Wave-Gotik-Treffen
26 Jahre WGT in Leipzig
Konzertbericht
Samstag, 03. Juni 2017
Der zweite Treffentag begann mit zwei Ausstellungen im Leipziger Hauptbahnhof. Während die Steampunk-Ausstellung “Machina Nostalgica“ mit eher unaufregenden Exponaten hinter den Erwartungen zurückblieb, konnte die Ausstellung “Creators Of Legends – ein Tribut internationaler Künstler an HR Giger“ schon deutlich stärker überzeugen. Der Schöpfer der Alienkreatur aus der Filmklassikerreihe verstarb 2014 und inspiriert nach wie vor Künstler auf der ganzen Welt. Die ausgestellten Bilder zeigten eindrucksvoll, wie verschiedene Künstler Gigers Werke als Grundlage mit eigenen Ideen verschmolzen und dadurch neue Werke schufen. Obwohl sich Gigers Schaffen wie ein roter Faden durch die Ausstellung zog, zeigte jedes Bild auch den eigenen Stil der teilnehmenden Künstler. Ein paar Beispiele kann man sich hier ansehen.
(Felix Wisotzki)
CLAUDIA GRÄF, AXEL THIELMANN und TILO AUGSTEN
Im wunderschönen Krystallpalast Varieté Leipzig fand eine Veranstaltung statt, die weder komplett als Lesung noch als Konzert bezeichnet werden kann. CLAUDIA GRÄF und AXEL THIELMANN präsentierten unter dem Motto “Werwolf, Drache und Co. – Das besondere Tier“ Texte und Lieder über Tiere, mal makaber, mal leicht und beschwingt doch stets mit einem Zwinkern im Auge und oft zum Schreien komisch. Musikalisch wurde dieser Auftritt am Klavier von TILO AUGSTEN begleitet. Die Bandbreite der Texte reichte von Friedrich Schiller bis Heinz Erhardt, deckte dabei schwierig mit anzuhörende Kochrezepte für Schildkröten, beschwingte Erzählungen aus dem Leben der Fische sowie bekannte Volkslieder zum Mitsingen ab und zeigte wieder einmal, dass das WGT kein reines Musik-Festival ist. Hier wird noch sehr viel mehr geboten!
(Matthias Weise)
Ebenfalls mitten in der City liegt das Atelier Schreckenberger / Hermeling, eine temporäre Produzentengalerie von drei regionalen Künstlern. Dort erwartete uns die imposante Ausstellung “Popart trifft Surrealismus“, die neben den Werken der Atelierbetreiber auch die Werke anderer Künstler umfasste. Von beklemmenden Lost-Places-Fotos über bedrohliche Metallskulpturen bis hin zu schaurigen Graphitzeichnungen reichte die Bandbreite, so dass man ohne weiteres Stunden im Atelier verbringen konnte und immer wieder neue Details entdeckte. Besonders eindrucksvoll: Die Streichholzreihe von Michael Schreckenberger .
(Felix Wisotzki)
Galerie mit 5 Bildern: WGT Impressionen - Atelier SchreckensbergerSAIGON BLUE RAIN
Mehr oder wenige zufällig landeten wir bei SAIGON BLUE RAIN. Nach kurzem Schlendern über den Mittelaltermarkt an der Moritzbastei zogen dicke Wolken auf und wir mussten uns eine Schlechtwetteralternative überlegen. Da wir ohnehin zu der im Anschluss spielenden Band KLIMT 1918 gehen wollten, bot es sich an das Alte Landratsamt aufzusuchen und SAIGON BLUE RAIN aus Frankreich zu lauschen. Geboten wurde eine Mischung aus Synthie-Pop, Cold Wave und Shoegaze und stellte so ein für unsere Ohren bislang ungewohntes Hörerlebnis dar. Die Band um Sängerin Ophelia SBR strahlte dabei stets Spielfreude aus erntete entsprechend viel Beifall vom für diese Uhrzeit (16.30 Uhr) zahlreich erschienenen Publikum. SAIGON BLUE RAIN sind ein Tipp für Freunde melodischer und verträumter elektronsicher Musik und können unter anderem zur NOCTURNAL CULTURE NIGHT vom 08. bis 10. September in Deutzen (unweit von Leipzig) erneut live bewundert werden.
(Matthias Weise)
KLIMT 1918
Im Anschluss an SAIGON BLUE RAIN spielte eine der Bands, auf die wir uns im Vorfeld am meisten gefreut haben. KLIMT 1918 machen packende, emotionale Musik irgendwo zwischen Alternative Rock und New Wave mit gelegentlichen Avancen in Richtung Indi oder gar “Emo“. Die Italiener, von denen es an diesem Wochenende noch erstaunlich viele geben wird, liefern also eine spannende Mischung verschiedener Stile, auf deren Live-Umsetzung man gespannt sein durfte. Das Konzert begann schließlich mit einem Schwarz-Weiß-Film, der kontinuierlich im Hintergrund abgespielt wurde.
KLIMT 1918 enterten die Bühne und lieferten ein energetisches 60-Minuten-Set ab, das Seinesgleichen sucht. Aktuelle Songs aus dem Doppelalbum “Sentimentale / Jugend“ wie das eingängige “Comandante“ oder das erste komplett auf Italienisch vorgetragene Stück “La Notte“ trafen auf großartige Klassiker wie “Stargazer“. Auch Sänger Marco Soellner überzeugte durch seine klare und fehlerlose Live-Stimme. Einzig der stellenweise matschig wirkende Sound dämpfte die Freude über dieses Konzert ein wenig. Nichtsdestotrotz sind KLIMT 1918 ein absoluter Geheimtipp mit reichlich Potential für größere Erfolge.
(Matthias Weise)
DIE SELEKTION
Nach einem famosen Auftritt von KLIMT 1918 im Alten Landratsamt wurde es Zeit die zugegebenermaßen recht stickige Location zu wechseln – also auf ins Stadtbad zu DIE SELEKTION. Der Weg dorthin gestaltete sich jedoch etwas unangenehm. Die aufgezogenen Gewitterwolken hatten offensichtlich beschlossen ihren Inhalt innerhalb weniger Momente zu entleeren. Mit dünnem Regenschirm bewaffnet traten wir die knapp 15 Minuten Fußweg an und kamen entsprechend pitschnass an. DIE SELEKTION hatte unterdessen ihren Auftritt bereits begonnen, jedoch fiel unser Augenmerk zunächst auf die beeindruckende Location. In dem alten Stadtbad befindet sich nun eine mit Kronleuchtern dekorierte und optisch herausragende Konzerthalle, deren Historie im Foyer sogar mit Schildern detailreich illustriert wurde.
Nun geht es aber wirklich zum Konzert. DIE SELEKTION lieferten jedoch leider eine musikalische Leistung, die den kurzen aber strapaziösen Weg nicht rechtfertigte. Mittelmäßiger EBM mit eintönigen und anstrengenden Shouts und wenig melodischen Momenten ließen DIE SELEKTION wirken wie STEINKIND, nur in schlecht. Immerhin sorgte die Trompete in der Bandbesetzung für gelegentlich spannende Akzente. Doch ein ausgefallenes Instrument allein rettet leider einen miesen Gesamteindruck nicht wirklich.
(Matthias Weise)
SPIRITUAL FRONT
Es wirkte ein wenig, als hätten sie sich abgesprochen. Auch SPIRITUAL FRONT, die zweite italienische Band nach KLIMT 1918 an diesem Abend, ließ einen Film im Hintergrund ihres Auftrittes laufen. Hierbei handelte es sich um das Drama “In einem Jahr mit 13 Monden“ von Rainer Werner Fassbinder, in dessen Zentrum ein transsexueller Mann zur Frau wird und so auf tragische Weise mit Verachtung konfrontiert wird. Begleitet von diesen Bildern wurde der Auftritt von SPIRITUAL FRONT umso intensiver, der passenderweise im wunderschönen Leipziger Schauspielhaus stattfand.
Die Neofolkband hatte sich für das WGT 2017 etwas Besonderes ausgedacht. Zusammen mit zwei Streichern brachten sie die Highlights ihres klassischen Albums “Black Hearts In Black Suits“ zu Gehör. Dabei mischten sich Gesang, Musik und filmische Untermalung auf emotionale Art und Weise und gestalteten so ein außergewöhnliches Konzerterlebnis. Lieder wie “Eternally Yours“ und “No Forgiveness“ gingen nicht nur durch ihre schönen Melodien direkt ins Ohr sondern ließen das Publikum in ungewohnte Sphären abdriften. Klassiker wie “Jesus Died In Las Vegas“ passten hier in neuem Arrangement ebenso gut in das Gesamtbild und ernteten zu Recht viel Beifall. Insgesamt boten SPIRTUAL FRONT somit ein weiteres Highlight in einem abwechslungsreichen WGT.
(Matthias Weise)
Der Metal-Abend im Kohlrabizirkus
IN THE WOODS…
Nach einem Wolkenbruch vollkommen durchnässt im Kohlrabizirkus angekommen, wo am Samstag traditionell der Metal regiert, staunten wir zunächst nicht schlecht. XANDRIA hatten wir sausen lassen – im Gegensatz zu hunderten WGT-Besuchern, die nach Ende des Auftritts am frühen Abend scharenweise nach draußen strömten und ein Hineinkommen in die Halle fast unmöglich machten. Offenbar ist Female-Fronted-Gothic-Metal beileibe nicht so tot wie ich dachte. Entsprechend leerer war es dann leider bei IN THE WOODS…, die sich nach der Reunion im vergangenen Jahr mit ihrem ersten Album in diesem Jahrtausend zurückgemeldet hatten. Mit ihrem Debüt von 1995 galten sie seinerzeit als einer der Wegbereiter des eher introvertierten Black Metal. Erfreulicherweise haben die Norweger nicht die Lust an diesen Klassikern verloren, denn bereits als zweiter Song schallte “Heart of the Ages“ aus den Boxen und weckte wohlige Erinnerungen. Die Songs des aktuellen Albums reihten sich gut in die Setlist ein, lediglich der matschige Sound trübte das Konzerterlebnis.
(Felix Wisotzki)
Galerie mit 12 Bildern: In The Woods... - WGT 2017ROTTING CHRIST
Bei ROTTING CHRIST füllte sich die Bude wieder deutlich. Im Laufe der Jahre haben die Griechen ihren Stil zwischen Nackenbrecher-Rhythmen und düster-melodischen Riffs perfektioniert. In Kombination mit der elektrisierenden Bühnenpräsenz ist bei ROTTING CHRIST eigentlich jeder Auftritt ein geschmeidiger Selbstläufer. Die Band legte mit “Ze Nigmar“ los und ballerte sich durch einen gut sortierten Querschnitt ihres Schaffens – angefangen beim Evergreen “The Sign of Evil Existence“ bis zur Mitgröl-Hymne “Grandis Spiritus Diavolos“. Da kriegste selbst als Grufti gute Laune.
(Felix Wisotzki)
Galerie mit 29 Bildern: Rotting Christ - WGT 2017AMORPHIS
Als Headliner auf ROTTING CHRIST folgten AMORPHIS, die es von allen Metalbands vermutlich am besten schafft, in Metal- und Gruftikreisen gleichermaßen große Anerkennung zu genießen. Mit Ohrwurm-Melodien, die nie ins Plakative abdriften, und durchdachten Spannungsbögen haben sich AMORPHIS einen Namen gemacht, dem sie auch an diesem Abend mehr als gerecht wurden. Die Songauswahl lag erwartungsgemäß im Schaffen der letzten zehn Jahre, so dass neben “Under the Red Cloud“-Stücken auch Klassiker wie “The Smoke“ nicht zu kurz kamen. Die Finnen machen live einfach Spaß.
(Felix Wisotzki)
Galerie mit 16 Bildern: Amorphis - WGT 2017Interessante Alben finden
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