Alcest
Alcest & Lantlôs live in Deutschland

Konzertbericht

Billing: Alcest und Lantlôs
Konzert vom 2015-09-13 | Luxor, Köln, Leipzig, Hannover, Stuttgart, Frankfurt am Main

STUTTGART, Universum, 8. September 2015

Brav bilden die drei Dutzend Frühaufsteher eine Schlange vor dem Stuttgarter Universum. Der für 19 Uhr geplante Einlass wurde um eine halbe Stunde nach hinten verschoben, war wohl keiner pünktlich. Und auch jetzt, kurz nach halb acht, ist das Universum so leer, wie es die Schreiberin noch nie erlebt hat. Aber die beiden Bands des Abends müssen dennoch nicht zittern, nach und nach füllt sich der Laden und die Zeit bis die Lichter ausgehen, kann wunderbar entspannt bei Bier und Plauderei vertrödelt werden.

Galerie mit 20 Bildern: Lantlôs - Alcest, Lantlôs Tour 2015

LANTLÔS dürfen als erste ran und machen nicht viele Worte, hauen dafür aber den teils noch gemütlich Herumsitzenden ein heftiges „Bliss“ um die Ohren. Damit haben sie schnell die volle Aufmerksamkeit, erste Haare fliegen und vor der kleinen Bühne wird es kuschelig. Siegenhort und seine vier Mitstreiter gehen völlig auf in ihrer Musik, ein wenig distanziert wirken sie, absolut konzentriert, nur selten wird Kontakt zum Publikum aufgenommen. Stück eins, zwei und vier vom aktuellen „Melting Sun“-Langspieler kommen als nächste zu Gehör, organischer als auf den Aufnahmen, was nicht nur eine blumige Umschreibung für schlechten Sound sein soll. Überragend ist er aber auch nicht, besonders nahe der Bühne eher laut und breiig als differenziert. Auch lichttechnisch ist noch Luft nach oben, gerade der Fronter steht des Öfteren mal im Halbdunkel. Aber sonst ist alles gut, die Atmosphäre des kleinen Clubs steht den langen Stücken des Quintetts gut zu Gesicht, und das Publikum geizt nicht mit Begeisterungsbekundungen. Wie so oft kommt auch im Set von LANTLÔS das Beste zum Schluss. Mit „Pulse/Surreal“ und „Coma“ kommen zwei großartige Stücke vom „.neon“-Album zu Gehör und beschließen einen Gig, der einen zwar nicht vom Stuhl gehauen hat, aber doch zu begeistern wusste.

Setlist:

  • Bliss
  • Melting Sun I: Azure Chimes
  • Melting Sun II: Cherry Quartz
  • Melting Sun IV: Jade Fields
  • Pulse/Surreal
  • Coma

Alcest

Da der Backstage im Universum nicht hinter der Bühne verortet ist, kann man in der Umbaupause das Herumtragen und -schieben von Instrumenten quer durch den ganzen Club beobachten. Die Meute hat sich wieder etwas zerstreut, viele lungern draußen oder vor dem Merch-Stand herum. Als dann endlich Neige gesichtet wird und noch ein wenig an der Technik auf der Bühne rumfrickelt, laufen die Fans aber schnell wieder zusammen. „Kennst du die nächste Band?“, hört die Schreiberin hinter sich ein Gespräch mit. „Ne, kein einziges Stück. Und du?“ – „Ich hab ein Album, von früher, als sie noch nicht Mainstream waren.“

Darüber kann nun diskutieren, wer will. Im Universum geht wieder das Licht aus und mit „Opale“ der Gig der Franzosen von ALCEST los. Leider hält sich der Beleuchter die ganze folgende Stunde sehr zurück, und auch wenn der träumerische Post-Rock der vier Musiker im Dunkeln ebenso gut zu genießen ist, so ärgert es doch jeden, der ein einigermaßen brauchbares Bild der Band zustande bringen will. Die Songauswahl ist erfreulich durchmischt, das wunderbare „Souvenirs D’Un Autre Monde“ (ja, aus den guten alten Zeiten) erklingt neben neuen Werken wie dem Eröffnungsstück oder „L’Éveil Des Muses“. Auch hier wünscht man sich soundmäßig die ein oder andere Nuance mehr, machen doch gerade die leisen, verspielten Anteile den Reiz mancher ALCEST-Stücke aus.

Galerie mit 12 Bildern: Alcest - Alcest, Lantlôs Tour 2015

„Bien joué!“ schallt es nach „Écailles De Lune – Part 1“ aus dem Publikum, Neige muss grinsen – wenn das mal kein Kompliment ist. Wie immer ist der Fronter etwas zurückhaltend, wagt sich aber gelegentlich mal an den Bühnenrand und spricht zwischen den Liedern auch mit dem Publikum. Seine Songankündigungen führen nicht immer zu begeistertem Gejohle, aber vermutlich liegt das am Französisch. Lauter wird es in der Menge allerdings, als Neige ihre letzte Tour mit OPETH erwähnt. Dennoch sieht man den meisten Anwesenden ihre große Freude an ALCEST und diesem Konzert deutlich an und der Applaus fällt dementsprechend enthusiastisch aus. Genauso wie der Unmut, der sich nach dem wunderbaren „Percées De Lumière“ breitmacht, das als letztes reguläres Stück angekündigt wird. Zwei Songs als Zugabe beschließen den Abend, an dem ALCEST gewohnt stark waren. Aber da ist noch Luft nach oben.

Alcest

Setlist:

  • Wings
  • Opale
  • Summer’s Glory
  • Écailles De Lune – Part 1
  • Les Iris
  • Souvenirs D’un Autre Monde
  • L’eveil Des Muses
  • Là Où Naissent Les Couleurs Nouvelles
  • Sur L’océan Couleur De Fer
  • Percées De Lumière
  • Autre Temps
  • Délivrance

Text & Fotos: Ruth Gräbeldinger | Alpha Photography

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14.09.2015

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