar.
Sei’s drum, mit dem Fall des Vorhangs interessiert das eigentlich keinen mehr. Klar, dass SLAYER auf die Flaggen und Banner der Vorbands noch einen drauf setzen müssen, die Rückwand der Bühne ziert kein einfaches Backdrop, sondern gleich ein fetter, großer LED-Schirm. Auf dem schwirren während des Konzertes Albumcover, unterschiedliche SLAYER-Schriftzüge oder das „Eyes of the Insane“-Video. Ein nettes Gimmick, aber wenn die Tickets dafür 10€ weniger gekostet hätten, hätte man vermutlich auch äußerst gut darauf verzichten können. Die Positionen auf der Bühne sind von Beginn an klar verteilt. Araya posiert mit Bass und Mikro in der Mitte, Herr King, der gleich mal einen halben Eisenwarenladen mitgebracht hat und als Trophäe an der Lederhose angetackert hat, nimmt die rechte Flanke und für Hanneman bleibt damit nur noch die linke Seite. Wirklich viel weicht man während dem Konzert auch nicht von diesen Positionen ab, nur King und Hanneman wechseln ab und an mal. Ansonsten wirkt die Sache etwas statisch, Energie gibt’s nur in Form von Mimik und Ausdruck, davon aber immerhin einiges. Im Vergleich zu TRIVIUM wirken SLAYER aber wirklich wie gesetzte, alte Hasen. Hätte man Araya in einen Anzug gesteckt, dann hätte er bei der Art von Gentleman-Ansagen auch locker ein nobles Gala-Diner moderieren können.
Musikalisch besteht aber, spätestens nach dem Konzert, für mich absolut kein Zweifel am Leistungsvermögen der Thrash-Legenden. Egal ob „Christ Illusion“ Stoff oder fette Klassiker wie „Raining Blood“ oder „Angel of Death“, die allesamt in den Zugabenteil gepackt wurden, SLAYER nageln definitiv ein fettes Brett an die Schleyerhallenwand. Auch das Publikum ist angestachelt (oder betrunken) genug, um sich zum Crowdsurfen in die Lüfte heben zu lassen. Warum manche Idioten aber ihre Plastikbierbecher in einem Anflug von persönlichem Geltungsdrang auf die Bühne pfeffern müssen, das wird mir auch jetzt noch nicht wirklich klar. Wirklich trüben kann das die Stimmung aber nicht, auch diese 90 Minuten gehen vorbei wie nichts. Eine wirklich gute Show, auch wenn so ein bisschen die Begeisterung von der Bühne herunter gefehlt hat.
Kurzes Fazit für den Standort Stuttgart: Im Großen und Ganzen ein wirklich angenehmer und spaßiger Konzertabend, nicht überfüllt und mit sehr tollem Sound, ein gutes Gesamtpaket. Etwas mehr Interaktion hätte ich mir gerade von SLAYER aber doch gewünscht, gerade bei dem ordentlichen Preisschild vorne dran. (Andreas)
Zügig geht es auch in Berlin voran. 21:45 Uhr legen SLAYER los. Thrash-Metal. Versiert und humorlos präsentiert. Genau, SLAYER halt. In Berlin spielen sie gleich in einer für 3500 Besucher ausgelegten Halle. Die ist voll – und Eintrittspreise lagen hier bei 50, nicht bei 60 EUR. Vor einigen Jahren kam man noch mit SLIPKNOT im Vorprogramm in die etwas größere Arena. Da spielten SLIPKNOT jetzt wieder, ein paar Tage vor diesem Konzert, mit MACHINE HEAD im Vorprogramm. Zeiten ändern sich. Wobei man SLAYER selbst mit einer gewissen Böswilligkeit höchstens Routine vorwerfen kann. Denn wer 90 Minuten, unterbrochen nur von kürzesten Pausen, präzise Hochgeschwindigkeitsarbeit abliefert, die oft nicht von den konservierten, teils Jahrzehnte alten Vorlagen zu unterscheiden ist, gehört definitiv nicht zu den Rock-Rentnern. Auch in Berlin trägt der sehr gute Sound seinen Teil zum Gelingen bei. Lichtstrahler umzittern den jeweiligen Darbieter hingefetzter Gitarren-Soli. Der dritte Song im Programm ist ’Chemical Warfare’, es gibt ’Cult’, den brandneuen Song ’Psychopathy Red’ (kompromisslos-klassisches Geknüppel), ’Seasons In The Abyss’ (zum Einstieg weiße LED-Kreuze, langsam auf den Kopf gedreht) und, und…und zum Abschluss bringen sie doch tatsächlich *Kunstpause* “Reign In Blood“ komplett. Einfach so. Wie sie es wohl auch in einigen anderen Städten getan haben. Das muss man sich mal vorstellen! Mit U30 ist man ja schon froh, SLAYER überhaupt noch vollständig und in guter Form anzutreffen. Und dann bolzen sie mal eben eines DER Metal-Klassiker-Alben raus. Es endet dementsprechend: ’Raining Blood’. 23:10 Uhr. Keine Fragen. Danke. (Neur0)
Interessante Alben finden
Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37243 Reviews und lass Dich inspirieren!
Kommentare
Sag Deine Meinung!