Alice Cooper
Too Close For Comfort Tour 2024
Konzertbericht
Nach etwas Regen am Nachmittag zeigt sich ab den frühen Abendstunden das freundliche Gesicht des wechselhaften Sommers, sodass sich ein bunt gemischtes Publikum mit etwa mittlerem Altersschnitt vor der tollen Location des Butzbachers Schlosshofes eingefunden hat. Für die mittelhessische Show der „Too Close For Comfort Tour 2024“ gibt es Tickets im hinteren Bereich oder für zehn Euro mehr die Front-Of-Stage-Variante, die sich letztlich lohnen sollte. Einerseits ist der Raum vor der Bühne lediglich moderat gefüllt, sodass man sich problemlos einen angenehmen Platz auswählen kann, während es kurz vor dem ersten Wellenbrecher und dem Eingang zum Sektor zwischenzeitlich doch recht eng wird. Dazu gibt es auch einen wenig frequentierten Bierstand. Für die Voraussetzungen ist also gesorgt.
Galerie mit 13 Bildern: Black Mirrors - Too Close For Comfort Tour 2024 in Northeim„Keine Experimente, keine Überraschungen“
Den kurzweiligen Anfang machen BLACK MIRRORS aus Belgien. „Keine Experimente, keine Überraschungen“, wie Kollege Thorbrügge bereits in seiner Review zur letzten Platte „Tomorrow Will Be Without Us“ angemerkt hatte, gilt auch an diesem Abend. Und das ist deutlich weniger negativ gemeint, wie es zunächst anklingen mag. Die Band um die agile Frontfrau Marcella Di Troia macht mit ihrem leichtfüßigen, teilweise etwas bluesig angehauchten Rock nichts falsch, auch wenn der Funke ob der überschaubaren Intensität noch nicht so ganz überspringen will. Di Troia hüpft indes immer wieder rumpelstilzchenartig um den Mikrophonständer, zur gleichen Zeit verdient sich Gitarrist Pierre Lateur durchaus Achtungserfolge durch sein präzises Spiel und ein paar nette Soli. Nach sechs Songs ist auch schon wieder Schluss und das Quartett macht Platz für das opulente Bühnenbild von ALICE COOPER.
Galerie mit 26 Bildern: Alice Cooper - Too Close For Comfort Tour 2024Ein großes „Wanted“-Banner mit dem eigenen Namen wird von einer Schere durchstochen und dann erscheint der immer noch bemerkenswert beisammen wirkende 76-Jährige, der mit „Welcome To The Show“ aus seinem aktuellen Album „Road“ startet. Über die komplette Show hinweg macht der Solokünstler, der im Übrigen absolute fähige Mitmusiker um sich schart, deutlich mehr Meter als der Großteil anderer Frontmänner und Frauen. Ständig passiert etwas auf der Bühne und ALICE COOPER machen auch gar keinen Hehl daraus, dass es sich durch die deutliche Überzeichnung nicht um eine reine Horrorshow, sondern eben um das zwinkernde Auge handelt. Der Sound ist blitzsauber, vielleicht marginal zu leise und die Stimmung bestens. Dass die Band, neben vielen gutklassigen Stücken, auch über einige Gassenhauer verfügt, die jeder kennen dürfte, der seine Jugend nicht in Isolation verbracht hat, zeigen die plötzlich massenhaft gereckten Handys bei „Poison“ oder „Hey Stoopid“.
Rockendes Horror-Theater
Neben wandelnden Zombies, einer inszenierten Exekution durch eine Guillotine oder auch das Umherwirbeln einer untoten Gummipuppe, vergisst Cooper aber auch nicht, seine Band zu würdigen und den Musikern etwas zentrierten Spielraum einzuräumen. So dürfen sich sowohl Gitarristen Nita Strauss als auch Drummer Glen Sobel mit eigenen Soli in den Vordergrund spielen und machen das jeweils sehr ordentlich. Durch die gut gewählte Setlist, die vielen Geschehnisse auf der Bühne und die aktive Atmosphäre im Publikum vergehen die 90 Minuten Spielzeit wie im Flug und schon wartet mit „School’s Out“ die obligatorische Zugabe, die noch mit einem Teil von PINK FLOYDs „Another Brick In The Wall (Part II)“ aufgehübscht wird. Mit den letzten Singalongs vergeht so ein Abend, der alles andere als einen gealterten Rockstar zeigt.
Setlist:
01. Lock Me Up
02. Welcome To The Show
03. No More Mr.Nice Guy
04. I’m Eighteen
05. Under My Wheels
06. Bed Of Nails
07. Billion Dollar Babies
08. He’s Back (The Man Behind The Mask)
09. Be My Lover
10. Lost In America
11. Hey Stoopid
12. Drum Solo
13. Welcome To My Nightmare
14. Cold Ethyl
15. Go To Hell
16. Poison
17. Feed My Frankenstein
18. Guitar Solo
19. Black Widow Jam
20. Ballad Of Dwight Fry
21. I Love The Dead
22. Elected
23. Schools Out
Bilder: Laura König (Northeim)
Texte: Patrick Olbrich (Butzbach)
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