Alcest
Écailles De Lune Anniversary Tour
Konzertbericht
Wenn ALCEST dazu aufrufen, das Jubiläum ihres ikonischen Albums “Écailles De Lune“ zu feiern, gehorchen die Fans ohne zu zögern. Das passiert zwar mit einigen Jahren Verspätung, immerhin ist das Album im Jahr 2010 erschienen, aber jede Gelegenheit, zusammen mit den sympathischen Franzosen zu zelebrieren wird dankend angenommen und so treffen sich die Fans in der Einlass-Schlange vor dem ausverkauften Knust in Hamburg, um schon einmal gemeinsam in Erinnerungen zu schwelgen.
THE DEVIL’S TRADE beschwören die Stille
Eröffnet wird der Abend aber erst einmal auf die Minute pünktlich um 20 Uhr von den Ungarn THE DEVIL’S TRADE. Mastermind Dávid Makó überzeugt nicht nur durch einen beeindruckenden Schnurrbart, sondern vor allem durch seine einzigartige Stimme, mit der er seinen introvertierten Dark Doom Folk, wie er es selber nennt, dem Publikum präsentiert.
THE DEVIL’S TRADE spielen einige Lieder vom dieses Jahr erschienenen Album “Vidékek Vannak Idebenn“, die teilweise Englisch, teilweise Ungarisch sind. Mit ihrer ruhigen, ernsten Art ziehen die Ungarn das Publikum in ihren Bann. Makó lässt in den Pausen zwischen den Liedern die Stille für sich sprechen und verzieht keine Miene. Erst nach der Hälfte des Sets scheint er mit einem „Grüß Gott“ das erste Mal das Publikum wahrzunehmen.
Das hängt ihm gerade deswegen an den Lippen, sodass Lieder wie das persönliche “Liminal“ oder das traurige “12 To Die 6 To Rise“ ihre volle Kraft entfalten können und das Publikum danach sprachlos zurücklassen. „Diese Stille ist so wertvoll in Zeiten des Lärms“, bedanken THE DEVIL’S TRADE sich vor ihrem letzten Song beim Publikum. „Danke für eure Zeit und die Energie, die wir miteinander geteilt haben.“
Galerie mit 14 Bildern: The Devil´s Trade - Écailes De Lune Tour 2023 in HamburgALCEST präsentieren die perfekte Setlist
Auf diese Weise auf ALCEST eingestimmt, wird es vor der Bühne langsam etwas eng. Die wird heute nicht von einem Backdrop, sondern passend zum Album von einem wunderschönen Halbmond verziert. Um Punkt 21 Uhr startet dann ein Einspieler mit sakraler Musik, der beim ersten Durchlauf zwar noch für Atmosphäre sorgt, nach dem dritten allerdings für etwas Unruhe sorgt. Gut, dass es jetzt endlich losgeht.
Vor dem in warmem Licht beleuchteten Halbmond und dem Geräusch von Wellenrauschen betreten ALCEST die Bühne und legen direkt mit der Zelebration ihres “Écailles De Lune“ los. Die Vocals sind zu Beginn noch etwas leise, aber sowohl die Band als auch die Tontechnik grooven sich schnell ein und sorgen bei den Fans wieder für gebanntes – und sonst fürs Knust eher unübliches – Schweigen. „Wir sind ALCEST. Vielen, vielen Dank“, durchbricht Sänger Neige auf seine bescheidene Art die Stille. Auch während des Spielens hat Neige seine ganz eigene Art, einzelnen Fans zuzunicken und seinen Blick durchs Publikum schweifen zu lassen, sodass jeder sich persönlich begrüßt und wertgeschätzt fühlt.
Nachdem ALCEST mit dem ruhigen und bewegenden “Sur L’océan Couleur De Fer“ das Ende des “Écailles De Lune“-Albums erreicht haben und die Herzen der Fans eigentlich schon voll sind, spielen die Franzosen noch einen Querschnitt ihrer anderen Alben und zu “Sapphire“ und “Oiseaux De Proie“ kommt Bewegung ins Publikum, das tanzend und headbangend vor der Bühne wogt.
Nach knapp über einer Stunde Spielzeit beenden ALCEST dann ihr Set, aber lassen sich für eine Zugabe noch einmal zurück auf die Bühne bitten und liefern noch zwei weitere Songs, um nach dem wirklich letzten Song “Délivrance“ und einem letzten aufrichtigen Dank ans Publikum die Bühne zu verlassen.
Galerie mit 12 Bildern: Alcest - Écailles De Lune Tour 2023 in HamburgEs gibt immer einen Grund zu feiern
Die Fans strömen mit einem letzten Wegbier und Merch-Nachschub in den Händen in die wieder trockene Nacht und lassen das eben Erlebte noch einmal Revue passieren. Mitte des Jahres hat die Bands bereit Fotos von den Aufnahmen zum neuen Album geteilt, aber mit dem 10-jährigen Jubiläum von “Shelter“ gäbe es 2024 auch so einen Anlass für eine neue Jubiläumstour. So oder so, der nächste Besuch der Franzosen in Hamburg wird bereits sehnlichst herbeigewünscht.
Bericht: Louisa Esch
Fotos: Marvin Heins
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