Zeraphine
Zeraphine
Interview
ZERAPHINE haben mit "Still" vor kurzem ihr neues Album veröffentlicht und waren im November auf Tour mit den Finnen ENTWINE. Die Gelegenheit haben wir uns nicht durch die Lappen gehen lassen und Sänger Sven zum Gespräch gebeten.
Wie fallen die Reaktionen auf euer jüngstes Werk „Still“ aus?
Da können wir uns echt überhaupt nicht beschweren. Die Resonanz war bisher wirklich überall ziemlich toll (beide grinsen).
Wie hat sich die Tour mit eurem finnischen Support ENTWINE ergeben?
Wir haben mit Bands aus Finnland bisher eigentlich nur ziemlich gute Erfahrungen gemacht (lacht). Wir müssen die Musik der Gruppe auch mögen, sonst würden wir sie natürlich nicht mitnehmen.
Man kennt das auch so, dass die „kleinen“ sich bei den großen Acts einkaufen…
Ja, aber das ist doch doof. So wollen wir das gar nicht. Die Support-Band hat so schon genug Kosten, um sich selbst und ihre Tour finanzieren zu können. Das wäre überhaupt nicht unsere Art, wenn wir dann noch einen machen würden auf „Jetzt nehmen wir noch fünfhundert Euro am Abend, damit ihr vor uns spielen dürft“. Wir mögen die Musik von ENTWINE und durch die Empfehlung einer gemeinsamen Bekannten haben wir uns für diese Band entschieden. Wir hatten viele Bewerbungen vor uns auf dem Tisch liegen und diese ist dann letztendlich übrig geblieben.
Eine vielleicht etwas vermessene Frage: Wie erklärt ihr euch euren „Denglisch-Fimmel“? Die Deutsch-Englisch-Sache erscheint mir wie eine Hype-Welle, die ab und an wieder angespült wird. Hat das bei euch damit was zu tun?
Ich wüsste nicht wieso. Unser erstes Album war komplett in Deutsch, das zweite komplett in Englisch und seither ist es auf den Platten immer gemischt. Ich glaube, Trends rennen wir sowieso nicht hinterher. Als wir damals anfingen, Musik mit deutschen Texten zu machen, hieß es auch plötzlich, wir würden das nur machen, weil es ja so IN wäre. Das ist einfach Blödsinn. Wir machen das so, weil beide Sprachen sehr unterschiedlich handhabbar sind und weil man verschiedene Sachen einfach besser in der einen oder in der anderen Sprache sagen kann. Wir haben uns auch nie als deutschsprachige Band gesehen. Unser Bandname ist weder Deutsch noch Englisch. ZERAPHINE ist ein Wort, das es in jeder Sprache gibt.
Was bedeutet das Wort ZERAPHINE für euch? Eine Frage, die euch sicherlich schon tausend Mal gestellt wurde (beide lachen). Aber jetzt noch mal für uns.
Wir wollten einen Namen haben, der in jeder Sprache funktioniert und der eine Bedeutung für uns hat.
Ist ZERAPHINE eine Figur oder Traumwelt, in die ihr eintaucht bzw. von der ihr erzählt?
Nein, eigentlich gar nicht. In der richtigen Schreibweise sind Seraphim, was die Mehrzahl von Seraph ist, Engelswesen. Und das sind wir natürlich ganz und gar nicht (beide lachen). Wir sind eben nicht wahnsinnig gläubig. Das sind einfach interessante Wesen.
Was inspiriert dich zu deinen Songtexten?
In meinen Texten rege ich mich meistens über andere Menschen auf (grinst). Ich erfinde keine Geschichten, die ich erlebt habe. Sowas finde ich langweilig. Das wäre eine Art Selbstbewältigung. Das bringt mir gar nichts. Ich versuche, meine Empfindungen in Worte zu packen und diese auf der Bühne immer wieder hervorzurufen. Man berührt den Menschen, der da zuhört, auf einer sehr speziellen und gleichen Ebene und das finde ich extrem spannend.
Du schreibst also alle Texte (Sven nickt zustimmend). Und wie ist’s mit der Musik bei ZERAPHINE?
Die Grundkompositionen bzw. die Grundgerüste der Songs sind meist von mir. Aber jeder bringt sich bei uns mal mit einem Song ein. Es ist nicht so, dass ich alles mache. Das wäre glaube ich auch Wahnsinn. Und bei den Kompositionen, die von mir sind, bringen sich die anderen Musiker auch mit ein.
Seid ihr eine Band im klassischen Sinne…
Ja.
…die sich auch im Proberaum trifft, um neue Songs zu schreiben?
Nein, das nicht. Wir sind eigentlich sehr probefaul (grinst). Das machen wir nur, bevor wir auf Tour gehen oder wenn irgendwelche Konzerte anstehen.
Ist es euch wichtig, aufzutreten? Braucht ihr diese Form von Output?
Ja, auf jeden Fall.
Ist bei euch der Sell-Out ein Thema?
Ach was. Wir sind ja nun keine Poser oder so (beide lachen).
Euch gibt es jetzt seit zwei Jahren. Wie geht’s euch heute so in dieser Formation?
Wir verstehen uns nach wie vor sehr gut. Das würde hier auch gar nicht anders gehen (deutet auf die klaustrophobisch engen, räumlichen Verhältnisse im Nightliner). Wenn man hier drei Wochen zusammen ist, muss man sich schon sehr gut verstehen, ziemlich gut leiden können und vor allen Dingen sich gegenseitig respektieren. Ansonsten geht man sich ja an die Gurgel (lacht). Ich bin da extrem zufrieden mit den Musikern und der Crew, die ja als bewährtes Team mittlerweile schon sehr lange dabei ist. Bis auf unserem Tonmann, der ist auf dieser Tour neu dabei. Das ist wirklich ein eingespieltes Team und das ist auch gut so.
Hört sich ja so an, als könnte das noch viele Jahre so weitergehen…
Ja, ich hoffe doch (beide lachen).
Was dürfen wir nach dieser Tour und Anno 2007 von ZERAPHINE erwarten?
Wir werden sicherlich wieder neue Songs schreiben und daraus ein neues Album machen. Aber das wird wahrscheinlich nicht schon im nächsten Jahr rauskommen. Das dauert ja immer ziemlich lange, bis so eine Platte fertig ist.
Was macht ihr eigentlich so den lieben langen Tag im Tourbus?
Ach, es gibt immer ganz viele Sachen zu tun. Man arbeitet an etwas, schreibt E-Mails und so weiter.
Findet ihr nicht auch, dass bei euch musikalisch eine OOMPH!-Tendenz in der Melancholie und Stimmung steckt?
Nein, das ist nicht beabsichtigt. Es gibt einige Songs von OOMPH!, die ich wirklich sehr gut finde, aber wir haben da ganz viele komische Einflüsse (lacht), die da irgendwie unbewusst mit dazukommen. Kann natürlich sein, dass dann ein Song mal so eine Tendenz hat (lächelt).
Welche Musik hörst du persönlich?
Ich mag PLACEBO sehr gerne. EDITORS, INTERPOL und so ein Zeug. Auch ganz viel Elektrokram. Eigentlich querbeet.
Danke für das sympathische Gespräch. Ich wünsche ZERAPHINE und dir noch eine gute Zeit auf Tour und viel Erfolg mit der „Still“.
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