Yyrkoon
Yyrkoon

Interview

Französischer Metal hat momentan Hochkonjuktur! Neben unseren nordischen Nachbarn aus Dänemark erscheinen auch immer mehr hochkarätige Bands aus dem Land, das ansonsten eher für magere Kost bekannt war. Die Death-Hochgeschwindigkeitsmaschine YYRKOON ist eine der aufstrebenden Bands, obwohl sie doch schon um einiges länger im Untergrudn herumwuseln. Im Zuge ihrer Support-Tour für NILE sprach Fronter Stéphane Souteryrand mit mir über das neue Album "Unhealthy Opera", legendäre Typen und H.P. Lovecraft.

YyrkoonHi Stef, alles klar bei Euch?

Ja, klar! Wir haben gerade unsere Tour mit NILE abgeschlossen, die sehr intensiv und großartig war. Jetzt nehmen wir uns eine kleine Auszeit, um dann wieder voll loszulegen.

Wie war es denn, mit solch einer Legende unterwegs zu sein?

Die Tour erlaubte es uns, in Ländern zu spielen, in denen wir zuvor noch nie gespielt haben wie Norwegen, Schweden, Polen, Finnland usw. Wir haben jeden Abend neue Fans dazugewonnen. Die denkwürdigsten Gigs waren die in Dänemark und Finnland. Dort waren die Venues rappelvoll und die Zuschauer haben uns wie verrückt unterstützt! Das war der Hammer!! Es ist die beste Art, seine Musik zu promoten, man zeigt den Metalheads auf ehrliche Weise, wer man ist. Generell bekommen wir auch positives Feedback und Reviews. Nun warten wir auf die nächste Tour, um neues Publikum zu erreichen.

Dann zunächst mal eine Frage zu Eurem Bandnamen. Ich weiss immer noch nicht genau, wie er eigentlich richtig ausgesprochen wird…

Der seltsame Name ist aus der Elric-Saga entliehen, die vom amerikanischen Schriftsteller Michael Moorcock geschrieben wurde. Yyrkoon ist dort der Name eines Magiers. Wir haben ihn aufgrund seiner Originalität und der seltsamen Aussprache als Bandnamen auserkoren, es klingt so ziemlich wie „Year-Koon“. Diese Figur kommt aber nie zur Sprache in unseren Lyrics und sie haben auch sonst nichts mit Michael Moorcocks Werken zu tun. Manchmal glauben die Leute wegen des Namens gar, wir spielten Black Metal, was natürlich völlig falsch ist.

Wie habt Ihr das Songwriting für Euer neues Album „Unhealthy Opera“ in Angriff genommen oder besser gesagt: wie ist Eure generelle Herangehensweise an Musik?

Für uns ist die Struktur der Songs das Wichtigste! Dass das so ist, mag ziemlich offensichtlich erscheinen aber für die Band ist es vielleicht die schwierigste Aufgabe, während der Komponierens Struktur hineinzubringen. Es gibt hunderte von Wegen, einen Song richtig aufzubauen und aus ihm einen guten Song zu machen; ihn hundertprozentig zu optimieren, ist jedoch viel schwieriger. Heutzutage haben wir die Möglichkeit, mit Computern vor den eigentlichen Aufnahmen zu arbeiten. So kann ich viele Dinge zunächst ausprobieren, bevor es an die eigentlichen Proben mit der Band geht. Wir haben auch viele Ideen während Jams gefunden, dann, wenn der gefühlte Moment dich auf natürlichem Weg zu etwas Großem führt. Aber die meisten Teile entstanden zu Hause und manchmal gar im Studio, hehe. Normalerweise arbeiten wir auch an mehreren Songs gleichzeitig und warten nicht erst ab, bevor wir einen Song fertig haben. Nach einer kurzen Auszeit vom Songwriting und nachdem wir die Song mehrere Male bewertet haben, ändern wir einige Parts, um Schritt für Schritt das Ergebnis zu verbessern. Ich für meinen Teil tauche in das Konzept des Albums und das Songthema ein, um den Charakter der Musik zu extrahieren und etwas wirklich Persönliches und Gefühltes zu finden. In anderen Worten, um Seelenbilder in Musik zu verwandeln.

Jacob Hansen hat wieder als Produzent fungiert und den Sound differenzierter und greifbarer als zuvor gemacht. Hattet Ihr eine konkrete Vorstellung davon, wie der Sound sein sollte oder hat Jacob Euch dorthin geführt?

Ich würde sagen beides. Da wir bereits mit Jacob auf unserem letzten Alben gearbeitet haben, wussten wir, was wir von ihm und seinem Studio erwarten konnten. Das erste Mal waren wir wirklich zufrieden also haben wir ihn noch mal angeheuert. Wir erklärten ihm, was genau wir wollten und wie der Sound in unserer Vorstellung sein sollte. Er schlug uns dann verschiedene Dinge vor, die teilweise gut waren aber auch manchmal nicht mit unseren Vorstellungen übereinstimmten.

Der Bonustrack „Signs“ wirkt etwas losgelöst von der anderen Songs auf „Unhealthy Opera“. Es scheint, als wäre er bereits vor längerer Zeit geschrieben worden…

Erst vor zwei Jahren, haha! In der Tat nahmen wir „Signs“ bereits während der Sessions zu „Occult Medicine“ auf. Er sollte eigentlich auf der LP-Version als Bonus auftauchen, die Osmose aber leider nie realisiert hat. Also entschieden wir uns, ihn diesmal als Bonustrack zu verwenden. „Signs“ ist so etwas wie ein Hybrid aus unserem zweiten Album „Dying Sun“ und „Occult Medicine“. Da der Charakter der Musik auf diesen beiden Alben sehr unterschiedlich ist, ist „Signs“ als Brücke gedacht, um beide Epochen zu verbinden.

Andy LaRoque von KING DIAMOND steuerte ein Solo zu „Signs“ bei. Wie seid Ihr auf ihn gekommen?

Wir sind große KING DIAMOND Fans. Andy LaRoque ist für mich heilig, er ist vielleicht einer der ersten Gitarristen, die ich hörte, als ich mit Metal anfing. Ein Gastsolo von ihm ist wie ein Traum für mich. Ich habe ihn kontaktiert und ihm die Idee näher gebracht. Er war schnell überzeugt und ich schickte ihm den Song. Ich habe speziell diesen Song gewählt, weil er in seiner Grundatmosphäre zu Andys Spiel passt. Er nahm sich also die Zeit, um ein wunderschönes Solo abzuliefern, worauf wir sehr stolz sind! Ich kann es bis heute gar nicht fassen, der Typ ist ´ne Legende!

Eure letzten beiden Alben behandeln öfters medizinische Themen, wie sich z.B. an den Albumtiteln erkennen lässt. Fasziniert Dich Medizin oder passte es einfach zufällig? Gibt es dort eine Verbindung zu Euren von H.P. Lovecraft beeinflussten Lyrics?

Ich bin sehr fasziniert von den Werken und dem Universum Lovecrafts, seit ich ein Rollenspiel spielte, das auf „The Call Of Cthulu“ basiert. Ich war 15 Jahre alt und richtig begeistert von der Atmosphäre, die so realistisch und zugleich fantastisch ist. In den Lovecraft´schen Mythen schläft der Großteil der alten Götter, die die Welt und die menschlichen Seelen beherrschen, in den Tiefen der Meere. Da ich schon als kleines Kind Angst vor den tiefen, blauen Abgründen hatte, entschied ich mich, diese Thematik für „Unhealthy Opera“ zu entwickeln. Es ist ein Konzept über dieses Meer und den Horror, den man sich vorstellen kann, lebte man in ihm. Faktisch alles an Lovecraft fasziniert mich. Er spricht auch oft von Medizin, kombiniert Horror mit verbotenen Formeln, indem er etwa. wahnsinnige Ärzte auftauchen lässt, wie etwa in „Re-Animator“. Das war z.B. das Thema auf „Occult Medicine“. Seine Arbeit ist unerschöpflich für mich. Auf „Unhealthy Opera“ beschreiben die Song verschiedene Szenarien. Manchmal geht es um Irrsinn und die Lyrics sind erzählerisch gestaltet, andere Male beschreiben sie Horrorvisionen wie Opferungen oder auch fantastische Orte. Die Thematik ist jedoch nicht nur auf Horror fokussiert, sondern von einer fantastischen Dimension durchzogen, die die Mixtur sehr bedrückend und alarmierend erscheinen lässt. Das Konzept dreht sich mehrheitlich um die Existenz anderer Wesen und „ungesunde“ Entdeckungen, die unsere Sinne übersteigen.

Euer Drummer Laurent ist vor zwei Jahren ausgestiegen, ist jetzt aber wieder mit dabei…

Kurz vor den Aufnahmen zu „Occult Medicine“ musste Laurent mit vielen persönlichen Problemen fertig werden, vor allem in seiner Familie. Es war ziemlich unmöglich für ihn, mit uns ins Studio zu gehen. Daher nahm damals Dirk Verbeuren von SOILWORK die Drums an seiner Stelle auf. Laurent brauchte eine Pause, bevor er wieder zurückkommen konnte. Eigentlich war es kein wirklicher Ausstieg, wir warteten einfach nur ab, bis er wieder einsatzbereit war.

Euer Death Metal ist körperlich sehr herausfordernd, vor allem live. Wie lange denkst Du, könnt Ihr dieses Tempo noch mitgehen?

Bis zum Tod, haha!! Das kann ich natürlich noch nicht sagen aber was ich jetzt weiss, ist dass wir voller Energie sind, um einige fette Shows abzuliefern. Ich bin mir auch nicht sicher, ab man auf jeden Fall bangen muss, um sich vollends ins Delirium zu ballern und die beste Attitude zu vermitteln. Einige Jungs brauchen das nicht, um das gewisse Feeling rüberzubringen. Sei du selbst und scheiss auf den Rest! Ehrlichkeit ist großartig!

Ein guter Abschluss des Interviews. Hast Du noch irgendwelche Worte an die Fans?

Ein dickes HALLO an all die, die uns auf der NILE-Tour unterstützt haben! Riesen Dank! Checkt unsere neue Platte aus, wir brauchen euren Support! Genießt es!

06.07.2006

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