Within Temptation
Interview mit Sharon den Adel zu "The Unforgiving"
Interview
Mit ihrem neuen Studioalbum, das Ende März veröffentlicht wird, verlassen WITHIN TEMPTATION ihre ausgetretenen Pfade und zeigen sich musikalisch wesentlich weniger vorhersehbar als zuletzt. Genauso frisch und sympathisch wie der runderneuerte Bandsound begrüßt mich auch Sängerin Sharon den Adel am Telefon, um mir eine halbe Stunde lang Rede und Antwort zu stehen. Dabei zeigt sie sich unbeeindruckt vom Stress der laufenden Promo-Wochen, lacht viel und würdigt auch die vorhersehbarsten Standard-Fragen noch mit ausführlichen Antworten.
Hallo Sharon. Als erstes muss ich dich heute fragen, welche Comics du als Teenager am liebsten mochtest.
Ich mochte besonders die Marvel-Comics. Als ich etwa acht Jahre alt war, habe ich zum ersten Mal einen „Superman“-Film gesehen, der mich sehr beeindruckt hat. Das war schon cool, aber die Marvel-Charaktere waren noch viel cooler. Mein größter Held war immer Wolverine. Ich hatte schon ganz vergessen, wie sehr ich diese Comics geliebt habe, bis die „X-Men“-Filme herauskamen. Da kamen dann Momente aus meiner ganz frühen Kindheit wieder hoch.
Also im Grunde die klassischen Superhelden-Stories?
Ja, als Heranwachsender steht man eben auf sowas. Da denkt man dann: „Wow, die können ja fliegen!“ (lacht)
In der Regel denkt man bei Comic-Fans aber eher an die typischen männlichen Nerds und nicht an hübsche, junge Mädchen.
Ja, ich weiß auch nicht warum, aber ich stand trotzdem total drauf. Wolverine ist einfach immer cool. Und Clark (Kent, Alter Ego von Superman – Anm. d. Red.) ist zwar auch so eine Art Nerd, aber als Jugendliche fand ich es immer cool, dass er seine Persönlichkeit einfach ändern konnte, wenn er das wollte.
Dass wir hier über Comics reden, liegt natürlich daran, dass euer neues Album „The Unforgiving“ auch auf einem Comic basiert. Kannst du unseren Lesern einen kurzen Einblick in die Geschichte geben?
Die Charaktere in der Geschichte sind eigentlich gute Menschen, die aber aufgrund äußerer Umstände schlechte Entscheidungen getroffen haben. Die „Mother Maiden“-Figur stellt dabei ein Team zusammen, das in ihrem Auftrag Bösewichte jagen soll. Dazu bringt sie die guten Menschen, die schlechte Entscheidungen getroffen haben, von den Toten zurück und gibt ihnen eine zweite Chance. So können sie in einem Leben nach dem Tod erlöst werden, ihr Schicksal ändern und auf diese Art Vergebung finden für alles böse, was sie getan haben. Die wichtige Frage ist dabei natürlich, ob sie sich selbst auch vergeben können. Dieser „Second Chance“-Aspekt ist es, der mich besonders stark anspricht. Es geht also um Gedanken über das Leben nach dem Tod, aber vor allem auch um positive Dinge, die man selbst bewirken kann. Besonders in jungen Jahren denkt doch jeder, dass es cool wäre, wenn man in seinem Leben mehr erreichen könnte als andere Menschen. Wenn man selbst die Chance hätte, würde man versuchen, die Dinge zum Positiven zu ändern.
Die Geschichte thematisiert also viele soziale Probleme, beinhaltet aber auch einige übernatürliche Elemente?
Der übernatürliche Aspekt ist gar nicht so wichtig in der Geschichte. In erster Linie ist es ein Thriller oder eine Detektiv-Geschichte. Die Charaktere haben zwar einige übernatürliche Fähigkeiten, aber nicht so wie beispielsweise in den Marvel-Comics.
Es geht also nicht um Superhelden-Charaktere.
Nein, die übernatürlichen Fähigkeiten der Charaktere stehen auch nicht im Vordergrund der Geschichte. Sie haben zwar besondere Eigenschaften, können zum Beispiel etwas schneller rennen als der Rest, aber sie können zum Beispiel nicht fliegen und sie tragen auch kein Cape. (lacht) Die Story geht auch über klassische Gut/Böse-Schemata hinaus und befasst sich ernsthaft mit sozialen Problemen, was uns sehr wichtig war. Wir wollten eine eher realitätsnahe Geschichte, die dadurch auch vielschichtiger wird und mehr Tiefgang hat. Nicht alles ist in dieser Geschichte so, wie es auf den ersten Blick scheint.
Die Geschichte wirkt dadurch viel erwachsener als die klassischen Superhelden-Geschichten, von denen wir es vorhin hatten. Die Bilder, die ihr bereits auf eurer Homepage veröffentlicht habt, wirken ziemlich düster.
Ja, es ist eine sehr düstere Geschichte. Der Comic ist nicht unbedingt für Kinder geeignet, das kannst du mir glauben. Er ist sehr blutig und alles andere als gewaltfrei.
Aber ein klassisches Happy-End können wir schon erwarten?
Das möchte ich jetzt noch nicht verraten. Ende März erscheint erst einmal das Album und dann wird alle zwei Monate einer von sechs Teilen des Comics erscheinen, die gemeinsam die Geschichte erzählen. Deswegen möchte ich jetzt noch nicht zuviel darüber sagen. Es ging uns aber nicht in erster Linie darum, einen Comic zu machen, sondern darum, eine gute Geschichte zu erzählen, auf der unsere Liedtexte basieren konnten und die mehr Tiefgang hatte als die klassischen Superhelden-Geschichten. Ob wir diese dann mittels eines Comics, eines Films oder eines Romans transportieren, war eher zweitrangig. Deswegen haben wir auch drei Kurzfilme gedreht, die Einblicke in die Hintergründe der Geschichte und der Hauptcharaktere erlauben.
Aufgrund der Comic-Form ist aber auch die visuelle Komponente extrem wichtig. Du hast gerade die drei Kurzfilme erwähnt. Soll es bei diesen drei bleiben oder können wir da noch mehr erwarten?
Derzeit sind es nur die drei, aber wie es weitergehen wird, kann ich noch nicht sagen. Es wäre großartig, aus dem Stoff einen ganzen Film zu machen, aber das ist derzeit noch kein Thema. Jetzt wollen wir erst einmal den Comic und die drei Kurzfilme veröffentlichen. Letztere werden auch auf der Bonus-DVD des Albums enthalten sein, zusammen mit den zugehörigen Band-Performances. Das ist für uns ebenfalls neu, dass wir die Videos der kommenden Singles schon vorab veröffentlichen. Aber es hilft dabei, einen besseren Einblick in die Geschichte zu bekommen.
Diese ganzen visuellen Elemente helfen euch natürlich auch hervorragend, euer neues Album zu promoten. Denkst du, dass solche Elemente im Musik-Business in Zukunft noch wichtiger werden?
Ich denke schon. Dabei geht es weniger darum, ob das jetzt Filme sind oder etwas anderes, man muss einfach irgendetwas besonderes machen. Auf diese Weise wollen wir ja auch ein wenig den alten Glanz zurückbringen, der die Veröffentlichung eines Albums früher immer umgab. Damals sind wir selbst noch als Kids in den Plattenladen gegangen und waren beim Kauf eines neuen IRON MAIDEN-Albums tierisch gespannt auf das Cover und was es da alles zu entdecken gab. In den Siebzigern und Achtzigern erschienen auch viele Konzeptalben, bei denen es auch über die Musik hinaus eine Menge zu entdecken gibt. Heutzutage ist das Musik-Business so schnelllebig, dass wir uns überlegen mussten, wie wir etwas von der Magie zurückbringen könnten. Somit ist dies quasi unser erster Versuch in dieser Richtung.
Also auch eine Reaktion auf die veränderten Rahmenbedingungen im Internet-Zeitalter. Aber siehst du nicht auch die Gefahr, dass diese ganzen visuellen Elemente von der Musik selbst ablenken könnten?
Nein, das denke ich nicht, denn die visuellen Elemente unterstützen das Feeling der Songs und machen das Gesamtergebnis noch stärker. So empfinde ich zumindest, wenn ich heute auf die Achtziger zurückblicke und dabei beispielsweise an PINK FLOYDs „The Wall“ denke. Natürlich haben PINK FLOYD da eine andere Art von Konzeptalbum gemacht als wir jetzt. Unsere Texte basieren zwar auf dem Comic, aber es sind eher Soundtracks zum Comic als dass wir die Geschichte wörtlich und in chronologischer Reihenfolge nacherzählen. Wir haben einzelne Stellen herausgepickt und diese besonders hervorgehoben. So hatten wir mehr Freiheiten, zu tun was wir wollten, und mussten uns nicht in unseren Möglichkeiten einschränken lassen.
In eurem Fall funktioniert die Symbiose aus eurer Musik und der visuellen Untermalung jedenfalls extrem gut.
Es ist immer spannend zu sehen, wie die Leute auf so einen neuen Ansatz reagieren. Die bisherigen Reaktionen waren auch extrem gut, offensichtlich haben wir also wirklich das Interesse der Leute geweckt. Ich hoffe also einfach, dass das so bleibt.
Als ich die Promo-CD eures neuen Albums bekam und das Cover-Artwork sah, war ich zunächst sehr überrascht, dass das wirklich die neue WITHIN TEMPTATION-CD sein soll. Der Stil unterscheidet sich einfach komplett von euren bisherigen Alben.
(lacht) Das stimmt natürlich. Es ist schon ein ganz anderer Stil, aber wir wollten natürlich auch eine direkte Verbindung zum Comic schaffen.
Auch im Hinblick auf die Musik hat sich einiges geändert. Nach einem symphonischen und einem akustischen Live-Album, habe ich den Eindruck, dass ihr diese beiden Elemente auf dem neuen Studio-Album nicht mehr so stark in den Vordergrund rücken wolltet. Stattdessen habt ihr mehr Electro-Parts hinzugefügt. War das eine bewusste Entscheidung oder hat es sich während des Songwritings so ergeben?
Wir hatten schon mit unserem letzten Studioalbum „The Heart Of Everything“ unseren bisherigen Sound ziemlich ausgereizt und hatten das Gefühl, uns in dieser Richtung nicht mehr weiter steigern zu können. Wir haben uns bisher eigentlich immer auf bekannten Pfaden und auf ein klar definiertes musikalisches Ziel zu bewegt. Jetzt war es einmal an der Zeit, etwas anderes zu probieren. Nicht nur, weil wir glaubten, dass wir „The Heart Of Everything“ nicht mehr toppen könnten, sondern auch, weil wir bereit für einen frischeren Ansatz waren. Für unseren Geschmack hatten wir etwas zu lange immer mehr oder weniger das Gleiche gemacht. Wir fanden, wir müssten einfach mal eine etwas andere Richtung einschlagen und uns auf diese Weise selbst erneuern. Deswegen haben wir alle musikalischen Beschränkungen einfach fallengelassen und mal geschaut, wo uns das hinführen würde.
Das Ergebnis war dann, dass wir zunächst dachten: „Oh Gott, das klingt total nach den Achtzigern!“ Aber trotzdem klingen wir immernoch nach WITHIN TEMPTATION, denn da sind immernoch die Orchester-Parts und die Chöre, aber sie stehen nicht mehr so stark im Vordergrund wie bisher. Diesmal haben wir den Gitarren öfter den Vorrang gegeben. Wir haben auf dem neuen Album mehr Gitarren-Soli als jemals zuvor und verwenden mehr Up-Tempo-Rhythmen. Und dann sind da natürlich noch die von dir angesprochenen elektronischen Elemente. Das war kein bewusster Prozess, sondern passierte einfach so, weil wir es in dem Moment einfach cool fanden. Und als sich das dann ein wenig gesetzt hatte und uns dieses Achtziger-Feeling ins Auge fiel, arbeiteten wir es natürlich noch etwas bewusster heraus. Es machte uns einfach großen Spaß uns musikalisch auf die Achtziger zurückzubesinnen und das Ergebnis gefiel uns.
Wir haben ja in den späten Achtzigern und frühen Neunzigern mit der Art von Musik angefangen, für die wir bekannt sind. Natürlich noch nicht mit WITHIN TEMPTATION, sondern in anderen Bands, aber mehr oder weniger mit demselben Sound. Mit dem neuen Album gehen wir nun noch weiter zurück, bis in die Zeit, als wir Teenager waren. Da machten wir selbst noch keine Musik, waren aber beispielsweise große Fans von IRON MAIDEN und METALLICA. Ich denke, bisher konnte man in unserem Sound eigentlich keine direkte Verbindung zu diesen Bands heraushören. Und genauso ist es mit den Eighties-Pop-Einflüssen, die wir auf dem neuen Album haben, der Tatsache, dass die Refrains sehr eingängig sind, auch bei den härteren Songs. Ich denke, das ist eine typische Achtziger-Jahre-Art Songs zu schreiben.
Die Schwierigkeit für jede Band ist es, sich ständig neu zu erfinden, ohne dabei die eigenen Wurzeln zu verlieren und die Fans mit einem allzu radikalen Stilwechsel zu vergraulen. In meinen Augen habt ihr diesen Spagat mit dem neuen Album perfekt gemeistert, denn ihr klingt deutlich anders als bisher, man hört aber dennoch jederzeit heraus, dass das WITHIN TEMPTATION sind.
Es freut mich, dass du das auch so siehst. Wir bieten auf dem neuen Album eine Kombination aus alten und neuen Elementen. Dabei war es ein wenig furchteinflößend, eine andere musikalische Richtung einzuschlagen, weil wir nicht wussten, wie die Fans darauf reagieren würden. Diesmal ist es auch so, dass in meinen Augen keiner der Songs für sich genommen das neue Album perfekt repräsentieren kann. Deshalb waren die Reaktionen auf die Stücke, die wir bisher veröffentlicht haben, auch sehr heftig. Bei „Where Is The Edge“ sagte die eine Hälfte der Leute: „Ok, aber ihr hattet doch gesagt, ihr würdet eine deutliche Veränderung in eurem Sound vornehmen“, während die andere Hälfte sagt: „Gottseidank hat sich euer Sound nicht so stark verändert, das ist ein cooler Song“. Und dann haben wir „Faster“ vorgestellt und da mochten zum Glück etwa neunzig Prozent der Leute das Stück. Trotzdem ist keines der beiden Stücke wirklich repräsentativ für das Album, so dass ich noch immer Blut und Wasser schwitze. (lacht)
Da muss man sich dann als Musiker wohl am besten von allen Erwartungen frei machen und einfach sein eigenes Ding durchziehen.
Klar. Für mich ist „The Unforgiving“ ein sehr solides und frisches Album. Ich bin wirklich stolz auf das, was wir hier geleistet haben und jetzt müssen wir einfach mal abwarten. Ich mache mir also nicht so richtig große Sorgen, es ist nur so, dass manchmal die Erwartungshaltung einer Band oder einem neuen Album gegenüber so unglaublich groß werden kann. Dann beurteilt man schnell mal eine ganze Scheibe anhand von einem oder zwei Stücken, die man gehört hat. Ich denke, insbesondere bei „The Unforgiving“ sollte man erst das komplette Album gehört haben, bevor man sich ein Urteil darüber bildet, denn es ist noch vielseitiger als jedes unserer bisherigen Alben.
Zunächst war ich etwas verwundert, als ich gesehen habe, dass die Tour zu eurem neuen Album erst im Herbst startet. Doch dann habe ich auf eurer Homepage gesehen, dass es dafür auch einen guten Grund gibt…
Ja, wir mussten die Tour nach hinten verschieben. Aber trotzdem kommen wir schon bald zu euch nach Deutschland aufs „M’era Luna“ und vielleicht noch auf ein paar andere Festivals. Die Pause ist also gar nicht so lange, bis man uns wieder live sehen kann. Ich freue mich sowieso schon darauf, wieder nach Deutschland zu kommen und den Leuten dort eine tolle Show bieten zu können. Durch die Verschiebung haben wir jetzt auch mehr Zeit, eine gute Live-Show auf die Beine stellen zu können. Diese Vorbereitungszeit hatten wir in der Vergangenheit nie, so dass wir die Show immer erst auf Tour entwickelt haben und dann bei den Festival-Shows komplett präsentieren konnten. Jetzt können wir schon für die Tour das komplette Programm auffahren. Da können wir dann auch die Filme und die Comics zum Album in die Bühnenshow integrieren und die Auftritte zu etwas ganz besonderem machen.
Auch ohne längere Vorbereitungsphasen war ich von euren Live-Shows aber noch nie wirklich enttäuscht. Zum ersten Mal habe ich euch vor etlichen Jahren auf dem „Summer-Breeze“ gesehen, wo ihr diese riesigen grünen Plastik-Pflanzen im Gepäck hattet…
Achja, die Aufblas-Dinger. (lacht) Wir haben auch schon immer versucht, viel in unsere Live-Shows zu investieren. vor allem deshalb, weil wir selbst Bands lieben, deren Live-Shows auf starke visuelle Elemente setzen, wie IRON MAIDEN oder früher PINK FLOYD. Eben jede Band, die versucht, etwas besonderes auf der Bühne zu bieten. Das schätzen wir sehr und wurden von Anfang an von solchen Shows inspiriert. Wir hoffen einfach, dass wir bei jedem neuen Album den Fans etwas neues bieten können. Wie genau wir das dieses Mal umsetzen und wie wir die neuen Stücke in unsere Setlist integrieren, wissen wir noch nicht. Vielleicht probieren wir am Anfang der Tour auch, das komplette neue Album am Stück zu spielen, und wenn das nicht funktioniert, ändern wir das einfach bei den späteren Shows wieder. Zum jetztigen Zeitpunkt kann ich da aber noch nichts genaueres sagen, weil wir erst einmal anfangen müssen, die neue Bühnenshow zu entwickeln.
Aber lass uns noch einmal kurz auf den eigentlichen Grund für die Tour-Verschiebung zurückkommen: Du bist vor kurzem zum dritten Mal schwanger geworden. Herzlichen Glückwunsch dazu also zunächst einmal!
Dankeschön!
Ist es schwierig, ein Leben als Rockmusiker zu führen und gleichzeitig zu versuchen, gute Mutter zu sein?
Nein, eigentlich nicht. Glücklicherweise haben Robert (Westerholt, WITHIN TEMPTATION-Gitarrist und Sharons Lebensgefährte – Anm. d. Red.) und ich eine Menge Hilfe von unseren Eltern und unseren Familien, sowie gelegentlich auch mal einem Kindermädchen. Wir können halt nicht mit dem Musikmachen aufhören und andere Leute müssen genauso ihren Job und ihr Familienleben irgendwie unter einen Hut kriegen, das ist nicht immer ganz unproblematisch. Wir wollen für uns selbst einfach versuchen, das beste aus beiden Welten miteinander zu verbinden. Es ist immer auch eine Herausforderung, zu versuchen alles richtig zu machen, insbesondere wenn die Kinder älter werden. Bisher gab es aber noch keine größeren Probleme. Ich freue mich auch schon darauf, wieder auf Tour zu gehen, und dann werden wir sehen, ob es läuft. Andernfalls müssen wir eben irgendetwas ändern.
Wenn ich daran zurückdenke, wie wir in der Vergangenheit getourt sind, dann wollen wir das auf jeden Fall ändern. Früher sind wir teilweise acht oder zehn Wochen am Stück unterwegs gewesen. Das war schon hart und hat auf der „Heart Of Everything“-Tour fast zur Auflösung der Band geführt. Das hat weniger etwas mit dem eigentlichen Familienleben zu tun, sondern eher damit, dass die Privatsphäre stark eingeschränkt war. Nicht nur die Anzahl der Shows war da hart, sondern auch die Art, wie wir getourt sind. Flüge in den frühen Morgenstunden oder spät in der Nacht, wir sind nie richtig zur Ruhe gekommen, das geht schon an die Substanz. Es liegt also weniger an einer besonderen familiären Situation, dass wir das Touren etwas angenehmer gestalten wollen, sondern daran, dass wir sicherstellen wollen, dass alle auf der Bühne auch Spaß haben. Deswegen wollen wir alle zwei oder drei Wochen auf Tour eine Woche Pause zuhause einlegen, damit wir uns von dem ganzen Stress erholen können.
Werdet ihr eure Kinder auf Tour mitnehmen?
Nein, sie werden zuhause bleiben. Das ist auch besser für alle Beteiligten. (lacht)
Aber wenn sie älter werden, werden sie bestimmt auch irgendwann einmal mitkommen wollen, weil es doch kaum etwas cooleres gibt als mit einer Rock’n’Roll-Band auf Tour zu sein.
Das kann gut sein. (lacht) Wir werden sehen.
Haben eure Kinder das musikalische Talent ihrer Eltern geerbt?
Ich glaube schon. Vor allem unser Jüngster (Robert Aiden, eindreiviertel Jahre alt – Anm. d. Red.) klimpert, wenn er mit uns ins Studio kommt, immer leidenschaftlich gerne auf dem Klavier und trommelt auf allen möglichen Gegenständen herum. Unsere Tochter (Eva Luna, fünf Jahre alt – Anm. d. Red.) singt sehr gerne und hat auch eine schöne Stimme. Wir wollen unseren Kindern aber nicht vorschreiben, was sie mit ihrem Leben anfangen sollen. Wir drängen sie nicht dazu, Musik zu machen, denn es ist nicht unbedingt der einfachste Beruf, den man sich aussuchen kann. Wenn sie sich aber von selbst dafür entscheiden, werden wir ihnen auch nicht im Weg stehen. Sie sollen sich da völlig frei entfalten können.
Ok, das wäre eigentlich von meiner Seite aus alles. Gibt es noch etwas, was du deinen deutschen Fans sagen möchtest?
Nun, ich freue mich einfach darauf, bald wieder auf Tour zu gehen und euch dort alle sehen zu können. Der Ticket-Verkauf läuft momentan ziemlich gut und wir freuen uns sehr darüber, dass so viele Leute uns sehen wollen. Wir werden eine große Party mit euch allen feiern!
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