Ahab
15 Years Anniversary Show
Konzertbericht
Weihnachtsmarkt oder Konzert? Merchandise oder Geschenke? Diese Fragen sollten sich eigentlich nicht stellen, und am heutigen Tage werden sie auch eindeutig beantwortet, so dass im Laufe des Abends ein „Ausverkauft“ am Einlass gemeldet werden kann. AHAB und der ClubCANN hatten zum 15. Bandjubiläum der Heidelberger gerufen, und weil das 23 Monate vorher schon so gut geklappt hatte, feiert man den Geburtstag halt in Stuttgart.
19:00 NAKED HAZELBEARD
Eröffnen dürfen den Abend die Esslinger NAKED HAZELBEARD um den auch bei KILLING AGE singenden Bartträger Jan Weitzenbürger. Kritiker sagen, die Bands gäbe es nur, um Haselnussschnaps und -likör an den Mann oder die Frau zu bringen. Doch heute kommen NAKED HAZELBEARD sehr gut in Stuttgart an. Mit fünf Personen nebeneinander auf der Bühne sitzend hat die Band heute das komplette Besteck aufgefahren: Sänger Jan mit Wandergitarre sitzt in einem Schaukelstuhl, und neben ihm sitzen noch Sängerin, Gitarrist, Bassist und eine Cajon-Spielerin. Alle Instrumente sind abgenommen und funktionieren so auch in einem Konzertraum. Sich selbst beschreiben die Esslinger als „Acoustic Rock-Grunge with smoky whisky and cigarette soaked voice“ und treffen damit den Nagel auf den Kopf, denn im Mittelpunkt steht bzw. sitzt Sänger Jan. Seine Stimme füllt den Raum aus und ist vergleichbar mit Phil Anselmo zu seinen besten Zeiten. NAKED HAZELBEARD kommen beim Publikum im schon recht gefüllten Raum gut an, und Jan ist sich auch nicht zu schade, intime eigene Geschichten zu den Songs zu erzählen. Ein Opener, der musikalisch nicht zum Headliner passt und trotzdem beim Publikum gut ankommt, ist mal eine positive Abwechslung.
19:45 ROPE SECT
Ab jetzt steht der Galgen im Mittelpunkt, bei jedem Bandmitglied baumelt irgendwo einer rum, und auch am Schlagzeug hängt einer. ROPE SECT und viele Fragen stellen sich. Ist das jetzt wirklich Post Punk à la GRAVE PLEASURES oder die zwanzigste finnische Gothic-Rock-Band mit düsterer Stimmung? Aber dafür ist die Stimme des Sängers nicht ausdrucksstark genug, und der Gitarrist hat dafür nicht genug schlechte Laune auf der Bühne, sondern tanzt eher beschwingt über die Bretter. Der Sänger stattdessen hat die Kapuze ordentlich weit runtergezogen und konzentriert sich auf die Songs und seinen Galgen. Vielleicht muss man sich etwas mehr mit der Band beschäftigen, aber am heutigen Abend gehen ROPE SECT in das eine Ohr rein und in das andere raus.
21:00 AHAB
AHAB sinnt nun nicht unbedingt dafür bekannt, Partykanonen auf der Bühne zu sein, im Gegenteil, man muss und soll sich auf die Musik konzentrieren und kann sich wunderbar in die aufgetürmten Wellenberge hineinversetzen lassen. Da ist es dann doch etwas schwierig, wenn sich mittlerweile ein Teil des Publikums so zugesoffen hat, dass permanent gequatscht und Bier verschüttet wird und dauernd jemand raus rennt, um Bier raus- bzw. reinzubringen. Konzerte sind momentan voll im Trend, jeder giert nach dem haptischen Erlebnis, doch wenn man nur hingeht, um zu saufen, kann man es eigentlich auch sein lassen. Geht lieber zum Weihnachtsmarkt, um zu trinken.
AHAB soll es aber recht sein, dass so viele Leute gekommen sind. Wo andere Bands mit den ersten Klängen aus den Instrumenten die Fans wieder vom Tresen oder vom Rauchen hinein rufen, gibt es bei den Heidelbergern erstmal ein paar Minuten Meeresrauschen ehe man mit „Further South“ beginnt. Und auch hier braucht man knappe vier Minuten, bis das erste Mal der Härtegrad angezogen wird.
Wie schon beim letzten Auftritt im Januar 2018 im ClubCANN, ist auch dieses Mal der Sound nahezu perfekt. AHAB hauen einen Song nach dem anderen raus, und zwischendurch wird sich nur kurz bei den Fans bedankt, dass sie so zahlreich erschienen sind. Cornelius Althammer thront an seinem Schlagzeug über der Band, während vorne Daniel Droste die Seele aus dem Leib singt und growlt. AHAB sind keine leichte Kost live, am heutigen Tage wird diese aber perfekt umgesetzt.
Nach „Antarctica The Polymorphess“ gibt es dann auch mal wieder eine Ansage, und es wird sich bedankt, denn AHAB bestehen ja nicht nur aus den vier Bandmitgliedern auf der Bühne, sondern auch aus einem Livemitglied und einem ehemaligen Mitglied. „Redemption Lost“ und „The Divinity Of Oceans“ wird mit den Ersatzmusikern zelebriert, bis es zum Abschluss das umjubelte „The Hunt“ mit allen sechs Musikern gibt. Was für ein Brett, und nach 90 Minuten ist musikalisch alles gesagt. Auf die nächsten 15 Jahre.
Setlist:
Further South
Tombstone Carousal
To Mourn Job
Like Red Foam (The Great Storm)
Antarctica The Polymorphess
Redemption Lost
The Divinity Of Oceans
The Hunt
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