Demons & Wizards
"A Magical Encounter" live in Frankfurt 2019

Konzertbericht

Billing: Demons & Wizards und Asylum Pyre
Konzert vom 02.06.2019 | Batschkapp, Frankfurt

Eine magische Begegnung soll es werden, das verspricht zumindest der Tourname. Und tatsächlich muss Magie im Spiel sein, wenn der vielbeschäftigte ICED EARTH-Mastermind Jon Schaffer und der nicht minderbeschäftigte BLIND GUARDIAN-Frontmann Hansi Kürsch endlich wieder Zeit füreinander und für das gemeinsame Herzensprojekt DEMONS & WIZARDS finden. Der Nachfolger des 2005 erschienenen Zweitlings „Touched By The Crimson King“ steht zwar erst für das kommende Jahr im Veröffentlichungsplan (und damit – Eingeweihte dürfen gerne herzhaft lachen! – quasi direkt hinter der Orchesterscheibe der Krefelder Tolkien-Fans), an der Live- und Festival-Front zeigen die Herren jedoch schon in diesem Jahr Flagge, wohl auch um zu evaluieren, ob überhaupt noch Interesse an ihrem gemeinsamen Wirken besteht.

Und wie es das tut! Die Frankfurter Batschkapp ist an diesem Abend gut gefüllt und das Publikum merklich heiß auf die Truppe. Die Besucher haben teils einen weiten Anfahrtsweg hinter sich, aber von Müdigkeit ist keine Spur zu erkennen. Der alles andere als alltägliche Charakter der Show lässt auch am Merchandise-Stand das Geld locker sitzen, zumal man hier bereits einige Tage vor dem offiziellen Verkaufsstart die remasterten Wiederveröffentlichungen der erst beiden DEMONS & WIZARDS-Alben erwerben kann, wahlweise auf LP oder CD – und dann auch noch von den Herren Schaffer und Kürsch handsigniert!

 

Sex-Appeal statt Fleischbeschau – ASYLUM PYRE

Angesichts des offensiv zur Schau getragenen Die-Hard-Fantums kann man durchaus ein wenig Mitleid mit den als Special Guests aufspielenden ASYLUM PYRE haben. Und tatsächlich empfängt das Publikum die Franzosen mit unverdienter Unterkühltheit. Zwar wird der Applaus im Laufe der Show zunehmend freundlicher, eine gewisse Zurückhaltung bleibt aber dennoch über die gesamte Auftrittsdauer hinweg zu spüren. Im Gegensatz dazu treten die Musiker das Gaspedal bis zum Anschlag durch und liefern eine engagierte Show ab, die Power Metal mit massenkompatiblem Stadionrock-Appeal und rotzigem Punk-Charme gleichermaßen vermengt.

Im Zentrum des Interesses tobt dabei Frontlady Ombeline „OXY“ Duprat, die im eleganten Hosenanzug jede Menge Sex-Appeal ausstrahlt, ohne sich dabei für billige Fleischbeschau herzugeben. Immerhin dieses Französinnen-Klischee wird also erfüllt, wenn man schon an OXYs auffällig gutem und praktisch akzentfreiem Englisch nicht herummäkeln kann. Im Eifer des Gefechts trifft die ASYLUM PYRE-Sängerin zwar nicht jeden Ton, aber hey, that’s live! Spaß macht die Truppe auf alle Fälle, so dass ich beschließe, mich direkt einmal mit den beiden Nachfolgern des von mir Ende 2012 noch als gutklassigen Pausenfüller verschmähten „Fifty Years Later“-Albums auseinanderzusetzen.

 

Düsterstimmung zwischen Grabsteinen – DEMONS & WIZARDS

Am Ende gilt jedoch auch mein Interesse natürlich in erster Linie DEMONS & WIZARDS. Und da eine Live-Show der Allstar-Truppe schon seit Jahren ganz weit oben auf meiner Wunschliste rangiert, befinden sich Erwartungshaltung und Vorfreude – full disclosure – auf einem absoluten Höchstlevel. Die ewige Diskussion darüber, ob wir hier eher „Iced Guardian“ oder „Blind Earth“ vor uns haben, wird wohl niemals langweilig werden, geht aber vollkommen an der Sache vorbei. Denn obwohl immer wieder Jon Schaffers markant-treibende Rhythmusarbeit und Hansi Kürschs einzigartiger Gesangsstil das Geschehen prägen, schlagen DEMONS & WIZARDS doch eine etwas andere Richtung ein als man es von einer musikalischen Melange der Hauptarbeitgeber beider Protagonisten vermuten würde.

Die Bühne ist mit Grabsteinen geschmückt und auch das Eröffnungs-Tripel „Rites Of Passage“ / „Heaven Denies“ / „Poor Man’s Crusade“ (allesamt vom selbstbetitelten 1999er Debütalbum) verströmt eine angenehm düstere Stimmung. Jon Schaffer hat mit weißem Bart und Kurzhaarschnitt längst zu einer konkurrenzlosen Alterswürde gefunden, seine Gitarrenarbeit hat jedoch nicht an Präzision und Durchschlagskraft verloren. An der Leadgitarre hat er seinen derzeitigen ICED EARTH-Kollegen Jake Dreyer (der aktuell auch noch mit WITHERFALL von sich reden macht) mitgebracht. Beide verrichten ihren Job tadellos, beschränken die Kommunikation mit dem Publikum jedoch auf das Nötigste.

Ganz anders natürlich Hansi Kürsch, dessen authentisch schnodderigen Ansagen ebenso wie sein unkompliziert lockeres Auftreten längst zu einem Markenzeichen geworden sind. Auch er ist natürlich nicht ohne „seine Gang“ angereist und so sitzt BLIND GUARDIAN-Kollege Frederik Ehmke hinter dem Schlagzeug, während Marcus Siepen sich – klar, die Rhythmusgitarre ist ja schon belegt – den Bass umgeschnallt hat. Ob letzterer wirklich sein gesamtes Können nur seinem Sänger und Ex-Bassisten verdankt, wie Hansi Kürsch frech grinsend behauptet, bevor er ihn als kleine Comedy-Einlage unter den amüsierten Buhrufen des Publikums auf seinen Platz im Bühnenhintergrund verweist, darf indes bezweifelt werden. Komplettiert wird die Band von einem der namhaftesten Vertreter der Benelux-Metal-Szene: Joost van den Broek steht hinter den Keyboards. Ob der umtriebige Holländer wohl auch in die Produktion des neuen DEMONS & WIZARDS-Albums involviert sein wird?

 

Starke Cover statt neuer Songs

Wer indes bereits auf einen Vorgeschmack dessen hofft, was ihn nach Aussage von Century Media „Anfang 2020“ erwartet, wird enttäuscht. Die Setlist rekrutiert sich ausschließlich aus Stücken der ersten beiden DEMONS & WIZARDS-Scheiben, sowie – diese Gelegenheit lassen sich die Musiker nicht entgehen – jeweils zwei Cover-Versionen der bekannten Mutterbands. Während Hansi Kürsch bei „Burning Times“ eine extrem gute Figur macht, kann seine Interpretation von „I Died For You“ nicht gänzlich überzeugen. Zu hell wirkt seine Stimme hier und lässt ein wenig die melancholische Düsternis eines Matt Barlow vermissen. Dafür erweisen sich „Welcome To Dying“ und „Valhalla“ natürlich als absolut Abräumer – der Heimvorteil kommt bei den beiden BLIND GUARDIAN-Kompositionen voll zum Tragen und mündet einmal mehr in den unvermeidlichen, nicht enden wollenden Publikumschören.

Doch zurück zum hauseigenen DEMONS & WIZARDS-Material: Obwohl die neuen Remaster-Fassungen den Stücken bereits einen neuen Glanz verleihen, kommen gerade „Crimson King“ und „Love’s Tragedy Asunder“ vom zweiten Album erst live so richtig zur Geltung. Zwischendurch gibt es mit „Wicked Witch“ eine kurze Akustik-Eskapade, die jedoch genauso schnell wieder vorbei ist – die verpasste Gelegenheit für einen Nachschlag in Form von „Down Where I Am“ oder „Seize The Day“? Auch „The Gunslinger“ und „Terror Train“ profitieren von der Live-Interpretation, reichen jedoch nicht an die Genialität von Abräumern wie „Beneath These Waves“ oder des Schloss-Trios „Tear Down The Wall“ / „Gallows Pole“ / „My Last Sunrise“.

Doch was heißt hier eigentlich „Schluss“? Natürlich gibt es noch einmal einen Nachschlag – und der hat es in sich! Mit „Blood On My Hands“ und dem alles abräumenden „Fiddler On The Green“ haben sich die Jungs die zwei größten Hits des selbstbetitelten DEMONS & WIZARDS-Debüts für den Zugabenblock aufgespart. Folgerichtig gibt es nun beim Publikum endgültig kein Halten mehr und die Menge feiert die Musiker und sich selbst frenetisch ab. Damit verdient sie sich dann auch eine weitere Zugabe, die obwohl natürlich vorbereitet doch einen starken Bonus-Charakter verströmt. Kein Wunder also, dass man am Ende in lauter glückliche Gesichter blickt, die bereits jetzt sehnsüchtig auf das DEMONS & WIZARDS-Drittwerk warten und sich sicherlich auch eine neuerliche Konzertreise nicht entgehen lassen werden!

Setlist DEMONS & WIZARDS:

  • Rites Of Passage
  • Heaven Denies
  • Poor Man’s Crusade
  • Crimson King
  • Love’s Tragedy Asunder
  • Burning Times (ICED EARTH-Cover)
  • Welcome To Dying (BLIND GUARDIAN-Cover)
  • Wicked Witch
  • Beneath These Waves
  • The Gunslinger
  • Terror Train
  • I Died For You (ICED EARTH-Cover)
  • Valhalla (BLIND GUARDIAN-Cover)
  • Tear Down The Wall
  • Gallows Pole
  • My Last Sunrise
  • Blood On My Hands
  • Fiddler On The Green
  • Dorian
14.06.2019

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