Wolfheart
"Wir wollten kreativer sein, die Messlatte immer ein wenig höher setzen"
Interview
Reden wir mal über die neuen WOLFHEART-Videos. Mir sind da ein paar Kontraste aufgefallen. „Breakwater“ ist ein ziemlich rauer, harter Track, aber das Video strahlt mit den Landschaftsaufnahmen teilweise eher Ruhe aus. „The Saw“ ist dagegen sehr melodisch, aber das Video ist recht verstörend. Das muss doch Absicht sein?
Tuomas: Ja, das war definitiv Absicht. Ich bin ein riesiger Filmfan und habe sehr großen Spaß daran, Musikvideos zu machen. Künftig würde ich gerne noch mehr Videos für andere Bands machen. Leider habe ich dafür aber wahrscheinlich nicht die Zeit. Ich habe mal ein Video für ENSIFERUM gemacht [„Way Of The Warrior“, Anm. d. Red.]. Das war sehr cool. Aber ja, der Kontrast war Absicht. In „Breakwater“ funktioniert das sehr gut mit dem langsamen Tempo. Die weite, offene Szenerie unterstreicht die Melodien im Song. Die Performance-Szenen mit dem Feuer werden aber auch dem aggressiven Part des Songs gerecht. Das Video hat viele Weitwinkelaufnahmen und Dronen-Footage, und ich wollte das zweite Video ganz anders machen. Da ist nur ein Typ, der am Tisch sitzt und sich selbst die Zähne zieht. Ich liebe Horrorfilme, und das waren übrigens echte, menschliche Zähne. Die habe ich zwei Jahre lang gesammelt.
Ähm, wo genau hattest du die her…?
Tuomas: Also ich habe die nicht selbst gesammelt. Ich habe einen sehr guten Freund, der Zahnarzt ist. Der hat sie mir immer zur Seite gelegt, wenn sie noch gut genug erhalten waren. Man zieht ja normalerweise keine intakten Zähne. Deshalb hat das schon etwas länger gedauert. Ich hatte die Idee im Hinterkopf, entweder für WOLFHEART oder für eine andere Band. Das Konzept passt gut zu „The Saw“. Der Song ist eher easy listening, aber der Text gibt ein sehr düsteres Video her. Da musste ich die Chance ergreifen. Mir gefallen die Reaktionen der Leute. Ich wollte kein Video machen, bei dem die Leute denken „OK, das war cool“ und dann vergessen sie es wieder.
Noch eine Frage zum „Breakwater“-Video. In Island steht fast alles, vor allem auch das Moos, unter Naturschutz und darauf wird sehr großer Wert gelegt. Im Video sehen wir dich im Moos graben und die Axt musstet ihr ja auch vorher darunter verstecken. Wie habt ihr das gemacht? Du hast doch nicht etwa wirklich das heilige, isländische Moos zerstört?
Tuomas: Najaaa, nur ein bisschen. Wir haben die Stelle sehr sorgfältig ausgewählt. Es hat sogar drei Stunden gedauert, bis wir die Location gefunden hatten. Da waren schon viele Fußspuren und es war schon ein wenig kaputt. Ich arbeite außerdem seit 22 Jahren als Gärtner und benutze Moos sehr oft in der Landschaftsgärtnerei. Ich kenne mich gut damit aus, wie es wächst, nachwächst, und wie man bei so was einen minimalen Schaden verursacht. Das sieht im Video viel schlimmer aus, als es eigentlich ist.
Wir haben das gut geplant und vorbereitet, denn wir wussten schon, dass es Feedback aus bestimmten Kreisen geben würde. Man sollte nicht einfach in ein anderes Land gehen und respektlos mit der Umwelt umgehen. Das war also nicht unsere Absicht. Als Musikvideo-Produzent habe ich aber viele visuelle Ideen, die ich in die Tat umsetzen möchte. Da gibt es also einen Konflikt. Ich wollte den Teil, in dem die Person den Griff der Axt aus dem Moos zieht, unbedingt machen.
Galerie mit 16 Bildern: Wolfheart - 70000 Tons Of Metal 2018 - 2. TagIch kann das eigentlich auch genau erklären. Wir haben einen kleinen Einschnitt unterhalb des Mooses gemacht. Das hat übrigens keine Wurzeln, wie andere Pflanzen. Es wächst wie ein Teppich. Deshalb kann man einen Teil des Mooses rausnehmen und wieder zurücklegen, ohne es zu beschädigen. Es sieht aus, als würde ich es herausreißen, aber es ist eigentlich schon losgeschnitten. Ich schiebe es also eigentlich nur zur Seite. Das waren insgesamt drei Hände voll Moos, die lose waren und die ich hinterher sehr vorsichtig Stück für Stück wieder zurücklegen musste. Wir haben außerdem einen Ort ausgewählt, wo es kein direktes Sonnenlicht gab, damit es nicht austrocknen kann. Das würde nämlich sonst passieren, wenn man einen Teil herausnimmt. Das war also alles sehr sorgfältig geplant und wir haben darauf geachtet, keinen Schaden anzurichten.
Es gibt in Island also keinen ausstehenden Haftbefehl auf dich.
Tuomas: Das weiß ich nicht. Es sieht ja schlimm aus und es soll ja auch so aussehen, als ob ich das Moos herausreiße. Vielleicht bekomme ich also wirklich Probleme, wenn ich das nächste Mal nach Island gehe.
Das war‘s dann zum Album. Es stehen aber auch Livetermine für WOLFHEART an. Es wird eine Tour mit OMNIUM GATHERUM geben. Was können wir erwarten? Viel neues Zeug, nehme ich mal an.
Tuomas: Wir werden viel vom neuen Album spielen. In einer Woche startet aber erst mal die US-Tour, deshalb habe ich mir ehrlich gesagt noch nicht so viele Gedanken über die Europatour gemacht. Es ist das erste Mal, dass wir in den USA spielen, und das ist alles sehr aufwendig mit den Visa und den Flügen. Viel komplizierter als eine Europatour. Deshalb konzentriere ich mich jetzt darauf. Es ist aber wirklich sehr cool, mit OMNIUM GATHERUM zu spielen. Wir haben eine lange, gemeinsame Geschichte. Vor allem Markus und ich. Die erste Show, die OMNIUM GATHERUM jemals außerhalb ihrer Heimatstadt gespielt haben, habe ich gebucht. Das ist 18 oder 20 Jahre her, um die Zeit herum, als sie ihr drittes Demo veröffentlicht haben.
Ich glaube, meine Band BEFORE THE DAWN hatte ihr zweites Demo draußen. Die erste Show, die BEFORE THE DAWN außerhalb meiner Heimatstadt gespielt haben, war zusammen mit OMNIUM GATHERUM, in deren Heimatstadt. Dieses Gig-Trading haben wir oft gemacht, als wir jünger waren. Es ist sehr cool, dass wir jetzt zusammen in Europa touren können. OMNIUM GATHERUM sind gerade in den USA, mit AMORPHIS und DARK TRANQUILLITY. Wir touren teilweise gleichzeitig in den USA. Danach vereinen wir uns dann in Europa. Es ist toll zu sehen, dass wir was auf die Reihe gekriegt haben (lacht), seit die ersten Demos rausgekommen sind.
Damit wäre ich durch. Gibt es von deiner Seite noch was hinzuzufügen? Eine Message an die WOLFHEART-Fans vielleicht?
Tuomas: Kommt und seht euch die Shows an. So sollte man die Musik genießen. Nicht nur auf Platte. Das sind zwei verschiedene Welten. Die Labels machen sich Sorgen, weil die Plattenverkäufe zurückgehen und so weiter, aber ich habe gemerkt, dass die Leute immer noch regelmäßig auf Konzerte gehen. Das hält die ganze Metalszene am Leben. So können Bands touren. Also ich hoffe, viele Gesichter im Publikum zu sehen.
Danke für das Interview!
Tuomas: Danke dir!
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Stile | Death Metal, Melodic Death Metal |
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