Witherfall
"Wir sind totale Kontrollfreaks."
Interview
Mit „Sounds Of The Forgotten“ steht seit zweieinhalb Wochen das vierte Album von WITHERFALL in den Läden. Sie sind von Century Media Records weg zu ihrem eigens gegründeten Label DeathWave Records, doch ansonsten hat sich im Hause der jungen Power-Prog-Institution nicht viel geändert. Wir sprachen über alle wichtigen Themen die Scheibe und Zukunft der Band betreffend mit Joseph Michael (Gesang) und Jake Dreyer (Gitarre).
Hi Leute und willkommen zurück! Es hat drei Jahre gedauert, bis ihr uns den Nachfolger von „Curse Of Autumn“ präsentiert. Warum hat das so verhältnismäßig lang gedauert? Ich las in einem Interview, dass ihr ursprünglich vorhattet, spätestens alle zwei Jahre mit etwas Neuem am Start zu sein.
Jake Dreyer: Das Hauptsongwriting haben wir im Dezember 2022 beendet. Das Album war dann im Juni 2023 komplett fertig, womit wir unser Ziel eingehalten hätten. Die Pandemie war neben anderen Dingen dafür verantwortlich, dass unser „Curse Of Autumn“-Albumzyklus durcheinandergebracht wurde. Es war eine schreckliche Zeit. Wir mussten diverse Touren absagen und haben viel Geld in die Vorbereitungen gesteckt. Es war frustrierend.
Joseph Michael: 90 Prozent des Songwritings waren schon Mitte 2022 abgeschlossen. Wir wollten sichergehen, dass wir einen Plan hatten, um „Sounds Of The Forgotten“ angemessen zu promoten. „Curse Of Autumn“ war so ein Riesendurcheinander wegen der Pandemie, Jon Schaffers Abenteuer in der Hauptstadt und dem Label, das sich einen Scheiß darum geschert hat, das Album vernünftig zu promoten. Darum haben wir DeathWave Records gegründet, damit wir wieder zur Unabhängigkeit zurückkehren konnten, wie es bei „Nocturnes And Requiems“ der Fall war.
Erzählt etwas über das Album. Was sind die Kernkonzepte und wie unterscheidet es sich von seinen Vorgängern?
Joseph Michael: Es hat keine Formel, es ist sehr organisch entstanden. Das Album dreht sich darum, die verlorene und vom Weg abgekommene Richtung des modernen Rocks und Metals kritisch zu beäugen.
Jake Dreyer: Wir haben nichts geplant. Wenn Joseph und ich zusammen schreiben, kommt immer etwas dabei heraus. „Insidious“ war sofort fertig, Joseph hat auf „Aufnehmen“ gedrückt und ich habe die Gitarre genommen und es floss wie verrückt aus mir heraus. Wir haben auf meiner Terrasse Zigarren geraucht und den Mond über einem Sumpf beobachtet – so kamen wir auf den Titel „Sounds Of The Forgotten“. Alles, was wir machen ist sehr old-school.
Wie wichtig sind die Texte für euch? Handeln sie mehr vom echten Leben oder von Fantasy?
Joseph Michael: Ich schreibe keine Fiktion. Das unterscheidet uns von anderen Power- oder Prog-Bands.
Dieses Mal ist das Cover lila. Wie früh im Schreibprozess entscheidet ihr, wie es aussieht?
Jake Dreyer: Das Artwork ist sehr wichtig. Wir wussten sehr früh während der Schreibsession, dass lila die Farbe für „Sounds Of The Forgotten“ sein würde. Blake Armstrong hat ein paar unserer Konzepte mitgenommen und hat richtig abgeliefert. Wir wollten, dass „Sounds Of The Forgotten“ auch das Wasser repräsentiert. Seltsamerweise schaut das Cover sehr ähnlich zu dem Ort aus, an dem wir waren, als wir auf den Titel gekommen sind.
Joseph Michael: Die Farbe leiten wir immer aus dem Songwriting ab. Die Cover basieren auf den Demos und Texten. Wir sind sehr glücklich, dass wir mit zwei der besten Künstler ihrer Generation arbeiten können: Kristian Wahlin und Blake Armstrong.
Ich mag es, wie eure Alben aufgebaut sind. Wie wichtig sind die Dramaturgie und die Anordnung der Stücke für euch?
Jake Dreyer: Sehr wichtig! Wir nehmen den Ablauf des Albums sehr ernst und wollen, dass die Hörer und Hörerinnen das Werk von Anfang bis Ende erleben. Es muss ein Event sein wie eine Achterbahnfahrt und die braucht Höhen und Tiefen. Wir diskutieren die Tracklist ausführlich und probieren mehrere Versionen aus bevor wir uns auf die finale festlegen. Eins meiner Lieblingsalben ist „Queen II“ und da liebe ich die Abfolge, darum denke ich da immer dran.
Joseph Michael: Ja, wir schreiben sehr eklektische und vielseitige Musik, sodass das Album zusammenhängend zu machen der einzige Weg ist, sie zu verbinden. Es ist ein bisschen wie bei einer Oper.
Ihr seid von Century Media Records zu eurem eigenen Label DeathWave Records gewechselt. Warum?
Jake Dreyer: Wir haben gerne mit dem europäischen Team von Century Media zusammengearbeitet, aber es ergab Sinn für uns, unseren eigenen Weg zu gehen. Wir haben so viel Aufwand in unsere Veröffentlichung gesteckt und sind totale Kontrollfreaks, doch so wollen wir unsere Arbeit behandelt wissen.
Joseph Michael: Ja, wenn Leute die Veröffentlichung verkacken, dann können auch wir diese Leute sein.
Werdet ihr andere Bands auf eurem Label veröffentlichen?
Joseph Michael: Alles ist möglich. Ich sehe mich und Jake dabei, eine Art Produktions-Songwriting-Deal für die richtigen Bands und Situationen zu entwerfen.
Wie sieht es mit einer Headlinertour in Europa aus?
Joseph Michael: Wir sprechen mit Promotern in Deutschland und der EU. Schauen wir mal.
Jake Dreyer: Bisher geplant sind eine Headlinershow in Spanien im September und ein Headlinerset beim Stormcrusher Festival in Deutschland. Wir ermutigen alle, die uns sehen wollen, es die Promoter wissen zu lassen.
Danke für all die tolle Musik („And They All Blew Away“ ist immer noch einer meiner Lieblingstracks) und die letzten Worte gehören euch!
Joseph Michael: Danke! Die Geschichte des Mittelteils von dem Song stammt von einem deutschen Freund von uns. Irre Sache!
Jake Dreyer: Die Nummer ist auch einer meiner Favoriten. Ich möchte nichts versprechen, aber für unser nächstes Album haben wir etwas in der Hinterhand, das mit diesem Epos konkurrieren kann. Das Beste ist das Schreiben und wir schreiben immer. Danke für das Interview.