Alcest
Alcest & Lantlôs live in Deutschland
Konzertbericht
FRANKFURT, Das Bett, 7. September 2015
In Frankfurt weht ein frostiges Lüftchen, als die Kollegen Klug und Kostudis am frühen Montagabend ihr Auto nahe der Location abstellen. Die Begrüßung in der Main-Metropole fällt allerdings umso wärmer aus: „UUUUUULLLLVVVVEEEEEEER!!!“ Klar, Herr Klug hat sich heute für die feine Abendgarderobe entschieden und ein Shirt der Norweger übergestülpt. Aber wo zum Teufel kam das Gebrüll her? Die Kollegen blicken verdutzt auf die Straße – und sehen nur noch einen Linienbus davonfahren, aus dessen Fahrerhäuschen eine Pommesgabel ragt. Die Frankfurter haben für ausgefallene Metal-Kost also offensichtlich ein Faible. Gut so.
Die erwartungsfrohen Kollegen betreten kurz darauf „Das Bett“ – einen beschaulichen Club im Herzen Frankfurts. Hier werden die Atmosphärik-Künstler ALCEST heute das zweite Konzert ihrer Deutschland-Tour spielen. Mit LANTLÔS haben die Franzosen zudem einen hochkarätigen Support dabei. Der Raum füllt sich schnell, schätzungsweise 300 Besucher haben sich eingefunden.
Zunächst betreten LANTLÔS die Bühne und stellen dem Publikum ihre schwermütigen Kompositionen vor. Markus Siegenhort steht der erst im vergangenen Jahr zum Quintett gewachsenen Truppe vor und beginnt das Konzert mit „Bliss“ vom 2011er Album „Agape“ – ein angejazzter Black-Metal-Auftakt, welcher für den einen oder anderen Besucher sicherlich ein wenig unerwartet kommt. Schnell zeigt sich auch: Die Akustik des Betts gerät zu einer großen Herausforderung für die Tonmänner, zu Beginn ist der Klang noch alles andere als differenziert. Im Verlauf der Show stellt sich dann glücklicherweise Besserung ein, wenngleich einige wichtige Lead-Spuren – beispielsweise in „Melting Sun I: Azure Chimes“ – dennoch kaum zu hören sind. Dabei wird die dreifaltige Gitarrenwand messerscharf vom doppelten Klargesang geschnitten, der heute viel zu trocken aus den Boxen schallt. Schade, da hätte jemand deutlich mehr Hall vertragen können. Insgesamt präsentiert sich der Fünfer aber im Vergleich zum Gig beim Summer Breeze stark verbessert, die wuchtigen, überlangen Kompositionen entfalten heute zweifelsfrei ihren Reiz. Das Publikum honoriert die Stücke entsprechend mit kräftigem Applaus – auch wenn die Hoffnungen vieler auf einen Gastauftritt von ALCEST-Fronter Stephane „Neige“ Paut enttäuscht wurden.
Setlist:
- Bliss
- Melting Sun I: Azure Chimes
- Melting Sun II: Cherry Quartz
- Melting Sun IV: Jade Fields
- Pulse/Surreal
- Coma
Nach einer längeren Umbaupause ist es dann soweit: Zu den schwebenden Klängen des „Shelter“-Intros „Wings“ betreten ALCEST die Bühne, lauter Jubel brandet durch den Club. Es wird klar: Wirklich jeder einzelne Besucher fiebert dem Set der Franzosen entgegen. Schon aufgrund der Besetzung kommt der Sound von Anfang an aufgeräumter daher, wenngleich auch ALCEST zunächst ein wenig mit der Akustik zu kämpfen haben. Insgesamt geht der Sound aber in Ordnung.
Mit ihrem Set liefern die Franzosen einen Querschnitt durch die Bandgeschichte, geboten werden sowohl Tracks vom aktuellen Album „Shelter“ als auch Stücke des Debüts „Souvenirs D’un Autre Monde“. Ein besonderer Moment des Konzerts ist dabei das ruhige, erhabene „Sur L’océan Couleur De Fer“ von der 2010er Platte „Écailles de Lune“, welches das Publikum gebannt verfolgt. Nach etwas mehr als einer Stunde gehen ALCEST dann zum ersten Mal von der Bühne – um nach tosendem Applaus für die beiden Live-Klassiker „Autre Temps“ und „Délivrance“ zurückzukehren. Dann, nach langem Amp-Feedback, gehen die Lichter an.
Allerdings bleibt festzuhalten: Es war nicht die ganz große Magie am heutigen Abend. Und wie Live-Gitarrist Zero nach dem Konzert sagt, müsse man sich noch ein wenig besser eingrooven. Nichtsdestotrotz liefern ALCEST in Frankfurt einmal mehr ein stimmungsvolles Konzert, und in den Augen der meisten Besucher ist zu erkennen: Das hier war mal wieder etwas ganz Besonderes.
Setlist:
- Wings
- Opale
- Summer’s Glory
- Écailles De Lune – Part 1
- Les Iris
- Souvenirs D’un Autre Monde
- L’eveil Des Muses
- Là Où Naissent Les Couleurs Nouvelles
- Sur L’océan Couleur De Fer
- Percées De Lumière
- Autre Temps
- Délivrance
Fotos: Anton Kostudis
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