Amon Amarth, Testament und Grand Magus
Live in der Columbiahalle Berlin
Konzertbericht
Auch wenn es eigentlich viel zu warm und schneelos an diesem Novemberabend ist, steht uns doch ein großes Wikingerfest bevor: AMON AMARTH geben sich die Ehre und schauen in der Hauptstadt vorbei. Als wenn das nicht Grund genug für einen sonntäglichen Ausflug in die Columbiahalle wäre, haben sich die fünf Nordmannen mit GRAND MAGUS und TESTAMENT auch noch hochkarätige Verstärkung mitgebracht. In der Summe also auf jeden Fall schon mal Zutaten, die einen unvergesslichen Abend versprechen.
GRAND MAGUS heizen ein, statt nur aufzuwärmen
Die Erwartungen sind dementsprechend hoch, als wir gegen dreiviertel Sieben – also um 18:45 Uhr – am Veranstaltungsort aufschlagen. Die 3500 Leute fassende, ursprünglich von den Alliierten als Sporthalle gebaute, Veranstaltungs-Location ist auch schon sehr gut gefüllt, als GRAND MAGUS Punkt 19 Uhr die Bühne betreten. Wie es nicht anders zu erwarten war, heizen die Landsmänner des Headliners bereits ordentlich ein. Die Halle geht vom ersten Ton weg gut ab. Die Zahl der mitschwingenden Fäuste und grölenden Kehlen steigt kontinuierlich an. Spätestens beim bestens funktionierenden Singspiel zum Titeltrack ihres 2010er Albums “Hammer Of The North“ wird hoffentlich jedem klar, dass die drei Schweden über jede Menge – nicht zuletzt auf eigenen Headlinertourneen gesammelte – Erfahrungen verfügen und bestens wissen, wie man eine Menge anheizt.
TESTAMENT gehören noch lange nicht zum alten Eisen
Auch die zweite “Vorband“ steht ihnen diesbezüglich in Nichts nach. Mit ihrem aktuellen Album “Brotherhood Of The Snake“ gelang es TESTAMENT nicht nur, Kollegen Rothe völlig umzuhauen. Auch bei den anderen einschlägigen Musikmagazinen konnten die fünf US-Amerikaner ordentlich punkten. Zwar scheinen sie mit ihrer Musik, die mein Nebenmann so schön mit “Metallica auf Speed“ umschreibt, längst nicht den Geschmack aller Anwesenden zu treffen. Das müssen sie aber auch gar nicht. Etliche Bandshirts und Aufnäher auf den Kutten der Besucher beweisen, dass viele von ihnen nicht (nur) wegen AMON AMARTH hier sind. So ist es auch für TESTAMENT ein leichtes, die Stimmung in der Halle hoch und die Menge bei Laune zu halten. Ihre Fans gehen zu Hits wie “Dark Roots Of Earth“, “The New Order“ oder “Into The Pit“ so richtig ab und produzieren direkt mal die ersten zwei bis drei Moshpits. Aber auch für die Besucher, die sich mit der Musik der Bay Area Thrasher nicht ganz so anfreunden können, gibt es Dank des opulenten Bühnenbildes und der immer noch sehr energiegeladenen Show auf jeden Fall ordentlich was zu sehen.
AMON AMARTH – ein Augenschmaus
Das gibt es auf jeden Fall auch bei AMON AMARTH. Die stellen zwar nicht ganz so viel auf die Bühne, schaffen es aber, das mittig über dem Ort des Geschehens thronende Schlagzeug, die gesamte Show über wunderbar in Szene zu setzen. Und das nicht nur, weil sich das als Unterbau dienende Wikingerschiff im Laufe des Abends zum Wikingerhelm mit glühend roten Augen verwandelt. Auch der fünffache (!) Backdropwechsel, Loki’s Auftritt zur Einleitungsgeschichte von “Father oft he Wolf“ und zwei immer wieder auftauchende Wikinger, die mal zu “The Way Of Vikings“ kämpfen, symbolisch “One Thousand Burning Arrows“ verschießen oder die Schlachtfahnen schwenken, tragen ihren Teil dazu bei. Auch ohne die grandiose Pyroshow zu erwähnen, spielen AMON AMARTH an diesen Abend – rein visuell betrachtet –auf jeden Fall schon mal in der ersten Metal-Show-Liga.
Grandiose Wikingerparty – trotz Abzügen in der B-Note
Soundtechnisch gibt es leider ein paar Abzüge in der B-Note. Dafür sorgen zumindest zwei dicke Aussetzer des Mannes am Mischpult, der offensichtlich nicht seinen besten Abend erwischt hat. Konnten es die Fans noch verschmerzen, dass der Gesang des bestens aufgelegten Johan Hegg mehrere Sekunden lang komplett ausfällt, quittieren sie es mit dicken Pfiffen, als eine Boxenfront, ebenfalls für längere Zeit, nur noch kaputt rauschenden Sound liefert. AMON AMARTH, die auf der Bühne insgesamt 17 Songs lang alles geben, scheinen davon jedoch nichts mitzubekommen oder überspielen das Ganze eben professionell. Von diesen beiden Fauxpas abgesehen, ist die Stimmung beim Auftritt der fünf Nordmannen jedoch vom Start weg fantastisch. Daran hat auf jeden Fall auch Johan Hegg seinen Anteil, der mit guten und charmant witzigen Ansagen so einiges dazu beiträgt. Beispielsweise fragt er das Publikum gleich zu Beginn, was man denn so an einem Sonntagabend machen könne? Die Antwort liefert er gleich mit: “Manche gehen vielleicht auf ein Metalkonzert. Aber wir … wir feiern heute eine fette Wikingerparty!“ Und dieses Versprechen haben AMON AMARTH auf jeden Fall gehalten. Als “War Of The Gods“ erstmals das Ende der Show ankündigt, kann ich um mich herum nur begeisterte Fans entdecken.
Hoch die Hörner!
Bevor die Wikingerparty weitergeht, bedanken sich die fünf Schweden zunächst bei TESTAMENT, die die Tour nach dem heutigen Abend verlassen. Natürlich muss dieser Abschied gebührend gefeiert werden. Also werden die Hörner gefüllt und zum Anstoßen in die Lüfte gereckt. Wer sich auf dem aktuellen Album von AMON AMARTH auskennt, weiß bereits welcher Song dafür den Soundtrack liefert: “Raise Your Horn“ dient passender Weise dazu, auch dem anwesenden Publikum ausgiebig zuzuprosten. Natürlich lässt sich Johan Hegg nicht lumpen und leert sein großes Horn, unter lauten “Ex! Ex! Ex!“ Rufen des Publikums, bis auf den letzten Tropfen. Es folgen die “Guardians Of Asgard“, bevor eine weitere kurze Pause sowie eine Bühnenverdunkelung das große Finale einleiten. Das letztmalig erneuerte Backdrop wird von einem am Bühnenrand “einschwebenden“, riesigen Drachenkopf komplettiert. Zu den Klängen von “Twilight oft he Thundergod“, gilt es noch schnell den Letztgenannten mithilfe eines mächtigen Thorshammers zu besiegen, bevor die abschließenden, funkensprühenden Goldfontänen die Halle vernebeln.
AMON AMARTH muss man live gesehen haben!
Was bleibt, ist die Feststellung, dass AMON AMARTH auch in einer überdachten Location solch eine grandiose Feuershow abliefern, dass man nur mit offenem Mund staunen kann. Außerdem bleibt die Überzeugung, dass die schwedischen Metal-Wikinger zu den Bands – egal welcher Musikrichtung – gehören, die man unbedingt mal live gesehen haben muss.
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