Wolves In The Throne Room & Gaerea
"Sie sind wundervolle Menschen."

Interview

Zum wiederholten Male holen sich WOLVES IN THE THRONE ROOM für ihre „Crypt Of Ancestral Knowledge“-Tour GAEREA mit an Bord. Damit macht sich in rund zwei Wochen ein Black-Metal-Gespann der Extraklasse auf den Weg durch Europa. Wir haben diese absolute Pflichtveranstaltung zum Anlass genommen, beide Bands zum gemeinsamen Touren zu befragen. Dazu haben wir uns separat mit Aaron Weaver (WOLVES IN THE THRONE ROOM, u. a. Drums) und einem Mitglied von GAEREA zusammengesetzt.

Die einen repräsentieren das Atmosphärische und Ritualistische, die anderen eine frische und moderne Herangehensweise an den Black Metal. Beide zeigen sich im Interview von den jeweils anderen beeindruckt. Bei beiden wird es auf der Tour vielversprechende Neuerungen geben. Und beide Bands sind nicht immer ganz so ernst, wie sie wirken. Hier erfahrt ihr unter anderem, wo die Bands am liebsten spielen und was sie am meisten aneinander schätzen. Nur wessen Idee die legendäre Karaoke-Session nun tatsächlich war, konnten wir leider nicht abschließend klären.

Zu Seite 2: Interview mit WOLVES IN THE THRONE ROOM

Interview mit GAEREA


Was für eine Setlist können wir erwarten? Immerhin sitzt ihr auf einem neuen Album.

GAEREA: Ja, wir sitzen auf einem neuen Album und werden noch vor der Tour neue Musik veröffentlichen. Es ist uns wichtig, etwas Neues zu bieten und einen Testlauf für die neue Ära von GAEREA zu starten. Bei uns wird sich vieles ändern, und wir freuen uns darauf. Zur Setlist kann ich noch nicht viel sagen, aber es werden erstmals und exklusiv für die europäischen Fans neue Stücke dabei sein. Das Set wird ein gutes Stück länger sein als auf den bisherigen Europatouren. Was die Präsentation angeht, haben wir einen besonderen Leckerbissen geplant. Wir arbeiten schon zwei, drei Monate daran, wie wir diese Tour aufziehen werden. Das wird der Auftakt eines neuen Kapitels, daher ist es uns sehr wichtig, das auf einem viel höheren Level als bisher zu machen.

Für das Album gibt es noch keinen Termin, oder?

GAEREA: Noch nicht, nein. Aber es wird auf jeden Fall dieses Jahr rauskommen. Auf der Tour werden die Leute einen ersten Eindruck davon bekommen, was GAEREA für die nächsten Jahre sein wird. Wir werden – oder sind schon – eine sehr andere Band als die, die man bisher kennt.

Jetzt sind wir natürlich sehr neugierig, warten aber brav ab. Gibt es für dich auf dieser Tour Lieblingsziele?

GAEREA: Es sind auf jeden Fall einige Favoriten dabei. Ich freue mich sehr, dass die Tour in einer Stadt startet, die uns sehr ans Herz gewachsen ist: Kopenhagen. Und dass sie in einer Lieblingsstadt endet, von der wir oft sagen, dass sie unser zweites Zuhause ist: Berlin. Vieles hat dort für uns angefangen. In Berlin gibt es das Festival De Mortem Et Diabolum. Das war das erste Festival, das an uns geglaubt und uns gebucht hat. Und für uns war das ein lebensverändernder Moment. So ist Berlin eine sehr wichtige Stadt für uns geworden und jedes Mal, wenn wir dort spielen, bekommen wir eine echt starke Reaktion vom Publikum.

Es gibt noch andere Ziele, auf die ich mich freue. Zum Beispiel das Graveland-Festival in den Niederlanden oder das Fortress-Festival in Großbritannien. In vielen der Städte haben wir zwar schon gespielt, aber jetzt, da wir größer werden und die Leute an uns glauben, können wir viel mehr mitbringen und 200 Prozent geben. Darüber bin ich glücklich.

Gibt es einen Song, den du am liebsten spielst?

GAEREA: Es gibt Lieblingsmomente im Set. Wir spielen „Laude“ am Ende, weil es ein sehr wichtiger Song für die Band ist. Es ist ein Song über die Band zu einem bestimmten Zeitpunkt. Würden wir ihn am Anfang spielen, würde mir das wahrscheinlich nicht gefallen. Wir versuchen, das Set so zusammenzustellen, dass es die Dynamik hat, von der wir denken, dass sie eine Band wie wir haben sollte. Die Songs gehören alle an ihren Platz. Vielleicht ändert sich der, mal sehen. Aber ja, es geht um die Momente im Set. Am Anfang spürst du, wie das Adrenalin deine Adern flutet. Dann nimmt alles Gestalt an, mit einem Song wie „Salve“.

Obwohl wir beim Schreiben von „Mirage“ schon irgendwie wussten, dass wir die meisten Songs live spielen wollen würden, weiß man vorher nie so genau, ob es wirklich Live-Songs werden. Das wurden sie dann sehr schnell für uns. Songs, die auf die Bühne gehören. Alle Songs auf „Mirage“ funktionieren so gut live, egal ob beispielsweise auf dem Summer Breeze oder in einem Club in Berlin. Und ich glaube, mit den neuen Stücken werden wir diese Energie sogar noch mehr spüren.

Gaerea sind: Naja, Gaerea. © Flávio Almeida

Ihr tourt ja nicht das erste Mal mit WOLVES IN THE THRONE ROOM. Worauf freust du dich bei einer weiteren gemeinsamen Tour?

GAEREA: Sie sind tolle Menschen. Wir hatten viel Spaß mit ihnen. Wir sind alle keine Party Animals, und ich umgebe mich gerne mit Leuten, die sehr professionell sind. Natürlich haben sie ihre Momente und wir trinken einen Wein oder ein Bier zusammen, aber sie haben diese professionelle Ausstrahlung. Sie wissen genau, was für eine Band sie sind, was für Künstler und was für Menschen. Das respektiere ich sehr, und beide Bands respektieren sich gegenseitig.

Mit Bands zu arbeiten, mit denen man aufgewachsen ist, ist etwas, von dem ich nie gedacht hätte, dass wir das erreichen. Ich freue mich sehr darauf, die Passion für extreme, leidenschaftliche Musik mit diesen Künstlern zu teilen, denn es ist sehr wichtig für uns, weiter zu wachsen. Ich glaube, dass wir als aufstrebende junge Band auch ihnen etwas mitbringen. Wir sehen die Dinge etwas anders. Ich mag diesen Austausch und umgebe mich gerne mit leidenschaftlichen Menschen wie WOLVES IN THE THRONE ROOM. Die sind eine der leidenschaftlichsten Bands, die wir in der Szene haben. Es ist eine große Ehre für uns, diesen Moment zu teilen.

Was ist dein Lieblingssong bei Auftritten von WOLVES IN THE THRONE ROOM?

GAEREA: WOLVES IN THE THRONE ROOM schaffen eine Atmosphäre, von der ich hoffe, dass wir sie mit GAEREA mal erreichen. Es geht also nicht um die Songs, sondern um Momente im Set. Ich habe sie auf der US-Tour 30 Mal am Stück gesehen und es gibt immer diesen magischen Moment, wo sich alles verlangsamt und es sehr emotional wird. Und dann wird es – das Wort nutzen wir bei GAEREA ja sehr oft – sehr kathartisch und alles geht in dieser Emotion auf. Das spürst du in der Stimmung im Raum, die Energie verändert sich.

Am wichtigsten sind mir die Momente, in denen solche Bands Atmosphäre mit der Aggression des Extreme Metal verbinden. Ich liebe es, wie WOLVES IN THE THRONE ROOM das machen. Sie machen das schon über 20 Jahre und wissen genau, was sie tun müssen, um diesen Moment zu erreichen. Es braucht jahrelange Übung, um das jeden Abend hinzubekommen. Das ist es, was WOLVES IN THE THRONE ROOM so besonders macht, zumindest für mich. Wie sie die Atmosphäre auf ein Level bringen, wo alles in totale Katharsis ausbricht.

Welche Band ist ordentlicher beziehungsweise unordentlicher?

GAEREA: Wir sind sehr ordentlich, was unsere Klamotten angeht, weil wir mit unserem Make-up ein ziemlich starkes Handicap haben. Aber mit der Farbe zerstören wir jedes Bad. Wir sind eine sehr dynamische Band und schwitzen viel, deshalb mussten wir etwas finden, das nicht durch den Schweiß abgeht. Was auch immer diese Farbe also berührt, sie wird nicht abgehen. Wir sind also die weniger saubere Band, sagen wir es so [lacht].

Galerie mit 26 Bildern: Gaerea - Summer Breeze Open Air 2023

Welche Band ist der Drahtzieher, wenn es zu Schabernack kommt? Ich weiß, ihr seid keine Party Animals, aber ich muss dir sagen, dass Aaron [WOLVES IN THE THRONE ROOM] da einen gewissen Karaoke-Abend auf der US-Tour erwähnt hat … [siehe Seite 2]

GAEREA: Oh Mann, hat er das wirklich? Ich dachte, das sei ein Geheimnis dieser Tour [lacht]. Das war deren Idee! Wir haben ja keine Karaoke-Kultur in Europa. Oder zumindest nicht, dass ich wüsste. Ich verbinde das mit Filmen wie „Only God Forgives“. Da gibt es so eine Szene, wo dieser Typ Karaoke singt und alles ist echt traurig und cringe. Und so habe ich Karaoke immer betrachtet. Cringe, leer, einsam. Dann hatten wir diesen freien Tag in Texas und unser Tourmanager Ryan – großer Typ, Bart, super professioneller Tourmanager von MASTODON und GOJIRA – meinte, wir gehen jetzt alle zu diesem Karaoke-Ding. Und wir buchen ein Hotel ganz in der Nähe, damit wir alles um dieses Karaoke-Ding herumplanen können.

Dann kamen wir dahin und alle hatten einfach einen Mordsspaß. Alle haben gesungen, alle haben getanzt. Ich hatte eine ganz falsche Vorstellung von Karaoke in diesem Teil der Welt. Manche Leute dort nehmen das sehr ernst und es war toll, das zu sehen. Das machen wir nächstes Mal sicher wieder, aber es war deren Idee, nicht unsere.

Kommen wir zu ein paar Fragen zum allgemeinen Touren. Habt ihr bei GAEREA eine Pre-Show-Routine?

GAEREA: Wir haben gerne unseren Freiraum. Sogar voneinander. Wir verbringen viel Zeit zusammen und sind sehr gut befreundet. Ab einem gewissen Punkt sind wir gerne für uns allein, um uns darauf zu fokussieren, was als Nächstes kommt. Wir sind keine ritualistische Band, aber was wir auf der Bühne machen, ist speziell und auf eine gewisse Weise spirituell für uns. Für mich ist es der Moment, in dem ich mich am lebendigsten und am meisten wie ich selbst fühle. Deshalb liebe ich es und deshalb mache ich es.

Es ist wichtig, Abstand voneinander zu nehmen, sich umzuschauen und zu erkennen, dass das hier sehr wichtig ist. Wir sind eine alberne Band, wir sind noch jung und haben Spaß auf Tour. Aber am Ende verfolgen wir alle ein Ziel. Wir opfern so viel in unserem Leben, um das zu verwirklichen. Wir haben hart dafür gekämpft, hier zu sein. Also ein bisschen durchatmen, entspannen und verstehen, wo wir sind und wo wir nach der Show sein wollen. Wie wir uns nach der Show fühlen wollen. Zumindest für mich ist es so.

Was macht ein gutes Venue aus?

GAEREA: Ein gutes Venue hat okayes Equipment. Wir mögen Läden, die gute Beleuchtung haben. Wir legen nicht viel Wert auf persönlichen Komfort oder einen Backstage mit einem Haufen Bier. Wir kommen aus dem Underground und sind dort auch gerne. Ich glaube, ich habe keine richtige Antwort auf die Frage. Bei manchen Läden kommst du rein und weißt, es wird eine gute Show. Bei anderen weißt du, es wird scheiße.

Die Läden, die tourende Bands und deren Bedürfnisse verstehen, sind meist die besten. Die, wo man sich hinsetzen und entspannen kann und nicht die ganze Show drei, vier Stunden auf einen eindröhnt. So etwas weiß ich zu schätzen. Manchen ist das egal, aber wenn man 30 Tage in einem miefigen Nightliner unterwegs ist, sind ein paar ruhige Momente ganz nett. Aber ja, wir wollen nicht meckern und Dinge verlangen, die oft einfach nicht möglich sind. Wir haben schon in echt schlechten Läden gespielt, aber wenn es sich für die Fans und für uns lohnt, sind wir wirklich nicht wählerisch.

Was ist bei euch auf Tour immer Mangelware?

GAEREA: Gelegenheit zum Wäschewaschen. Das ist das Wichtigste, zumindest für mich. Einmal die Woche wäre es nett, waschen zu können. Bei manchen Venues gibt es die Möglichkeit oder sie haben zumindest Infos vorbereitet, wohin man zum Waschen gehen kann.

Was ist auf deiner Playlist auf Tour?

GAEREA: Wenn wir nachts fahren müssen, haben wir diese Psychedelic-Trance-Playlist auf Spotify. Die ist einfach das Beste. Es ist kein Geheimnis, dass Metalbands auf Tour meist keinen Metal hören. Jedenfalls habe ich noch keine Band getroffen, die die ganze Tour über nur KING DIAMOND hört. Manchmal hören wir natürlich auch cooles Zeug, um es uns gegenseitig zu zeigen. Ich bleibe aber bei der Psychedelic-Trance-Playlist. Wir haben eine ganz spezielle, die wir immer hören. Wir kennen alle Parts in allen Stücken.

Die kannst du ja mal teilen.

GAEREA: Das werde ich niemals [lacht].

Was liest du auf Tour?

GAEREA: Ich würde nicht sagen, dass ich auf Tour viel lese, auf der letzten allerdings schon. Da hat mir jemand in Chicago eine Biografie von Johnny Cash gegeben, nachdem er gehört hatte, wie ich bei einer Listening-Party zu „Dormant“ über ihn geredet habe. Johnny Cash ist mein absoluter Lieblingskünstler. Das Buch hat ein Freund dieses Fans geschrieben und ich fand das sehr cool. Normalerweise habe ich aber immer zu viel um die Ohren und habe nicht genug Zeit, auch mal zu entspannen. Tagsüber bereite ich alles für abends vor. Es kommt auf die Tagesform an.

Zum Schluss haben wir ein paar Entweder-oder-Fragen. Sightseeing oder Backstage-Gammeln? Ich habe dich in einem Interview mal sagen hören, dass Reisen dich inspiriert. Also nehme ich an, Sightseeing?

GAEREA: Auf jeden Fall. Ich wünschte, wir könnten mehr davon machen. Je größer wir werden, desto weniger Sightseeing ist drin. Ich hätte gerne jeden Tag drei Stunden Zeit, um zu machen, was wir wollen.

Party oder schlafen?

GAEREA: Kommt drauf an. Mit wem ist die Party [lacht]? Ansonsten schlafen.

Das Thema hatten wir quasi schon, aber: kleiner Club oder große Bühne?

GAEREA: Kleiner Club. Ich meine, wir lieben die großen Bühnen. Davon bekommen wir jetzt immer mehr, weil wir glücklicherweise als Band größer werden. Aber ich liebe die kleinen Clubs, wo die Leute ganz nah sind und man sie fühlen kann; man ihre Energie spüren kann. Keine Absperrung und fünf Meter Abstand. Das hasse ich. Aber so ist das nun mal bei großen Bühnen. Kleine, intime Shows sind aber definitiv das, was das Blut in Wallung bringt.

Verwandte Frage: Festival oder Clubtour?

GAEREA: Kommt drauf an. Ich liebe Clubtouren. Ich liebe sie. Festivals liebe ich auch, aber wenn es regnet, kann es das großartigste Festival sein, aber es ist trotzdem kacke. Wenn ich eins auswählen muss, dann Clubtouren.

Damit sind wir durch. Vielen Dank für deine Zeit!

Zu Seite 1: Interview mit GAEREA

Interview mit WOLVES IN THE THRONE ROOM


Was für eine Setlist können wir erwarten? Wie lange spielt ihr etwa?

Aaron: Das ist eine sehr gute Frage. Vor einer Weile haben wir die Albumcover unserer gesamten Diskografie gepostet und die Fans gefragt, welche Songs sie gerne hören wollen. Denn wir spielen seit einigen Jahren mehr oder weniger das gleiche Set. Jetzt sind wir so weit, neues Material und auch ältere Tracks einzubringen, an die wir bisher vielleicht gar nicht gedacht haben. Unser Job wird es also sein, diese Setlist zusammenzustellen und aus dem Wissen und der Perspektive der Fans zu schöpfen. Denn das Publikum hat natürlich eine ganz andere Sichtweise auf unsere Musik als wir. Es sind spannende Aussichten, diese Frische und die Inspiration der Leute einzubringen, die WOLVES IN THE THRONE ROOM unterstützen. Die Länge des Sets wird dabei etwa 70 Minuten sein.

Gibt es für dich auf dieser Tour Lieblingsziele?

Aaron: Es ist immer toll, in Deutschland zu spielen. Vor allem Berlin, aber Deutschland ist allgemein schon immer ein Land gewesen, das WOLVES IN THE THRONE ROOM wärmstens willkommen geheißen hat. Ich weiß nicht, wieso, aber ich habe das Gefühl, dass das deutsche Publikum immer sehr verbunden mit unserem Spirit ist. Ich freue mich auch sehr auf Irland. Da war ich schon Jahre nicht mehr. Wir sind alle sehr von der keltischen Mythologie und unserer irischen Herkunft inspiriert. Deshalb freuen wir uns besonders auf die Shows in Dublin und Limerick. Vielleicht können wir an einem freien Tag sogar die ländliche Gegend erkunden und die Magie dieser keltischen Lande spüren.

Gibt es einen Song, den du am liebsten spielst?

Aaron: Ich spiele gerne „Spirit Of Lightning“ vom Album „Primordial Arcana“. Das ist ein Song, den ich komplett geschrieben habe und der sich in fünf Minuten entwickelt hat. Das war der erste Song, für den ich Vocals aufgenommen habe. Ich spiele auch gerne älteres Material. Ich mag „Queen Of The Borrowed Light“ von „Diadem Of 12 Stars“. Mir gefällt das Drumming darauf sehr. Und ich freue mich sehr darauf, Material von der neuen EP „Crypt Of Ancestral Knowledge“ zu spielen. Es macht Spaß, diese Ausgewogenheit zu haben, zwischen älteren Sachen, die sich für uns aber trotzdem frisch und relevant anfühlen, und neuen Sachen.

Wolves In The Throne Room sind (v. l.): Aaron Weaver, Nathan Weaver und Kody Keyworth. © Dreaming God

Ihr tourt ja nicht das erste Mal mit GAEREA. Worauf freust du dich bei einer weiteren gemeinsamen Tour?

Aaron: Allem voran sind sie wundervolle Menschen. Das Kriterium Nummer eins für uns als Headlinerband ist sicherzustellen, dass wir mit großartigen Menschen touren, die gute Herzen und einen guten Spirit haben und ihrer Kunst tief verpflichtet sind. Und GAEREA ist so eine Band. Ihr Ausdruck ist so einzigartig. Es ist toll, ihre Musik zu hören und ihren Blickwinkel zu verstehen, der so anders ist als unserer. Natürlich verankert im Black Metal und der dazugehörigen archetypischen Quelle der Inspiration. Aber ihr Ausdruck und ihre Perspektive sind so einzigartig und es macht großen Spaß zu sehen, wie sie das in ihren Visuals ausdrücken. Und darin, wie sie sich auf der Bühne bewegen und präsentieren.

Auch ihr Sound und ihre technische Herangehensweise. Sie nutzen keine Gitarrenverstärker und haben einen sehr modernen, sehr technischen Ansatz. Wir bei WOLVES IN THE THRONE ROOM dagegen werden für immer und ewig mit unseren Marshall JCM800 spielen und niemals ohne auf die Bühne gehen. Das ist einfach unser Sound. Und es ist cool, diesen Kontrast zu haben.

Was ist dein Lieblingssong bei GAEREA-Auftritten?

Aaron: Für mich geht es weniger um den Song als um die Performance. Die ist super emotional und fesselnd. Ich erlebe das als eine Art Ozean, einen Space, in den man eintaucht. Es ist eine allumfassende Erfahrung, die das Publikum erlebt. Auf der US-Tour war es cool zu sehen, wie das Publikum in ihren Vortex gesogen und von der emotionalen Katharsis mitgerissen wurde, die GAEREA erschaffen.

Welche Band ist ordentlicher beziehungsweise unordentlicher?

Aaron: GAEREA haben ihre klebrige, krasse schwarze Farbe. Das ist kein Bühnen-Make-up, sondern wie dicke schwarze Ölfarbe. Und die kommt überall dran. Überall. Auf jeden Türgriff. Das Waschbecken ist einfach mit schwarzem Öl überzogen. Wir von WOLVES IN THE THRONE ROOM hingegen hinterlassen überall Asche. Schüsseln voller Asche und Holzkohle. Einfach überall. Wir machen also beide eine Sauerei.

Galerie mit 15 Bildern: Wolves in the Throne Room - European Tour 2020 in Hannover

Welche Band ist der Drahtzieher, wenn es zu Schabernack kommt?

Aaron: Auf der US-Tour hatten wir einen ziemlich harten Zeitplan und haben fast jeden Tag gespielt. Und die Fahrten waren sehr lang. Auf einer Fahrt durch Texas haben wir in Lubbock gehalten. Eine typische texanische Stadt. Und die Mädels von HOAXED, dem Opener auf der Tour, bestanden darauf, dass wir uns alle zum Karaoke treffen, und haben eine Bar rausgesucht. Wer ist also härter abgegangen [längere Pause]? Ich würde sagen, wir von WOLVES IN THE THRONE ROOM sind härter abgegangen [Pause]. Hmm, lass mich darüber mal nachdenken.

Vielleicht war es ja auch unentschieden?

Aaron: Ich glaube, es war unentschieden. Ich würde sagen, Kody [Keyworth, Gitarre bei WOLVES IN THE THRONE ROOM] hat am meisten gesungen, fünf oder sechs Songs. Und ich muss hinzufügen, dass wir am Ende des Abends gebeten wurden, die Bar zu verlassen. Sehr nachdrücklich. Von den Autoritäten des Etablissements.

Kommen wir zu ein paar Fragen zum allgemeinen Touren. Habt ihr bei WOLVES IN THE THRONE ROOM eine Pre-Show-Routine?

Aaron: Ich würde sagen, wir bereiten uns alle auf unsere eigene Art vor. Wir brauchen alle etwas Freiraum, um die Energien zu lenken, die beim Auftritt durchkommen. Das tun wir alle auf eine etwas andere Weise im Backstage. Aber kurz vor der Performance kommen wir alle eng zusammen und vereinen unsere Energien. Vier von uns mit einer gemeinsamen Vision von dem, was auf der Bühne hervorgebracht werden wird. Und diese eine Vision tragen wir dann durch die ganze Performance hindurch.

Was macht ein gutes Venue aus?

Aaron: Die Atmosphäre. Das Feeling. WOLVES IN THE THRONE ROOM sind eine atmosphärische Band. Wir nutzen Magie, um einen Raum zu schaffen, wo unsere Emotionen und Visionen rüberkommen und mit dem Publikum geteilt werden. Es kann also ein super fancy Laden sein, wie einige in den Niederlanden, wo sie Geld von der Regierung kriegen und eine 200.000-Euro-Soundanlage, krasse Beleuchtung und eine super Backstage-Betreuung haben. Oder es kann der abgefuckteste, dreckigste, kleinste Laden sein. Aber es sind das Feeling im Raum, die Atmosphäre im Raum und die Magie im Raum, die einen guten Laden ausmachen.

Und welche Faktoren sind das? Ich glaube, es hat mit den Leuten zu tun, die dort arbeiten. Mit der Leitung. Wieso es den Laden gibt. Ist er nur da, um Geld zu machen? Oder wegen der Liebe und der Leidenschaft der Crew, die einen Raum schafft, in dem Bands ihre Kunst, ihre Musik und ihre Emotionen darbieten können?

Auf der US-Tour, vor allem in den Südstaaten, haben wir in ein paar ziemlich abgefuckten Läden gespielt. Der, der mir einfällt, war in Tampa, Florida. Das ist so ein Laden, wo wir angekommen sind und eigentlich gar keinen Bock mehr hatten zu spielen. Sein Ruf ist ihm vorausgeeilt. Es war mal ein Stripclub in einem Außenbezirk von Tampa, im Alligator-Land. Aber es war eine tolle Show. Der Auftritt war draußen in diesem total klapprigen Anhänger. Den hatten sie zur Bühne direkt am Sumpf umgebaut, also hing überall Louisianamoos, diese Hängepflanze, die in den Südstaaten wächst. Ich dachte mir, das ist der Death-Metal-Spirit, das ist MORBID ANGEL. Betrunkener Florida-Redneck-Death-Metal in einem alten, spukenden Stripclub. Es war eine der besten Shows auf der Tour.

Was ist bei euch auf Tour immer Mangelware?

Aaron: Drumsticks, denn bei mir zerbrechen viele. Der weiße Salbei, den wir auf der Bühne verbrennen, wird oft knapp. Und gutes Wasser. Wir hassen Wasser aus Plastikflaschen, aber im Backstage gibt es meistens nur das. Wir trinken aber gerne gutes Wasser, das aus der Erde kommt, nicht aus einer scheiß Plastikflasche. Manchmal geht uns also das gute Wasser aus.

Was ist auf deiner Playlist auf Tour?

Aaron: Ich höre nie irgendwelche Musik. Wirklich nicht. Ich möchte nicht von anderen beeinflusst werden.

OK, also was liest du auf Tour?

Aaron: Ich lese auch nicht mehr. Ich habe viel gelesen, als ich jünger war, aber nicht mehr.

Was machst du denn dann stattdessen? Auf den Fahrten oder wenn du für dich bist?

Aaron [lacht]: Ich meditiere. Ich sitze ruhig alleine da und fühle, was in meiner inneren Welt vor sich geht. Klingt langweilig, ist aber ziemlich interessant zu sehen, was in einem vorgeht.

Zum Schluss haben wir ein paar Entweder-oder-Fragen. Sightseeing oder Backstage-Gammeln?

Aaron: Auf jeden Fall Sightseeing. Das ist für mich das Beste am Touren. Wirklich die Atmosphäre und das Herz verschiedener Orte zu fühlen. Sightseeing hat deshalb Priorität für uns. Wenn wir durch eine schöne Landschaft fahren oder es ein Museum in der Nähe gibt.

Party oder schlafen?

Aaron: 70 % Schlaf, 30 % Party. Obwohl es WOLVES IN THE THRONE ROOM schon 20 Jahre gibt, können wir immer noch ziemlich hart feiern, wenn es uns überkommt.

Das Thema hatten wir quasi schon, aber: kleiner Club oder große Bühne?

Aaron: Beides, kommt drauf an.

Verwandte Frage: Festival oder Clubtour?

Aaron: Beides. Wir haben tolle Festivalgigs gespielt. Aber auch Festivalauftritte, bei denen man sich sehr weit vom Publikum entfernt fühlt und der Spirit nicht da ist. Also würde ich sagen: beides. Wir haben aber auch in kleinen Clubs gespielt, wo der Funke einfach nicht übergesprungen ist.

Damit sind wir durch. Vielen Dank für deine Zeit!

Quelle: Aaron Weaver (WOLVES IN THE THRONE ROOM), GAEREA
01.05.2024

headbanging herbivore with a camera

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