Witherfall
Wir betranken uns ziemlich vor lauter verzweifelter Hoffnungslosigkeit!
Interview
Bei WITHERFALL geht es Schlag auf Schlag. Innerhalb von drei Jahren veröffentlichte die Band nicht nur zwei fantastische Alben, nun haben die Mannen um ex-WHITE WIZZARD Sänger Joseph Michael und ICED EARTH-Gitarrist Jake Dreyer auch noch eine über 40 Minuten lange EP namens „Vintage“ rausgebracht. Wir sprachen mit den beiden über das neue Werk.
Ihr hattet 2016 WITHERFALL gegründet und gerade einmal ein Jahr später euer Debütalbum „Nocturnes And Requiems“ veröffentlicht. Letztes Jahr kam dann schon zügig der Nachfolger „A Prelude To Sorrow“. Nun bringt ihr auch noch gerade eine neue EP namens „Vintage“ raus. Was ist euer Antrieb der euch dazu bringt, in solch einer kurzen Zeit so viele Veröffentlichungen herauszubringen?
Jake: Joseph und ich ruhen niemals und wir schreiben ständig und immer neues Material. Als die Idee aufkam, eine Akustik-EP zu machen, betrachten wir es einfach als eine weitere Herausforderung. Ich kann mich nicht wirklich an eine der Aufnahmesessions für die EP erinnern, es war eine Kleinigkeit, wir nahmen sie zwischen einer Tour in Tokyo auf.
Joseph: Exakt! Wir arbeiten ständig an neuem Material und es gibt nicht einmal die Möglichkeit, dass wir nicht etwas innerhalb des kommenden Jahres veröffentlichen. Wenn nicht einer von uns stirbt.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, diese EP mit den Akustikversionen und Coversongs zu machen? Welche Geschichte steckt dahinter?
Joseph: Jake und ich waren in einer Nacht, an welcher wir an neuem Material arbeiteten, ziemlich betrunken und wir lasen dann eine Email von unserem Label. Sie schlugen uns vor, für die „Acoustic Adventures Tour“ etwas passendes aufzunehmen.
Jake: Ja, Philipp von Century Media Records trat an uns heran, diese EP zu machen. Wir hatten die beiden Coversongs bereits aufgenommen, die Aufnahmen entstanden damals während der Sessions zu „A Prelude To Sorrow“. Zu dieser Zeit hatten wir bereits die Akustik Tour mit SONATA ARCTICA bestätigt, daher mussten wir sowieso einige WITHERFALL Songs neu arrangieren. Joseph und ich machten die alternativen Arrangements zu „Ode To Despair“ und das „Vintage“-Medley, das auch noch einen Teil von „Nobody Sleeps Here“ von „Nocturnes And Requiems“ enthält.
Hinter dem namensgebenden Stück „Vintage“ steckt eine sehr traurige Geschichte, bitte erzählt sie unseren Lesern!
Joseph: „Vintage“ wurde über unseren ehemaligen Schlagzeuger Adam Sagan geschrieben. Der Titel und das Thema des Songtextes beschreiben die Stimmung, in welche Jake und ich fielen, nachdem wir ohne Adam zu unserem ersten Fotoshooting fliegen mussten. Er hatte starke Brustschmerzen und anstatt zum Flughafen wurde er ins Krankenhaus gebracht. Einige Stunden später sprachen wir miteinander und er erzählte uns, dass er Krebs hat. Etwas die Straße runter von einem unserer Zufluchtsorte, wo wir Musik schreiben, war eine kleine Weinbar namens „Vintage“. Wir betranken uns ziemlich vor lauter verzweifelter Hoffnungslosigkeit.
Jake: Der Song hat einige Wendungen und Wechsel aber die gesamte Komposition ist, als ob man seinem Tod zuhört. Es ist mein Lieblingssong von allen, die wir bisher geschrieben haben.
Wie erlösend war es für euch, diese Songs wie „Meridian’s Visitation“ zu machen?
Jake: Die Aufnahmen zu „A Prelude To Sorrow“ war alles andere als erlösend, das war sehr stressig aus vielen Gründen. „Meridian’s Visitation“ war bei dieser Tour Teil unserer Setlist und es ist tatsächlich einer unserer komplizierten Songs was die Gitarren für mich anbelangt, was irgendwie bizarr ist. In bestimmten Nächten kann es ein echtes kraftvolles Wesen entfalten.
Joseph: Ja das ist ein ziemlich seltsamer Song. Wir kamen darauf, als ich den Facebook Post von Adam gelesen hatte, dass ihm in einem Traum seine verstorbene Nichte Mardian besucht hatte.
Was waren die Gründe, speziell „A Tale That Wasn’t Right“ von HELLOWEEN und „I Won’t Back Down“ von TOM PETTY zu covern? Welche Verbindung habt ihr zu diesen Künstlern und diesen Songs?
Jake: Der Song von TOM PETTY war einfach eine zufällige Sache. Joseph und ich spielten an dem Song, als wir die Vor-Produktion für den Song „Shadows“ machten. Natürlich wollten wir ihn dunkler und mürrischer machen. „A Tale That Wasn’t Right“ wurde buchstäblich in der letzten Minute entschieden, als es darum ging, einen Bonussong für „A Prelude To Sorrow“ zu machen. Ich denke, ich musste sogar das Gitarrensoli in meiner Wohnung aufnehmen.
Joseph: Die Coversongs waren wirkliche Nachzügler. Natürlich wird alles Schwarz, was Jake und ich anfassen.
Eure Musik zeigt eine reiche Vielfältigkeit von Heavy Riffs innerhalb schön arrangierter und dargebotener klassischer Kompositionen. Nun überrascht ihr uns mit diesen Akustikversionen. Es scheint, dass eure Einflüsse deutlich weiter sind als die typischen Metal Helden? Was sind eure hauptsächlichen Einflüsse und ist es für euch wichtiger, sich auf interessante Kompositionen zu konzentrieren oder einen Song entwickeln, der eine emotionale Botschaft hat und dann interessante Elemente hinzuzufügen?
Jake: Die Einflüsse in dieser Band sind definitiv weit jenseits von diesen anderen Metal Künstlern. QUEEN sind ein riesiger Einfluss auf die Band generell und natürlich können Bands wie DREAM THEATER, NEVERMORE, KING DIAMOND in unserem Sound gefunden werden. Ich persönlich liebe auch die klassischen Komponisten der Romantik wie Chopin und Listz. Für diese Akustik-EP und Tour habe ich mich wirklich sehr mit Al Di Meola und Paco De Lucia beschäftigt. Unser Bassist Anthony Crawford hat einen Jazz / Fusion Background, er steht auf Victor Wooten, Marcus Miller und Doug Pinnick und Doug Wimbish. Was deine Frage der Kompositionen anbelangt, muss für mich der Song einfach Tiefe besitzen und die Gefühle vermitteln, die wir hatten, als wir ihn schrieben.
Joseph: Ja, wir haben eine ziemlich Vielzahl an musikalischen Einflüssen. Was mich anbelangt trifft alles zu, was Jake aufgeführt hat, dazu die Klassik wie Mozart, Singer Songwriter, Colm Wilkinson, SAVATAGE, Prince, alles was gut geschrieben ist und Charakter hat.
Wie läuft eigentlich gerade eure erste Europatour mit SONATA ARCTICA? Welche Geschichten könnt ihr uns erzählen?
Jake: Diese Tour mit SONATA ACRTICA ist großartig, die Shows sind jede Nacht unglaublich. Als wir uns Gedanken über die Shows für diese Tour machten, wollten wir die Dunkelheit haben, die eine Band wie ALICE IN CHAINS fähig war, in ihren Unplugged Auftritten zu transportieren, aber zusätzlich etwas Raum, in dem wir improvisieren und sehr musikalisch sein können. Daher haben wir einen ganzen Song so konstruiert wie eine Art Leinwand, um darüber unsere Solos zu spielen. Geschichten? Was auf der Tour passiert bleibt auf der Tour!
Joseph: Die Vielfalt an Musik ist auf dieser Tour immens. Wir sind eine sehr traurige und melancholische Gruppe und SONATA ARCTICA sind sehr energiegeladen und manchmal skurril, während sie eine düstere Stimmung aufrechthalten. Ich mag es zu sagen, dass wir der Friedhof sind und sie sind danach der Leichenschmaus.
Gibt es schon irgendwelche weiteren Pläne mit WITHERFALL, die ihr uns verraten könnt?
Jake: Wir sind jetzt fast fertig mit unserer Tour mit SONATA ARCTICA, danach werden wir wieder zurück nach Deutschland kommen, um auf dem Keep It True Festival spielen, worüber wir uns sehr freuen, da das ein reguläres Set sein wird.
Joseph: Wir haben tatsächlich viele Überraschungen, die wir in Kürze veröffentlichen werden, also bleibt dran und abonniert uns auf www.witherfall.com