Wave-Gotik-Treffen
26 Jahre WGT in Leipzig
Konzertbericht
Montag, 05. Juni 2017
Aufgrund eines sehr vollen Programms des vor Angeboten nur so strotzenden WGTs hatte ich dieses Mal im Gegensatz zum Kollegen Wisotzki noch keine Zeit für ein Museum. Das sollte am Montagvormittag nachgeholt werden. Das Museum für Druckkunst bot mit der Ausstellung „Luther – Leipzig – Letterpress! Martin Luther macht Druck.“ zum Lutherjahr 2017 eine besondere Attraktion an, die noch bis zum 24. September 2017 andauert. Neben der spannenden Dauerausstellung zur Historie des Druckens mit allerlei beeindruckenden Maschinen können beispielsweise viele Techniken selbst ausprobiert werden. Auf diese Weise erhält man neben einer geballten Ladung Kultur auch noch ein kleines Mitbringsel. Für euren nächsten Trip nach Leipzig ist das Museum für Druckkunst definitiv zu empfehlen.
(Matthias Weise)
OSWALD HENKE
Sucht man bei Spotify nach GOETHES ERBEN, wird unter “Ähnliche Künstler“ UMBRA ET IMAGO vorgeschlagen. Wie unsagbar abwegig das ist, zeigte sich auf dem WGT. Während MOZART nur noch eine Karikatur früherer Tage ist, demonstrierte OSWALD HENKE, dass man auch nach fast 30 Jahren noch auf extrem hohen Niveau künstlerisch aktiv sein kann. Im Haus Leipzig zelebrierte er eine Stunde lang Klassiker der GOETHES ERBEN-Historie, lediglich in Klavierbegleitung. Diese minimalistische Konzeption reduzierte die Stücke auf das Wesentliche: Henkes unverwechselbare und hypnotisierende Stimme. In dieser Konstellation wirkten Songs wie “Ich liebe Schmerzen“, “Vermisster Traum“ und “Kaltes Licht“ zerbrechlicher, aber auch viel intensiver. Henke sang und sprach sich in einen Rausch, der seine Klauen ins Hirn der Zuhörer bohrte. Am Ende gab es stehende Ovationen für das Duo.
(Felix Wisotzki)
SÜNDENRAUSCH
Den Auftakt im Kohlrabizirkus machten SÜNDENRAUSCH aus Hamburg. Die Band bezeichnet ihren Stil als “Pop Metal“, was den Nagel ziemlich genau auf den Kopf trifft, wenngleich auch eine Einordnung in Bereich Gothic Rock sinnvoll erscheint. Als das Konzert begann, war es noch erschreckend leer, was sich jedoch glücklicherweise schnell änderte. Besonders einige männliche Zuschauer wird es vor die Bühne gezogen haben, denn Frontfrau Kira Sinister zog mit ihrem recht freizügigem Outfit viele Blicke auf sich. Nebenbei lief übrigens noch Musik, und die konnte sich hören lassen. Besonders neuere Songs der EP “Schwarz Wie Ebenholz“ wie “Cinderella“ oder “Wunderland“ überzeugten live durch kräftige Gitarrenwände und eingängige Melodien.
Kira Sinister zeigte indes, dass sie nicht nur mit ihren Reizen spielen kann, sondern auch stimmlich einige auf dem Kasten hat, was sich vor allem bei der Gänsehaut-Ballade “Winter“ zeigte. Einzig die Texte sind nach wie vor etwas holprig, trübten jedoch den Gesamteindruck nicht. SÜNDENRAUSCH kamen auch beim WGT sehr gut an und werden sicherlich nicht das letzte Mal hier gespielt haben.
(Matthias Weise)
ERDLING
Es folgte für mich das aus Zeitgründen leider letzte Konzert für das WGT 2017. ERDLING spielten im Kohlrabizirkus nach SÜNDENRAUSCH und brachten ihr zweites Album “Supernova“ zu Gehör. Bereits von Beginn an überzeugte der druckvolle Sound der NDH-Neulinge um die ex-STAHLMANN-Musiker Neil Devin und Niklas Kahl. Es donnerten harte Gitarren, die von melodiösen Synthie-Effekten untermalt wurden. Dazu passt Neil Devins Stimme ausgezeichnet – tief und kraftvoll. Sehr kraftvoll. Auch wenn das Mikrofon aus ist. Moment … was? Ab und an schien das Mikrofon tatsächlich technisch nicht einwandfrei zu funktionieren und setzte an einigen Stellen aus. Merkwürdigerweise ertönten trotzdem noch Neils Vocals, die verdächtig nahe an den Originalaufnahmen der Platte waren. Haben wir hier wirklich einen Playbackauftritt serviert bekommen? Nein, so ganz stimmt das nicht. Denn im weiteren Konzertverlauf hörte man deutlich raus, dass der Gesang live war, nur leider nicht immer. Besonders in den Refrains wurden zusätzliche Stimmen eingespielt, die leider den Live-Charakter der Show ein wenig abwerteten, zumal Sänger Neil auch nicht immer synchron dazu agierte.
Nun ja, die restliche Band und die Songs haben es durchaus in sich. Glücklicherweise wurden hauptsächlich Songs von “Supernova“ gespielt und nur vereinzelt Lieder des Debüts “Aus Den Tiefen“. Besonders “Frei Wie Der Wind“, das an UNZUCHT erinnernde “Es Gibt Dich Nicht“ und der Brecher “Absolutus Rex“ zündeten live besonders gut und versetzten das für WGT-Verhältnisse sehr junge Publikum in Ekstase. Wenn ERDLING also live spielen, so sind sie eine Macht mit knüppeldicker NDH mit frischen Ansätzen. Die Teilplayback-Ansätze habt ihr doch nicht nötig, Jungs!
Nach ERDLING hieß es für mich jedoch Abschied nehmen vom WGT 2017. Wer am nächsten Morgen früh zur Arbeit muss, kann eben leider nicht bis zum Schluss bleiben. So verpassten wir den ruhigen Ausklang im Heidnischen Dorf bei FOLK NOIR, den ersten Auftritt von FUNKER VOGT mit neuem Sänger und das fantastische Folk-Metal-Stelldichein im Felsenkeller, was die Kollegen Katja und Felix Wisotzki mitnehmen konnten und dafür eine kleine Portion Neid ernten.
(Matthias Weise)
Der Folk-Metal-Montag im Felsenkeller
PERCIVAL
Der Folk-Metal-Tag im Felsenkeller nahm einen eher ungewöhnlichen Anfang. Denn mit PERCIVAL begann eine Band, die den Metal zwar im Geiste trug, aber instrumental darauf verzichtete. Die Polen spielten flotten Folk und hatten sichtlich Spaß an ihrem Auftritt, doch bei den Besuchern sah man nur Fragezeichen in den Gesichtern. PERCIVAL wären im Heidnischen Dorf hervorragend aufgehoben gewesen, in den Felsenkeller passte das nicht wirklich.
(Felix Wisotzki)
Galerie mit 6 Bildern: Percival - WGT 2017WELICORUSS
Bei jedem WGT gibt es immer mindestens eine Band, von der man vorher noch nie etwas gehört hat und die einen live dann komplett wegpustet. Vorhang auf für WELICORUSS, vier sibirische Krieger, die ausreiten um Europa im Sturm zu erobern. In Leipzig trafen sie auf keinen nennenswerten Widerstand. Dank ihres mitreißenden symphonischen Black/Pagan Metal und einer packenden Performance schloss sich das Publikum ohne weitere Fragen zu stellen dem WELICORUSS-Kreuzzug an. Gitarrist Gojko und Bassist Dmitriy wetteiferten um die beste KISS-Impression des Abends, während beim charismatischen Frontmann Alexey nur noch der schwingende Morgenstern gefehlt hat. Große Klasse!
(Felix Wisotzki)
Galerie mit 26 Bildern: Welicoruss - WGT 2017FINSTERFORST
Nach so einem Highlight hat es die nachfolgende Band immer etwas schwerer. Dieses Los fiel FINSTERFORST zu, die aber tatkräftig ackerten, um ebenso positiv im Gedächtnis zu bleiben. Mit Erfolg: die energiegeladene Show und partytauglichen Hymnen trafen den Nerv der Fans, die jeden bierseligen Refrain mitgrölten und abfeierten. Die Schwarzwälder waren damit die richtige Band für alle, die sich zum WGT-Abschluss noch mal ordentlich einen hinter die Binde kippen wollten.
(Felix Wisotzki)
Galerie mit 14 Bildern: Finsterforst - WGT 2017EQUILIBRIUM
In eine ähnliche, aber weniger plakative Kerbe schlugen EQUILIBRIUM als Hauptact im Felsenkeller. Nicht ganz so sehr auf Party aus und stattdessen phasenweise eher aggro unterwegs gab das eine hervorragende Schnittmenge, bei der finstere Gesellen und Metjünger gleichermaßen auf ihre Kosten kamen. Entsprechend schnell erreichte die Stimmung ihren Höhepunkt, der bis zum letzten Akkord auch nicht abflachte. Vor allem “Born To Epic“, die vielbeachtete Hymne vom neuen Album, hat ihre Live-Tauglichkeit eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Ein würdiger Ausklang für das diesjährige WGT.
(Felix Wisotzki)
Galerie mit 11 Bildern: Equilibrium - WGT 2017Für die Zugabe musste man nicht weit reisen: Im Naumanns, einem kleinen Club in den Räumlichkeiten des Felsenkellers, gab es endlich mal eine Metal-Party im Rahmen des WGT. Der DJ fuhr eine schöne Nostalgieschiene mit Thrash und Black Metal aus den 90ern. Nach und nach füllte sich der Club, so dass durchaus Hoffnung auf eine Fortsetzung im kommenden Jahr besteht. Nach zwei Bier mussten wir uns trotzdem den viertägigen Strapazen geschlagen geben und heimfahren – man ist halt keine 25 mehr.
(Felix Wisotzki)
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