10 Jahre Prophecy Konzertnacht
Konzertbericht
KLIMT 1918
KLIMT 1918 schienen den einen oder anderen Besucher etwas vor den Kopf zu stoßen, denn die Band, die den abendlichen Teil eröffnete, schien irgendwie so gar nicht in das ansonsten wirklich stimmige Programm zu passen. Mit einem Outfit, das, ohne an dieser Stelle anmaßend wirken zu wollen, mich an die berühmten vier Jungs aus Liverpool erinnerte, und ihrem gebotenen Collegerock, der gelegentlich an eine meiner Hassbands Nummer Eins, U2, erinnerte, fielen sie extrem aus dem Rahmen und schienen auch nur einen kleinen Teil der Besucher zu erreichen. (Hysteriis)
Richtig, der Vergleich mit U2 drängt sich mir auch jedes Mal auf, wenn ich KLIMT 1918 zu hören bekomme. Aber im Gegensatz zur wohl überbewertetsten Band des Planeten (neben den STONES…) wissen die Italiener dank der gewissen Melancholie, die ihre Musik transportiert, stellenweise auch zu gefallen. Auch wenn das zusammengenommen sicher nicht gerade ideale Ausgangsbedingungen waren, musste man der Band doch attestieren, dass sie ihr Handwerk verstand. In jedem Fall waren sie jedoch die ideale Überleitung zum härteren Teil des Abends, der mit den DARK SUNS fortgesetzt wurde. (Thomas)
DARK SUNS
Obwohl ich es eigentlich besser weiß, wundert es mich wirklich jedes Mal wieder, dass bei den DARK SUNS Schlagzeuger Nico singt. Das bringt zunächst einmal eine kleine Besonderheit mit sich, auf der anderen Seite aber auch das kleine Manko, dass sich auf der Bühne nicht wirklich viel tut. Bei der Energie, die die Songs der Leipziger trotz aller Komplexität versprühen, wäre das mit Sicherheit noch eine Bereicherung. Vor allem an diesem Abend, denn es hatte den Anschein, als seien die Songs des aktuellen Albums „Existence“ für große Teile des Publikums zu progressiv und vertrackt. Kein Wunder, war man rein musikalisch doch wohl die komplizierteste Band des Tages, womit man sozusagen eine Nische in der Nische besetzte. Da hätte der eine oder andere alte Song vielleicht Wunder gewirkt. Aber auch wenn ich jedes Mal aufs Neue das Fehlen von „Suffering“ bemängele, lassen mir die Jungs sonst wirklich kaum Gelegenheit zur Beschwerde. So auch an diesem Abend. „You, A Phantom Still”, „Her And The Element”, „Daydream”, „The Euphoric Sence” und „Patterns Of Oblivion” konnten bei aller Knappheit der Zeit gespielt werden. Neben den festen Mitgliedern der Band wusste auch der Interimsbassist zu überzeugen, der den im September ausgestiegenen Chris ersetzte. Auch wenn das Echo nicht ganz wie verdient ausgefallen ist, wussten die DARK SUNS wieder einmal zu gefallen. (Thomas)
SECRETS OF THE MOON
Mit SECRETS OF THE MOON gab sich dann auch das Zugpferd des Prophecy-Unterlabels „Lupus Lounge“ ein Stelldichein, was angesichts der relativ hohen Anzahl an Black Metal T-Shirts und frenetischer Sprechchöre bereits im Vorfeld des Auftritts vom Publikum freudig empfangen wurde. Ein absolut stimmiges Bühnenbild bot sich mit ca. 30 Kerzen, die rund um die Backline aufgestellt waren und der Musik der Band entsprechend eine spirituelle Atmosphäre vermittelte. Als die vier Osnabrücker schließlich mit „Exit“ loslegten, verwandelte sich die bislang eher vornehm wirkende Stimmung im Saal in ein absolut losgelöstes und fast schon hemmungsloses Mosh-Inferno, das die Band umso mehr anzustacheln schien! Der Schwerpunkt des gespielten Materials lag zwar eindeutig bei den neuen Songs der Erfolgsplatte „Antithesis“. Mit „Bleakstar“, „Miasma“ und einem Medley, das aus den Songs des „Carved In Stigmata Wounds“-Albums bestand, wurden jedoch auch Freunde der älteren Veröffentlichungen vollends bedient. Dass die Band mittlerweile von einer Art Geheimtipp im deutschen Black Metal zum Zugpferd mutiert ist, zeigte sich vor allem an den extrem euphorischen Publikumsreaktionen, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Konzert zu ziehen schienen, was die Band durch verschenkte Drumsticks und Plektren zu Ende des Konzerts honorierte. Insgesamt ein mehr als gelungener Auftritt der Band, der sicherlich eines der Highlights des Abends darstellte und nur davon getrübt werden konnte, dass SECRETS OF THE MOON wohl nun endgültig keine Songs von ihrem Debütalbum mehr live spielen. (Hysteriis)
THE VISION BLEAK
Und dann war es auch schon Zeit, den Headliner willkommen zu heißen. Mittlerweile weit hinter der Zeit betraten THE VISION BLEAK die Bühne und passten einfach nur perfekt ins Ambiente. Bleich geschminkt und in staubigen Klamotten, die man etwa auf die vorletzte Jahrhundertwende datieren musste, sahen die Herren Konstanz und Schwadorf samt Gefolge aus, als seien sie soeben den Trümmern eines in sich zusammengestürzten Hauses entstiegen. Wenn dem so war, hatten sie den Kollaps aber sehr gut überstanden, denn was die Band hier aufs Parkett legte, war pure Energie. Konstanz, der dank der weißen Schminke sehr an den Joker aus Batman erinnerte, präsentierte seine großen Entertainerqualitäten und ließ die Songs ordentlich knallen.
Als besonderes Schmankerl unterstützten im Hintergund die „Shadow Philharmonics“ die energiegeladene Show mit Cello, Violine und Zugposaune, was sich mit den fetten Gitarren perfekt ergänzte. Auch die zusätzlichen Stimmen der Sopranistin und des Bariton kamen nicht vom Band, sondern wurden livehaftig aufgeführt. Das SLAYER-Shirt des Sängers wollte zwar nicht ganz zwischen die sonst sehr stilvollen Kostüme der Musiker passen – aber sei’s drum! Seine enorme gesangliche Leistung war nicht nur äußerst beeindruckend, sondern durch diesen Umstand auch ein wenig skurril anzusehen. Die Bühne stand mit der Band und den fünf zusätzlichen Musikern demnach ziemlich voll. Dennoch fand Konstanz genug Auslauf, um das Publikum ordentlich anzuheizen, und wenn die Wellenbrecher dazu herhalten mussten! „The Grand Devilry“, „Wolfmoon“, „Elizabeth Dane“, „Sister Najade“, „Secrecies In Darkness“, „The Charme Is Done“ und natürlich „Kutulu!“ kamen live gleich noch einmal so fett wie auf Platte und erzeugten dank ihrer authentischen Darbietung und ihrer gelungenen Inszenierung auf der Bühne ein gepflegtes Schauder-Feeling. Weit nach 2 Uhr des nächtens endete der Gig mit der Zugabe „The Lone Night Rider“ und frenetischem Jubel. So gingen ein beeindruckender Auftritt und ein schöner Tag an der Mosel zu Ende. Wenn wir unsere Pension am nächsten Tag nicht schon um neun Uhr wieder hätten verlassen müssen, wäre auch noch Zeit für den einen oder anderen Liter Wein gewesen. Aber das holen wir eben beim nächsten Prophecy-Jubiläum nach. (Thomas)
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