20 Jahre Feuerschwanz
Jubiläumskonzert in der Grugahalle in Essen
Konzertbericht
Text: Sonja Schörg
Fotos: Tamara Deibler
Diesen Dezember zählen wir nicht nur brav die Türchen am Adventskalender bis zum großen Fress- und Konsumfest unterm Tannenbaum. Nein, wir zählen auch die Tage bis zum großen FEUERSCHWANZ-Jubiläumssause in der Grugahalle in Essen! Unsere Lieblings-Mittelalter-Metaller feiern hier am 14.12.2024 ihr zwanzigstes Jubiläum mit einer zünftigen Sause und allerhand Drumherum. Es verspricht, ein denkwürdiger Abend zu werden. Da dürfen wir natürlich nicht fehlen!
Zu Beginn des Abends wirkt alles ein bisschen chaotisch. Die Running Order wird vorab auf Insta angekündigt, Einlass ist ab 17:30 Uhr. Um 18:45 Uhr sollen ILLUMISHADE die Bühne betreten. Als wir uns um 18:15 Uhr einen Weg durch die Menge bahnen, schlängeln sich die Besucher noch in mehreren Reihen längs an der Halle entlang. Im Inneren ein ähnlicher Anblick, die Hälfte des bereits eingelassenen Publikums steht noch an der Garderobe an, um Winterjacken und Zubehör abzugeben. Entsprechend leer ist es noch im Innenraum, wo die Menge das Soundpult noch nicht erreicht. Wo der Unterschied zu Rängen und Innenraum liegt, ist auch nicht so recht ersichtlich, denn alle scheinen die gleichen Bändchen zu tragen und jeder kann ungehindert überall hin.
ILLUMISHADE lassen Funken sprühen
Trotzdem gelingt es den Schweizern von ILLUMISHADE mit ihrer Mischung aus Melodic, Modern und Symphonic Metal, die ersten Funken fliegen zu lassen und für gute Stimmung zu sorgen. Das Quintett um ELUVEITIE-Sängerin Fabienne Erni liefert eine makellose Show mit perfektem Sound und deftigem Bass, die keine Wünsche offenlässt, jedoch nicht alle Fans gleichermaßen mitzieht. So herrscht auf den Rängen und im hinteren Bereich des Innenraums ein munteres Kommen und Gehen, von dem sich die Band freilich nicht beirren lässt. Irgendwann gegen Ende des Sets bescheinigt Fabienne Erni der Menge sogar eine unglaubliche Energie, und man hat durchaus den Eindruck, dass ILLUMISHADE die Bühne zufrieden und unter beachtlichem Applaus verlassen.
Galerie mit 21 Bildern: Illumishade - 20 Jahre Feuerschwanz 2024 in EssenDIE APOKALYPTISCHEN REITER fahren volle Kraft
Als nach einer kurzen Umbaupause pünktlich um 19:35 Uhr DIE APOKALYPTISCHEN REITER die Bühne entern und direkt “Volle Kraft“ ins Publikum feuern, hat sich die Halle schon merklich gefüllt. Entsprechend ist auch die Reaktion der Menge, als Frontmann Fuchs, in einem weißen Umhang hinter einem hölzernen Steuerrad, die Zuschauer mit “wir sind die mächtigen Apokalyptischen“ – donnernde Antwort vom Publikum “Reiter“ – begrüßt, und mit den Worten schließt “und wir reiten weiter, denn es wird schlimmer, als es ist!“. So schlimm wird es dann aber doch nicht. Es geht zwar weiter mit dem Titel “Es Wird Schlimmer“, aber DIE APOKALYPTISCHEN REITER haben die Zuschauer gut im Griff und reißen ein energiegeladenes Set ab, das gerne in die Verlängerung hätte gehen dürfen, wäre es nach dem Publikum gegangen. So aber muss die Band improvisieren, denn gegen Ende bekommt Fuchs den Hinweis, dass nur noch drei Minuten Bühnenzeit übrig sind. Daraufhin ändern DIE REITER kurzentschlossen ihre Setlist und spielen zum Abschluss von allen Seiten kräftig gefeiert den Song “Wir Reiten“.
Galerie mit 21 Bildern: Die Apokalyptischen Reiter - 20 Jahre Feuerschwanz 2024 in EssenWährend der erneuten Umbaupause erreicht uns dann die Nachricht, die alle angesichts der Berge leerer Einwegbecher überall schon befürchtet haben: der Met ist alle – und das noch vor dem Hauptact des Abends! Das sei auch beim zehnjährigen Jubiläum im E-Werk so gewesen, erzählen uns Kirsten und René, die mit Maskottchen Ingo, einer Plüschtaube mit eigener Insta-Seite, hier ein eigenes kleines Jubiläum feiern. Mit FEUERSCHWANZ verbinden die beiden eine Menge schöner privater Erinnerungen, hat doch René seiner Kirsten auf dem Feuertanz-Festival 2019 auf der Bühne beim Auftritt der Band einen Heiratsantrag gemacht.
Feuerschwanz lassen es krachen
Pünktlich um 21:00 Uhr ist es dann endlich soweit: die selbsternannten “Metvernichter“ entern die Bühne und legen direkt mit einem Dreierblock aus “SGFRD Dragonslayer“, “Memento Mori“ und “Untot Im Drachenboot“ los. Die inzwischen gut gefüllte Halle tobt, man spürt, die Laune ist gut und der Met war es auch. Diesen Umstand lobt der Hauptmann dann auch direkt bei seiner Willkommensansprache nach “Metfest“: “Ich habe gehört, es ist kein Met mehr im Haus – fein gemacht!“. Subtil leitet er dann über zu den ersten Gästen des Abends. Fabienne Erni von ILLUMISHADE gesellt sich zu “Bastard Von Asgard“ zur Band. Dicht gefolgt von Gavin Dunne, besser bekannt als MIRACLE OF SOUND, der mit Hodi und Hauptmann eine epische Version von “Valhalla Calling“ zum Besten gibt, bei der sogar Schnee von der Bühne rieselt.
Natürlich dürfen diverse Brüllspielchen mit dem Publikum nicht fehlen, oder, um es mit den Worten des Hauptmanns zu sagen, der “große Schwanzvergleich zu Essen“, um den Song “Ultima Nocte“ passend einzuläuten. Selbstverständlich stellen sich beide Publikumsseiten als Zitat Hauptmann “gleichermaßen geil“ heraus, und was könnte besser überleiten zum größten “Schubsetanz“ aller Zeiten? Dieser wird dann auf, vor und neben der Bühne entsprechend kräftig zelebriert, was an so mancher Stelle für Souvenirs in Form blauer Flecke sorgen dürfte. Ist die Stimmung ohnehin schon heiß, legen die Franken nochmal eine Schippe drauf.
Zu ihrer Coverversion von “Ding“ entert Dag-Alexis Kopplin der Berliner Band SDP die Bühne und treibt mit seiner Performance den Puls der Zuschauer nochmal kräftig nach oben. Dass dann noch Melissa Bonny von AD INFINITUM für ihren Part die Bühne stürmt, ist noch das i-Tüpfelchen. Die Menge röhrt, es kann gar nicht mehr besser werden. Oder doch? Weiter geht’s, mit Schwung, erst zu “Kampfzwerg“, dann in den “Berzerkermode“. Lediglich beim Song “Valkyren“ wird es einen Moment still, als der Hauptmann darum bittet, zum Gedenken an die Verblichenen die Taschenlampen an den Handys einzuschalten und zu erheben. Doch die andächtige Stimmung währt nicht lange. Zum Titel “Highlander“ heißen FEUERSCHWANZ als Gast Vito C von JBO willkommen, weil dieser spontan auf einer Tour einsprang als Gitarrist Hans Platz Papa geworden war.
Hurra, der Kaufmann mit der Pest ist eine blöde Frage – oder wie?
Ein wenig später wird es dann nostalgisch. Hodi taucht in einem kleinen abgesperrten Bereich mitten in der Menge auf und startet eine Akustikversion von “I See Fire“. Als ihm der Hauptmann und Johanna, die heute ein brandneues Bühnenoutfit trägt, Gesellschaft leisten, folgen Ausschnitte aus alten Perlen wie “Hurra Hurra, Die Pest Ist Da“, “Kaufmann Und Maid“ und “Blöde Frage, Saufgelage“. Dies dient der Menge als Inspiration für eine gigantische Polonäse, die sich noch durch den Innenraum windet, als sich die Band bereits, gecovert von Rollos Drumsolo, wieder auf den Weg zur Bühne macht. Selbst beim darauf folgenden “Dragostea Din Tei“ kann man den Gaudiwurm sich noch weiter durch die Zuschauerreihen schlängeln sehen. Ein langer und denkwürdiger Jubiläumsabend nähert sich schließlich mit einer schwitzigen Version von “Die Hörner Hoch“ seinem Ende – großgewachsene Menschen müssen den Kopf einziehen oder bekommen nassgeschwitzte T-Shirts von allen Seiten um die Ohren.
FEUERSCHWANZ lassen sich danach auch nicht lange bitten und kommen zu einem Zugabenblock zurück auf die Bühne, der es in sich hat. Den Anfang macht eine kraftvolle Version von “Warriors Of The World“, zu der die komplette Menge noch einmal richtig ausrastet. Gastsänger sind dabei Fuchs von DIE APOKALYPTISCHEN REITER, Melissa Bonny von AD INFINITUM und Dag-Alexis von SDP. Es folgt das epische “Rohirrim“. Als letzten Song geben uns FEUERSCHWANZ noch “Das Elfte Gebot“ mit auf den Weg, zu dem noch einmal alle Gäste auf die Bühne kommen. Einen schöneren und beeindruckenderen Abschluss hätten wir uns nicht wünschen können, entsprechend außer Atem verlassen wir nach diesem Abend die Grugahalle. Wir hatten uns das Jubiläumskonzert zwar mit etwas mehr Jubiläumsfeeling und zum Beispiel mehr alten Mitstreitern als Gästen und weniger wie eine typische FEUERSCHWANZ-Show vorgestellt, können aber trotzdem sagen: Die Reise nach Essen hat sich gelohnt!
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