Alligatoah
Ein Rapper im Metalmantel

Ein Konzertbericht über einen der bekanntesten Rapper Deutschlands auf metal.de? Na klar, denn ALLIGATOAH trat nicht nur zweimal in Wacken mit metallisierten Versionen seiner größten Hits auf, sondern er veröffentlichte 2024 mit „Off“ ein waschechtes Nu-Metal-Album, das den Helden seiner Jugend Tribut zollt. Die „Out Of Office“-Tour steht im Zeichen der neuen Platte, weswegen wir uns an drei Locations von dem rockigen Ausflug von Lukas Strobel – so sein bürgerlicher Name – überzeugten.

Die Fotos stammen aus Stuttgart und Frankfurt von Stephanie Lauber und Thomas von Schaewen, der Bericht aus Bremen von Jannik Kleemann.

YU – Wenn die Startzeit nicht stimmt

Der Musiker YU, der bei ALLIGATOAHs Management unter Vertrag steht und heute Abend den Anheizer mimt hat an allen Spielorten das Problem, dass die Konzertlocation die Startzeit nicht korrekt kommunizierte. Um 20 Uhr sollte es losgehen, doch als wir um 19:45 in die Halle kommen, steht der Mann bereits auf der Bühne. Was wir mitbekommen ist eine Mischung aus Rock, Rap und Hip Hop – bissig, politisch und teils schnulzig. Die Tracks plätschern größtenteils dahin und der noch sehr junge Musiker gibt ein paar kumpelhafte Ansagen ab. Zum letzten, überzeugenden Anti-AfD-Track bildet sich ein erster, kleiner Moshpit. Da wäre mehr drin gewesen, hätten wir den ganzen Gig gesehen.

Galerie mit 18 Bildern: Yu – Out Of Office Tour 2025 in Stuttgart

ALLIGATOAH kommt vom Mond zurück

Wer die Promophase zu „Off“ mitbekommen hat, ist durch ein Wechselbad der Gefühle gegangen: ALLIGATOAH täuschte am Ende seiner „ReTour“ 2023 sein Karriereende vor und zog sich komplett von den Socials zurück, nur um dann mit „So Raus“ eine Single aus seinem angeblichen Nachlass zu veröffentlichen. Er soll sich auf den Mond zurückgezogen haben, um dort seinen Ruhestand zu verleben.

Dementsprechend startet sein Konzert mit einem Fallschirmsprung und er fällt zu den Klängen von „Stay In Touch“ auf die Bühne. Diese ist wie ein Büro aufgebaut – „Out Of Office“ eben. Wegen seines musikalischen Stilbruchs ist die Setlist in zwei Teile geteilt: Los geht es mit vielen Stücken des neuen Albums. „Niemand“, „Weiße Zähne“, „Küssen“, „Es Kratzt“ – die Fans nehmen das neue Material dankbar an. Die, die möglicherweise nur die Singles gehört haben, sind aufgrund der Härte von Tracks wie „Wer Lacht Jetzt“, der einen Blast-Beat-Part besitzt, verwundert und fragen sich, ob noch „das alte Zeug“ kommt.

Galerie mit 15 Bildern: Alligatoah – Out Of Office Tour 2025 in Frankfurt

Bevor „das alte Zeug“ kommt, bekommen wir zu „Ich Fühle Dich“ eine verdammt große Wall Of Death, die sich einmal quer durch die Bremer Stadthalle zieht. Alleine dafür hat ALLIGATOAH Respekt verdient, denn diese ist größer als auf diversen Metalkonzerten, die wir hier besuchten. Danach beginnt der Best-Of-Teil des Sets: „Lass Liegen“ und „Fick Ihn Doch“ sind zwei Klassiker aus früheren Tagen und gerade „Fick Ihn Doch“ zeigt mit seinem rockigen Beat, dass ALLIGATOAH schon immer mit Ausflügen in härtere Gefilde kokettierte.

Der Übersong „Wie Zuhause“ samt grandiosem Double-Time-Rap ist ebenso vertreten wie ein kleiner Akustikteil mit „Musik Ist Keine Lösung“ und „Narben“. Zwischenzeitlich wechselt ALLIGATOAH mehrfach das Outfit, das er mit „es geht hier zu wie bei TAYLOR SWIFT“ kommentiert. In Anlehnung daran, dass sie ihre Fans „Swifties“ nennt, nennt er das Publikum danach nur noch „Thorstens“.

Zum Schluss der zweistündigen Show drehen „So Raus“, „Du Bist Schön“, das NO-ANGELS-Cover „Daylight“ im Metalgewand und natürlich „Willst Du“ den Ekstaselevel auf elf. Mit einem langen Fanchor und „Partner In Crime“ verabschiedet sich ALLIGATOAH von allen Anwesenden und verspricht, sie nicht noch einmal so an der Nase herumzuführen. Er würde weiter Musik machen, bis er alt und grau sei. In Anbetracht dieser großartigen Show sagen wir: Das wollen wir auch hoffen!

Galerie mit 18 Bildern: Alligatoah – Out Of Office Tour 2025 in Stuttgart