Alter Bridge und Halestorm
"Fortress Tour" 2013 live im Schlachthof Wiesbaden

Nach einer verhältnismäßig knappen Umbaupause enterten ALTER BRIDGE mit der aktuellen Single „Addicted To Pain“ die Bühne. Eigentlich relativ unspektakulär und der grelle Spot, gerichtet auf Myles Kennedy, war sogar etwas unangenehm. Von Beginn an wurde von der Menge textsicher mitgebrüllt und auf der Bühne showmäßig posiert, was das Zeug hielt. Gitarren hochreißen und verzerrte Gesichter machen, sind ja schon fast ein Markenzeichen von ALTER BRIDGE und in Kombination mit den wunderbaren Songs ein Garant für eine tolle Rockshow. Myles wollte wissen, wer die aktuelle Platte „Fortress“ besitzt, worauf ein lautes Johlen aus dem Publikum zurückgeschallte. Allerdings meldeten sich dann auch einige Clevere lautstark zurück, als er wissen wollte wer es denn gestohlen habe. Die neuen Stücke zündeten überraschenderweise schon sehr gut und wurde enorm begeistert aufgenommen. Grundsätzlich darf man dem Wiesbadener Publikum ein sehr großes Lob aussprechen, der Chor war vom Feinsten und extrem mächtig. Die Songs der Amis sind natürlich dazu angelegt Emotionen zu wecken und diese wurden gestern kollektiv und mit voller Wucht freigesetzt. Stellenweise kamen die Fans sogar gegen die Musik an und es machte keinen Unterschied, ob alte oder neue Songs gespielt wurden. Highlight war das Duett zwischen Myles und Lzzy mit dem Lied „Watch Over You“. Gänsehaut pur, als der Dreier (Publikum inklusive) den Song darbot. Grundsätzlich gab es keinen wirklichen Hänger und Granaten wie „Ghost Of Days Gone By“, „Blackbird“ und „Isolation“ machten die Setlist perfekt. Wer Bedenken bezüglich der schnarrenden Stimme von Myles hat, darf beruhigt aufatmen. Auch wenn viele Kritiker den Sänger flapsig unter der Sparte „Wenn Schnaken singen könnten…“ einordnen, live kommt er grandios rüber und überzeugt mit seiner Range und dem beeindruckenden Stimmvolumen. Mark Tremonti durfte ebenfalls mit „Waters Rising“ einen Song zum Besten geben und selbst wenn seine Darbietung solide war, dann spielt Myles ihn doch zumindest gesanglich locker an die Wand.

Zu der Show von ALTER BRIDGE kann man sagen, dass sie natürlich enorm durchgestylt ist. Die Posen sind schon immer sehr ähnlich und irgendwann hat man sich dann auch mal sattgesehen. Da die Songs aber extrem Zucker sind, kommt zum Glück keine Langweile auf. Als kritische Beobachterin bin ich immer irritiert von der Kombination Kennedy und Tremonti. Noch weiter auseinander kann man eigentlich nicht auf einer Bühne stehen und dezente Annäherungsversuche (in deren Fall ist es das gemeinschaftliche Posen mit der Klampfe) werden nach Sekunden abgebrochen und wirken kalt und emotionslos. Lobenswert ist die Buchungspolitik vom Schlachthof Wiesbaden. Trotz ausverkauftem Haus, war die Halle nicht überfüllt und jeder Besucher hatte seine Entfaltungsmöglichkeiten. Der Sound war in Ordnung, häufig war bei HALESTORM und auch bei ALTER BRIDGE der Ton zu leise. Die Fans füllten dieses Loch dann meist. Selbst knappe vierzig Minuten nach Einlass musste man allerdings bei strömendem Regen noch lange warten, um nach der Kontrolle reinzukommen. So dürften einige zwar noch berauscht sein von HALESTORM und ALTER BRIDGE, aber sicherlich auch eine saftige Erkältung als Erinnerung haben. Die Tour zu besuchen lohnt auf jeden Fall, musikalische Höchstleistung und aufgrund der präzisen, amerikanischen Show sehr publikumsorientiert.

Galerie mit 9 Bildern: Alter Bridge - Alter Bridge und Halestorm - "Fortress Tour" 2013

Setlist Alter Bridge:

Addicted to Pain
White Knuckles
I Know It Hurts
Cry of Achilles
Ghost of Days Gone By
Blackbird
Before Tomorrow Comes
Metalingus
Waters Rising
The Uninvited
Ties That Bind
Come to Life
Open Your Eyes
Watch Over You (mit Elizabeth „Lzzy“ Hale) 
Isolation
Slip to the Void
Rise Today

(keine verbindliche Reihenfolge)