Alcest
Alcest & Lantlôs live in Deutschland
Konzertbericht
HANNOVER, MusikZentrum, 10. September 2015
Ein strahlend blauer Himmel an einem schönen Spätsommerabend lässt die Besucher vorwiegend draußen vor dem MusikZentrum in Hannovers Nordstadt warten – entsprechend kommt in der alten Halle zunächst eher gemütliche Kneipenatmosphäre denn Konzertstimmung auf: Das anwesende Publikum verteilt sich noch auf die wenigen Stehtische und den Tresen. Rechtzeitig zum angekündigten Konzertbeginn füllt sich dann allerdings zügig der Saal.
Pünktlich wie die Maurer starten LANTLÔS ihren Auftritt. Die Bühne im MusikZentrum wirkt ein wenig vollgestellt, nimmt das bereits für ALCEST vorbereitete Drum-Kit doch wertvollen Platz weg. Die fünf Herren wissen den eingeschränkten Platz gut zu nutzen, allerdings tritt ein bekanntes Phänomen erneut zu Tage, das sich wie ein roter Faden durch diese Tour zu ziehen scheint: Auch diesmal wird der Anfang des Sets von deutlichen Soundschwierigkeiten begleitet. Der Gesang zu leise, das Schlagzeugspiel ebenfalls – insbesondere der Eröffnungstrack „Bliss“ muss hierunter leiden. Aber schnell wird nachgesteuert und langsam schließt sich nicht nur die akustische Lücke, auch der obligatorische Freiraum direkt vor der Bühne wird besetzt. Unter dem Hinweis, dass man für Ansagen nicht viel Zeit habe, geht es schnell durch die Songauswahl, die von Titeln des Albums „Melting Sun“ dominiert wird – keine Überraschung zu den vorherigen vier Auftritten der Tour an dieser Stelle.
Als die Saitenfraktion allerdings zwischenzeitlich kurz mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, wird die Unterbrechung geschickt genutzt: Sänger Markus Siegenhort macht ordentlich Werbung für das im Foyer angebotene Merchandise und dankt gleichzeitig für die mit dem Erwerb geleistete Unterstützung der Band. Und wie sich zeigt, macht sich dieser Aufruf bezahlt: Die Lücken im Angebot wurden größer, einige LPs waren bereits bei Ankunft in Hannover vergriffen und insbesondere das Tour-Shirt erfreut sich hoher Beliebtheit. Nachschub wurde allerdings bereit bestellt, wie glaubhaft versichert wurde.
Setlist:
- Bliss
- Melting Sun I: Azure Chimes
- Melting Sun II: Cherry Quartz
- Melting Sun IV: Jade Fields
- Pulse/Surreal
- Coma
Nach einer erfrischend kurzen Umbaupause, die gerade für ca. fünf Zigaretten gereicht haben sollte, betreten ALCEST die Bühne. Unter massivem Einsatz der Nebelmaschine öffnet die Truppe um den zurückhaltenden Frontmann Neige ihr musikalisches Schmuckkästchen. War die letzte große Liveaktivität im Vorprogramm von OPETH noch geprägt von Werken des aktuellen Albums „Shelter“ bietet die aktuelle Setlist deutlich mehr Abwechslung – zur sichtlichen Freude aller Fans des älteren Materials der Franzosen. Was sofort auffällt: Insbesondere die älteren Stücke funktionieren im Livegewand sehr gut.
So taut Sänger Neige langsam auf, lässt sich zu wiederholten Sympathiebekundungen in Richtung Publikum hinreißen und stellt (richtigerweise) fest, dass man ja das erste Mal in der Stadt sei. Ordentlich Pluspunkte für diese publikumsfreundliche Interaktion. Der Sound ist angenehm, nicht zu laut und übersteuert, eine Tatsache, die man im MusikZentrum auch oftmals schon anders gehört hat. Eine schöne Songauswahl, eine gut aufgelegte Band – so schafft man es in die Herzen der ca. 300 anwesenden Schuhschauer. Und vielleicht auch mal in ein ARTE-Feature. Da es aber auch bei ALCEST heute keine Überraschungen bei der Songauswahl gibt, erahnen die treuen Leser dieses Tourblogs zum Abschluss des Konzerts bereits: Die Band lässt es sich nicht nehmen, zwei Titel als Zugabe zu geben. Zur arbeitnehmerfreundlichen Uhrzeit von Viertel vor Elf fällt dann endgültig der imaginäre Vorhang und ALCEST entlassen Zuschauer und zufriedene Redakteure in den Spätabend – wobei das Verkaufspersonal am Merchandise-Stand augenscheinlich noch zu Überstunden antreten muss, um die herausströmende Fanschar mit Bandgoodies zu versorgen.
Setlist:
- Wings
- Opale
- Summer’s Glory
- Écailles De Lune – Part 1
- Les Iris
- Souvenirs D’un Autre Monde
- L’eveil Des Muses
- Là Où Naissent Les Couleurs Nouvelles
- Sur L’océan Couleur De Fer
- Percées De Lumière
- Autre Temps
- Délivrance
Text: Sven Lattemann | Fotos: Richard Mertens
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