Witchcraft
"Meine Gedanken bedeuten nun nichts mehr" - Interview mit Mastermind Magnus Pelander

Interview

Witchcraft

„Nucleus“, das neue Album der schwedischen Doom-Rocker WITCHCRAFT, steht gerade frisch in den Läden. Ein starkes Album ist es geworden, aber auch herausfordernd und überraschend. Bei Magnus Pelander, Mastermind, Sänger und Gitarrist des Trios, kann man diese Eigenschaften ebenfalls vermuten – jedenfalls lässt sich Herr Pelander wenig konkret in die Karten schauen. Eine maskierte Band, die geheimnisvoll wirkt und ein Frontmann, der eher seine grundlegenden Ansichten offenbart, denn Details zu einem spezifischen Werk. 

Zum Einstieg zieht Herr Pelander erstmal eine unerwartete Parallele zum Vorgänger-Album, „Legend“: „Nucleus“ folgt ziemlich dem Pfad des letzten Albums: Denke für dich selbst, denke frei und offen und beschäftige dich mit der Gegenwart. Ich habe gemischte Gefühle bezüglich der Veröffentlichung, aber das ist ja nicht so wichtig. Wichtig ist, was ihr damit anstellt. Meine Arbeit ist erledigt und ich erwarte die Reaktionen der Leute.“ Und diese Reaktionen fallen insgesamt ziemlich positiv aus, verschafft man sich mal einen Überblick über den allgemeinen Pressespiegel. WITCHCRAFT scheinen, trotz personellem Umbau, erneut den Zahn der Zeit zu treffen – und bei vier Jahren Dauer zwischen „Legend“ und „Nucleus“. Warum diese lange Zeitspanne? „Darüber darf man nicht nachdenken. Man hat seine Erwartungen und hofft, dass diese erfüllt werden. Manchmal geht das schneller, manchmal dauert es etwas länger. Je weniger man das versucht zu erklären, desto näher ist man sich selbst.“ Und warum hat es dann diesmal etwas länger gedauert als sonst? Vielleicht gibt die Grundidee von „Nucleus“ Aufschluß. Aber bei der Frage nach dem dem lyrischen Konzept ist wenig Weiterkommen: „Es gibt zwar eins, aber ich würde nicht verraten. Mein Konzept und die Ideen sind uninteressant, wenn man sich das Album anhört. Du kannst es als bloße Unterhaltung begreifen, aber Du kannst auch auf Entdeckungsreise gehen und deine eigenen Schlüsse ziehen. Deine eigene Welt aufbauen, aus Gedanken, Ideen und Bedeutungen. Das ist ein ziemlich coole Sache!“ Das erklärt zumindest, warum das Album schwerer zugänglich ist, als die Vorgänger, eine Aussage, die mit dem Hinweis „Meine Gedanken bedeuten nun nichts mehr“ unterstrichen wird. Im Dunkeln muss auch die Antwort auf die Frage nach der Aufnahmetechnik bleiben: „Nun, es ist gut ein paar Sachen ein Geheimnis bleiben zu lassen. Macht die ganze Angelegenheit interessanter und verrückter. Aber ich kann Dir eines verraten: Die Eulen sind nicht, was sie scheinen [Org.:“The Owls are not what they seem“] und der örtliche Tante-Emma-Laden hat eine Menge schmackhafter Getränke und Schokolade.“

Also ein kurzes Zwischenfazit: Herr Pelander ist Kenner der David Lynch-Serie „Twin Peaks“ und überlässt die Interpretation seines Werkes tatsächlich komplett dem Hörer.

Aber weiter. Vielleicht hilft eine abstraktere Sichtweise. Wie klingt WITCHCRAFT denn neuerdings? „Das würde ich nie versuchen zu beschreiben. Es ist ein ziemlich dünnes Eis, wenn man versucht seine Kunst zu sehr zu analysieren. Man kann das vielleicht im laufenden Prozess der Albumentstehung versuchen, aber wenn es erledigt ist, dann ist es vorbei. Ich denke, es ist besser es dann zurück zu lassen und vorwärts zu schauen.“ Und wie kommt man dazu, Songbrocken wie „Nucleus“ und „Breakdown“ zu schreiben? Plant man das? Ihr ahnt die Antwort: „Aber nein. Ich versuche fokussiert zu bleiben, und in meinem kreativen Prozess. Auf diese Art weiß man genau, wo der Song dich hinführt und wann er enden muss.“ Ungewöhnlich ist auf jeden Fall die Auswahl des Coversongs „Even In His Youth“ auf der B-Seite von „The Outcast“, eine Demoaufnahme von NIRVANA. Wie es dazu kam: „Folge deinem Herzen und kümmere dich nicht darum, was andere Leute sagen. Denke selbst und frei. Spiele, was Du spielen willst. Wenn Du denkst, es ist etwas besonderes, dann ist es etwas besonderes für Dich. Überanalysiere nicht. Öffne Dich und genieße.“ Eine Überraschung müssen erwartungsgemäß auch die Tourpläne von WITCHCRAFT bleiben, aber zum Abschluss gibt es immerhin noch einen Tipp: „Glaubt nicht an den Hype! Geht raus und kauft alle INTERNAL VOID-Alben, die ihr finden könnt!“

Na dann: Auf geht’s. Und folgt dem Rat: Hört euch „Nucleus“ ohne Scheuklappen an, überinterpretiert nicht und dann verfehlt es seine Wirkung bestimmt nicht.

Galerie mit 24 Bildern: Witchcraft - Desertfest Berlin 2022
19.01.2016

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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