Year Of The Goat
"Der böse König ist tot – lang lebe der neue König!"
Interview
2016 habe ich Euch in einem kleinen Club in Hamburg live gesehen, zusammen mit OMNIUM GATHERUM, DRACONIAN und OCEANWAKE. Ihr kamt erst kurz vor Beginn des Einlasses in einem kleinen Van an der Location an. Ich fragte mich selbst, wie Ihr eigentlich Touren wie diese durchsteht, die vermutlich deutlich fordernder sind, als eine Nightliner-Tour, besonders weil Ihr all Euer Equipment selbst transportieren müsst, selbst auf- und auch wieder abbaut. Wollt Ihr Euch da nicht spätestens nach zwei Tagen gegenseitig auf’s Maul hauen?
Zum Glück nicht. (lacht) Ich erinnere mich an diese Show. Wir hatten einen Schneesturm in Schweden, deshalb waren wir echt spät dran. Als wir endlich aus dem Sturm heraus kamen, fing die Sonne plötzlich an zu scheinen, es schneite nicht mehr, nicht mal die Straße war nass. Da wir aber sehr langsam durch den Sturm fahren mussten, waren wir plötzlich ziemlich in Eile, weil wir ja immer noch in Schweden waren, noch durch ganz Dänemark fahren und die Fähre nach Deutschland erwischen mussten.
Mit einer Menge Humor stehst Du aber auch solche Dinge durch. Auf dieser Tour fuhren wir einen kleinen Van, das meiste unseres Equipments befand sich aber im Nightliner mit den anderen Bands, daher war das für uns eine der angenehmsten Touren, weil wir unsere eigenen Schlafquartiere buchen konnten. Keine exzellenten Hotels, aber ausreichend und nahe an den Venues. Außerdem waren wir Teil eines Packages und mussten nie ganz zum Schluss spielen, wir waren also relativ früh fertig. Das einzig schlechte war, dass absolut jeder im Van Magen-Darm-Grippe bekam. Aber immerhin waren wir, als es am schlimmsten war, in einem sehr guten Hotel in Ungarn. Wir hatten dermaßen Glück, dass wir da nicht in einem Nightliner unterwegs waren.
Auf der Tour danach reisten wir in einem Nightliner mit THE ORDER OF ISRAFEL, das war auch gut. Aber möglicherweise bevorzuge ich die kleinere Variante: Nur die Jungs in einem Van, man muss nicht das ganze Zeug schleppen und man kann vor und nach der Show in ein Hotel gehen, vielleicht duschen, statt einfach nur da zu sitzen, sich dreckig zu fühlen und zu warten, warten, warten.
Also vermute ich, da Du erwähntest, dass diese Tour eigentlich sogar eine Eurer besten war, dass die Umstände auf Tour nicht der Grund für die Wechsel im Line-up waren. Von der Besetzung auf „The Unspeakable“ sind ja nur noch Thomas und Du übrig geblieben.
Nein, es sind einfach nur die manchmal schwierigen Lebensumstände, die wir bewältigen mussten. Auf „Angel’s Necropolis“ hatten wir Per an der Gitarre und für ihn war es einfach die familiäre Situation nach der Tour. Es war hart für ihn, weg zu sein. Wir sind nicht in der Situation, dass wir einfach sagen könnten: „Hey, lasst uns auf Tour gehen!“ Wir haben alle Verpflichtungen, auf verschiedenste Weisen. Wenn wir also auf Tour gehen, müssen wir uns sehr stark darauf konzentrieren und natürlich müssen wir auch einen Preis dafür bezahlen. Ich denke das ist auch, was nach der letzten Nightliner-Tour passiert ist. Es ist nicht so, dass wir in irgend einer Weise uneins waren.
Es begann mit Don, dem Gitarristen, der die Band aus familiären Gründen verlassen musste. Jeden Moment außerhalb von Arbeit und familiären Verpflichtungen stecken wir normalerweise in die Musik. Das sorgt natürlich für eine Menge Anspannung bei den Leuten. Fredrik, unser Drummer, erkannte nachdem er die Drums für „NOTO“ aufgenommen hatte einfach, dass es sich für ihn nicht mehr richtig anfühlte, also brauchte er eine Pause. Zum Glück haben wir eine Menge Menschen um uns herum, mit denen wir bereits in verschiedenen Bands spielten. Leute zu finden, mit denen wir gut klar kommen ist also nicht all zu schwer. Und ich weiß, wenn wir echt Probleme hätten, könnte ich Fredrik jederzeit fragen, für ein paar Gigs wieder das Schlagzeug zu übernehmen.
Bei der Release-Show für das neue Album in unserer Heimatstadt Norrköping haben wir fast alle ehemaligen Bandmitglieder wieder getroffen, es gab Umarmungen und jeder sagte den anderen, wie sehr er sie vermisst. Erwachsene Männer, die emotional werden, wenn sie ein paar Bier getrunken haben – diese Geschichte. (lacht)
Wie sehen Eure Tourpläne für das neue Album aus? Können wir eine Headliner-Tour erwarten, zumindest für Europa?
Wir prüfen das gerade. Wir haben bereits einige Festival-Geschichten in Aussicht für den nächsten Sommer. Dieses Jahr im Frühling haben wir einen neuen Booking-Deal abgeschlossen, hatten aber seitdem noch nicht wirklich vereinbart, was wir tun wollen. Wir hoffen, etwas für das nächste Frühjahr zusammen zu bekommen, aber es ist noch nichts sicher. Aber natürlich hoffe ich, dass es klappt.
Es war ein großartiges Gefühl, auf der Release-Show wieder zusammen zu spielen. Wir hatten außerdem einen Gig in Göteborg im Mai, der auch wirklich cool war, weil das Album zu diesem Zeitpunkt gerade fertig geworden war. Es fühlte sich wie eine Befreiung an, einfach in den Proberaum zu gehen und ein paar Songs zusammen zu spielen.
Lass uns zum Schluss noch einmal das Thema wechseln: Ich bin ein wenig über Eure Zahlen bei Spotify gestolpert. Es ist ziemlich offensichtlich, dass die Songs von „Angel’s Necropolis“ die meisten Plays bekommen. Was denkst Du, ist der Grund dafür? Für mich ist das Material auf „The Unspeakable“ mindestens so stark wie das auf dem Vorgänger. Beachtest Du die Zahlen auf solchen Portalen überhaupt und was sind Deine Gedanken dazu?
Ich habe diese Zahlen auch gesehen und beachte sie durchaus. Persönlich mag ich beide Alben, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise und natürlich gibt es auch Songs von „The Unspeakable“, bei denen ich mir wünschte, sie würden die Liste anführen. Ich erinnere mich, dass „For The King“ dort auf dem ersten Platz lag, aber ich bin mir nicht sicher, ob das daran liegt, dass es wirklich der beliebteste ist oder daran, dass es der erste Song auf dem Album ist und die Leute sagen „ok, das ist echt Kacke“ und danach einfach weiter ziehen. Ich habe also keine Idee, was wirklich der Grund dafür ist. Aber ich habe mich sehr gefreut, dass die ersten zwei Singles von „NOTO“, die wir als Videos veröffentlicht haben, jetzt auch auf der Liste auftauchen.
Aber ja, auch ich habe mir Gedanken darüber gemacht, warum Songs von „The Unspeakable“ es nie auf die „Meistgespielt“-Listen geschafft haben.
Naja, ich fand immer, dass „The Unspeakable“ eher eine Art „Grower“ ist. Man muss es sich ein paar mal anhören und sollte das auch am Stück tun und sich nicht nur ein paar Songs heraus picken. Möglicherweise könnte das einer der Gründe sein.
Ich denke diese Vermutung ist so gut wie jede andere. Aber ja, wir wuchsen mit Alben auf, besonders Konzeptalben. Ich bin wohl einer der wenigen Menschen, der heute noch am Leben ist und begeistert von „The Elder“ von KISS war, weil sie dort wirklich etwas anderes versuchten. In unserer Jugend holten wir einfach das Vinyl aus der Hülle, setzten uns hin und hörten die komplette Seite, da es ja auch nicht so einfach war zwischen den Songs hin und her zu skippen, wie heute. Man hat also die komplette Platte durch gehört und hat das Booklet und die Lyrics wieder und wieder gelesen. Ich habe bestimmt drei oder vier Monate lang dasselbe Album gehört. Zum einen deshalb, weil ich es mir einfach nicht leisten konnte, so oft neue Alben zu kaufen. Andererseits aber auch, weil ich nicht zu einem anderen Album wechseln wollte, bevor ich nicht wirklich „durch“ mit dem anderen war. Das ist also, woher wir kommen und der Grund warum wir Alben machen, die als Alben gesehen werden sollten, als Ganzes.
Vielen Dank für dieses Interview – ich hoffe wir sehen uns bald auf Tour!
Danke Dir ebenfalls. Und ich war tatsächlich der einzige, der GHOST erwähnt hat. Du bist ein verdammtes Genie. (lacht)
Galerie mit 20 Bildern: Year Of The Goat - Metal Hammer Paradise 2021Mehr zu Year Of The Goat
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Stile | Classic Rock, Hard Rock, Psychedelic Rock |
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>Luzifer ist in Wirklichkeit nicht der Teufel, sondern ein Repräsentant des Lichts und des wahren Guten.<
Kann ja sein, who knows, aber wenn man diesen dann repräsentieren will, bieten sich da nicht eher helle, blumenbestickte Gewänder und frohe Weisen an, anstatt ganz in schwarz mit Totenköpfen und düsterer Musik?
Konzept mal auf Schlüssigkeit untersuchen? Scheint denen ja wichtig zu sein, wie man diversen Interviews entnehmen kann.
Ja, ich schreib ständig über sowas, aber die Bands kommen ja auch dauernd mit sowas um's Eck und wollen ja wohl Resonanz auf ihre Texte..
Ach ja.. Mucke ist cool.
Na ja, wenn der olle Luzifer ein Repräsentant des Guten sein soll, passen die Hippie-Klamotten doch irgendwie…
Ach, genau das meinstest du auch. Okay, vergessen wir das.