Accept
Humanoid Tour 2024
Konzertbericht
ACCEPT veröffentlichten im Frühling ihr 17. Album „Humanoid“, das den Trend hochqualitativer Veröffentlichungen seit der Reunion 2010 fortsetzt. Dazu passend geht die Band um Mastermind Wolf Hoffmann auf ausgedehnte Europatour und hat Ex-MOTÖRHEAD-Gitarrist Phil Campbell und seine „Bastard Sons“ im Gepäck. Wir haben der Sause beigewohnt und können attestieren, dass die alten Recken es immer noch drauf haben.
Fotos aus Langen von Thomas von Schaewen
Bericht aus Bremen von Jannik Kleemann
PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS betreiben MOTÖRHEAD-Worship
Im Gegensatz zu einigen Sommer-Shows setzen PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS in den 60 Minuten, die sie als Anheizer haben, auf einen Mix aus eigenen Nummern und Klassikern aus dem MOTÖRHEAD-Portfolio. Den Anfang machen mit „We’re The Bastards“ und „Freak Show“ zwei Songs aus den Anfangsjahren der Familienband, bevor mit Campbell mit einem lässigen „Any MOTÖRHEAD-Fans here tonight?“ die Crowd zum Jubeln bringt und auf der Gitarre „Going To Brazil“ anstimmt.
Die Eigenkompositionen „Schizophrenia“, die erste Single des aktuellen Albums „Kings Of The Asylum“ und „High Rule“ kommen ebenfalls gut an, doch die Klassiker von Campbells altem Arbeitgeber bringen die anwesende Meute wenig überraschend am meisten zum Ausrasten. „Born To Raise Hell“ sorgt für einen frühen Höhepunkt des Abends, genau wie „Ace Of Spades“ und das abschließende „Killed By Death“. Da geht die Ansage des Gitarristen, er hätte den Track „Straight Up“ mit einem gewissen Rob Halford geschrieben, beim ersten Mal ein wenig unter – doch das kann auch am genuschelten walisischen Englisch des kaugummikauenden Saitenhexers liegen.
Die meisten Tracks zockt die Band solide runter und zwischendurch animiert Sänger Joel Peters die Crowd mit den bekannten Spielchen zum Mitmachen. Diese nimmt die Animation dankbar an. ACCEPT haben mit PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS eine gute Wahl für eine thematisch passende Vorband getroffen.
Galerie mit 29 Bildern: Phil Campbell And The Bastard Sons - Humanoid Tour 2024 in LangenACCEPT präsentieren „Humanoid“ und alte Schinken
Mit 17 Alben und einem Haufen Klassikern ist es schwierig, eine Setlist zusammenzustellen. ACCEPT entscheiden sich für einen einfachen, aber vorhersehbaren Weg, ihrem neuen Album genug Platz einzuräumen und die Fan-Favoriten der 80er-Jahre dazwischen zu packen. Sie starten das Set mit „The Reckoning“ und „Humanoid“ – zwei starke Stücke der aktuellen Scheibe. Danach holen sie mit „Restless And Wild“ und „London Leatherboys“ das Old-School-Publikum ab, das heute Abend reichlich vertreten ist, wenn man sich die Menge an grauhaarigen Metallern anguckt.
Wolf Hoffmann und seine Gang haben eine einstudierte Bühnenpräsenz. Es gibt ordentlich Gepose mit den vier Gitarren, viele Abläufe wirken routiniert und aufeinander abgestimmt. Trotzdem zeigt die Band immer wieder die Spielfreude und hat sichtlich Spaß auf Tour. Sänger Mark Tornillo merkt man seine 70 Jahre kaum an, auch wenn ein paar Schreie kürzer ausfallen als gewohnt.
Schade ist, dass mit „Straight Up Jack“ und „Frankenstein“ zwar noch zwei weitere „Humanoid“-Stücke den Weg ins Set gefunden haben, aber der Vorgänger „Too Mean To Die“ gleich komplett rausgeflogen ist. Auch von „The Rise Of Chaos“ und „Blind Rage“ fehlt jede Spur. Dafür bekommen wir mit „Pandemic“, „Teutonic Terror“ und „The Abyss“ gleich drei Nummern vom Comebackalbum „Blood Of The Nations“ geboten. Das Medley aus „Demon’s Night“, „Starlight“, „Losers And Winners“ und „Flash Rockin‘ Man“ sorgt für frischen Wind.
Lediglich der Zugabenblock ist auf ewig in Stein gemeißelt: „Fast As A Shark“, „Balls To The Wall“ und „I’m A Rebel“ sind die drei Tracks, die auf ewig ACCEPT-Konzerte beenden und das ist verständlich. Die Meute rastet dazu richtig aus, es fliegt sogar ein aufblasbarer Hai zu „Fast As A Shark“ durch die Location. Nach 100 Minuten einwandfreiem Konzert verlassen ACCEPT die Bühne unter langanhaltendem Applaus. Die großen Überraschungen blieben zwar aus, aber ein fetter Sound, eine gute Setlist und Show und ein fast ausverkauftes Aladin geben der Band Recht – so kann es noch eine ganze Weile weitergehen.
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