Wiegedood
"Es soll nicht nett sein, es zu hören. Es soll weh tun."

Interview

Wir konnten mit Levy Seynaeve von WIEGEDOOD zu ihrem neuen Album „There’s Always Blood At The End Of The Road„, dem Abschluss ihrer „De Doden Hebben Het Goed“-Trilogie und vielen weiteren Sachen sprechen. Viel Spaß beim Lesen!

metal.de: Hey Levy, wie geht es dir?

Levy (WIEGEDOOD): Einerseits gut, ich bin froh über das neue Album, andererseits sehr niedergeschlagen wegen der ganzen COVID-Situation. Es ist immer noch verdammt schwer als Band auf Tour zu gehen oder zu wissen, wann es weitergeht. Aber das ist etwas, wo wir uns einfach noch eine Weile mit abfinden müssen.

Wir hatten für den Januar eigentlich eine Tour zur Promotion vom neuen Album geplant, aber probieren gerade, die zu verschieben, da viele Promoter uns bereits Mails zuschicken, dass sie alles menschenmögliche tun, aber es wahrscheinlich doch nicht stattfinden kann.

metal.de: Haben die abgesagten Touren aus den letzten Jahren dabei geholfen, dass ihr das neue Album so schnell fertig stellen konntet oder wäre das so oder so, auch mit Touren, erschienen?

Levy: Das Album existiert schon eine Weile, wir haben es im August 2020 geschrieben und aufgenommen, aber den Release auf Januar diesen Jahres verlegt, auch nur wegen der Corona-Situation. Wir dachten bis dahin, also jetzt, wäre alles wieder ok, aber da haben wir uns wohl vertan (lacht).

Wir haben das Album aber nicht wegen der Pandemie geschrieben, das hätten wir so oder so. Wir waren mit dem Tourenzirkel zum letzten Album der „De Doden Hebben Het Goed“-Trilogie durch und hatten geplant, ein neues Album zu schreiben. Aber ich glaube es war gut für uns und auch die Qualität des Albums, dass wir uns währenddessen im Lockdown wiedergefunden haben. Wir hatten ein wenig mehr Zeit, um an Details zu arbeiten und ich denke, das hat sich hörbar bezahlt gemacht.

metal.de: Ja, ich finde es hört sich sehr viel mehr angepisst an als ihr in der Vergangenheit geklungen habt. Natürlich gab es auch bei euch schon vorher aggressive Parts in der Musik, aber nicht als so großer Fokus. Das neue Album ist einfach nur ein Schlag ins Gesicht.

Levy: Ja, wir wollten die gefälligeren Parts raushaben. Die „De Doden Hebben Het Goed“-Trilogie drehte sich um den Tod, aber mehr um die entspannten Elemente, wie man Trost und Erlösung im Tod finden kann. Aber beim neuesten Album war uns klar, nach Abschluss dieser Phase für uns wollten wir auf einem anderen Pfad weitermachen und es klingt definitiv anders.

metal.de: „De Doden Hebben Het Goed“ war eine sehr viel persönlichere Angelegenheit für euch musikalisch, habt ihr es verglichen damit bei „There’s Always Blood At The End Of The Road“ leichter gehabt, zu schreiben? Ich meine, so weit ich das beurteilen kann, sind solche persönlichen Angelegenheiten nicht eingeflossen, aber trotzdem haben die negativen Emotionen durch die Pandemie das Album doch irgendwie beeinflusst?

Levy: Ja, ich glaube die Pandemie war eine Zeit, wo die ganze Welt zeitgleich dasselbe „Trauma“ erlebt hat. Für uns in der Band war es denke ich aber auch ein Reflektionsmoment, zumindest wenn ich für mich spreche und es war gut die Trilogie beendet zu haben. Wir mussten nicht mehr an dieser „Formel“, die wir für diese Alben hatten, hängen und konnten uns kreativ neu ausleben. Es war nett, etwas zu haben, wo wir wieder gemeinsam bei null anfangen können.

Es gab keine Regeln mehr, das fühlte sich sehr befreiend an. Vielleicht haben sich auch einfach nur meine Hörgewohnheiten geändert. Vor fünf, sechs Jahren war ich noch der atmosphärischen Seite von Black Metal sehr verbunden, heute habe ich viele andere neue Bands entdeckt und mein Geschmack hat sich auch ein Stück weit einfach geändert.

Waren früher noch Bands wie WOLVES IN THE THRONE ROOM Vorbild, mit sehr ausladenden, repetitiven Riffs, bin ich heute mehr von Musik angezogen, die mich herausfordert und wo man ein gewisses Level an „Hingabe“ haben muss, um durch sehr fordernde Parts zu kommen und alles zu verstehen. Und ich denke, das ist auch ins neue Album mit eingeflossen. Wir haben keinen catchigen „Hit-Song“, es braucht eine Weile, bevor man durchsteigt, die Melodien sind nicht mehr so „nett“ wie früher vielleicht.

metal.de: Ich kann das nachvollziehen. Ich finde das neue Album hört sich wesentlich „hässlicher“ an, aber nicht gemeint im negativen Sinne, nur, dass das musikalische Ausdrücken von Hässlichkeit, Ekel usw. nun mittlerweile viel mehr im Vordergrund steht. Korrigier mich wenn ich falsch liege, aber ihr habt immer noch keinen Bass, oder? Ich hätte aber schwören können, auf dem neuen Album Low-End zu vernehmen, sehr viel prominenter als auf euren Vorgängern. Spielst du einfach nur durch einen Bass-Amp zusätzlich mit der Gitarre?

Levy: Nein, es gibt immer noch keinen Bass bei uns (lacht). Du hast Recht, im Studio nehmen wir auch durch einen Bass-Amp auf. Gilles, unserer anderer Gitarrist, und ich hatten ursprünglich beide dieselben Setups, aber das hat sich auch geändert über die Jahre, er probiert nun mit seinen Settings und seiner Hardware quasi das Low-End zu emulieren, was uns fehlt. Das hat auch zu einer Änderung in unserem Sound geführt. Ich sehe aber immer noch nicht, dass wir einen Bass brauchen, ich vermisse ihn absolut nicht.

Er wollte für sich allerdings ein größeres Soundspektrum haben und hat viel damit experimentiert, zum Beispiel „Octaver“ (ein spezielles Effektpedal für Gitarren, was Sounds eine oder mehrere Oktaven, also acht Ganzton bzw. zwölf Halbtonschritte, also einen oder mehrere volle „Schritte“ einer Grundnote, nach unten oder oben über dem eigentlichen Signal dazu bilden kann – Anm. d. Redaktion) verwenden, das Signal splitten und vieles mehr. Seine Parts funktionieren primär immer noch als Gitarrenparts, sind aber halt noch um eine weitere Facette nun ergänzt worden.

Im Schreibprozess haben wir auch versucht, unsere Gitarren verschiedener voneinander klingen und wirken zu lassen, eine Art Unterscheidung zwischen „Lead“ und Rhythmus. Wir kopieren uns nicht nur und spielen alles doppelt, was wir hauptsächlich früher gemacht haben. Wir probieren so, andere Melodien und andere Stimmungen in unseren Sound neu mit einzubringen.

metal.de: Also das heißt ihr wollt auch ein Trio bleiben, es gibt keinerlei Pläne, jemals in Zukunft noch einen Bassisten mit zu adoptieren?

Levy: (Lacht) Nein, wir haben seit Tag eins entschieden, dass wir keinen Bassisten brauchen. Wir funktionieren sehr gut als Trio, auch menschlich. Also das ist gar kein Gedanke, der sich uns stellt.

metal.de: Ok. Aber ich finde, der neue Low-End-Sound auf eurem Album macht sich positiv bemerkbar.

Levy: Ja, ich glaube das ist einfach der Prozess als Band, wir sind mittlerweile bei unserem vierten Album und wissen was funktioniert und was nicht. Man hatte Zeit mit verschiedenen Aufnahmetechniken zu experimentieren, unser Sound hat sich seit unseren ersten Platten einfach auch weiterentwickelt.

metal.de: Was die Lyrics auf dem neuen Album verglichen mit den alten angeht, die sind ziemlich vage und abstrakt gehalten, beziehen sich aber scheinbar mehr auf die Gesellschaft, die Menschheit als Ganzes. Als Beispiel etwa die Single „FN SCAR 16“, die zwar das gleichnamige Gewehr erwähnt, aber im Text taucht es gar nicht auf. Wie war die Vorgehensweise beim Schreiben der Texte auf dem neuen Album?

Levy: Ich probiere nie, zu klar und verständlich zu schreiben, es ist einfach nicht mein Stil. Ich werde nie großartig in Details gehen oder Dinge sehr ausgeschmückt erzählen. Das lässt auch dem Hörer mehr Raum zu persönlicher Interpretation wie ich finde. So kann jeder die Texte zu seiner persönlichen Situation, seinen persönlichen Gedanken anpassen. Ich glaube es gibt einen weiteren Unterschied im Vergleich zu den alten Alben, ich schreibe über viel mehr verschiedenen Dinge verglichen mit „De Doden Hebben Het Goed“.

Darauf ging es um Verlust, Tod und die waren vielleicht mehr selbstbemitleidend. Auf dem neuen Album geht es um einen wesentlich „aktiveren“ Ansatz zum Leben: Steh auf und mach was anstatt in der Opferposition zu verharren. Es ist ein großer Mischmasch von Themen und Ideen, die ich abstrakt verarbeite. Das Album ist mehr ein Testament über meinen Zustand und meine Gefühle während des Zeitpunkts, wo wir es geschrieben haben, während der Pandemie im Lockdown. „FN SCAR 16“ der Titel hat etwa nix mit den Lyrics zu tun, da ich mit dem Titel eher die Musik beschreiben wollte. Es ist ein belgisches Sturmgewehr und der Song hört sich wie eines an, also war das für uns naheliegend.

metal.de: Ihr habt auch wieder viel Wert auf mehr „rituelle“ Aspekte gelegt, etwa der beinahe in Richtung Kehlkopfgesang gehenden Vokalisationen, die es bei euch schon auf „Prowler“ vom Vorgänger gab, aber diesmal wesentlich prominenter. Insofern finde ich das neue Album auch stilistisch sehr viel breiter aufgestellt als ihr das früher ward. Würdest du dem zustimmen?

Levy: Ja, ich denke schon. Wir fühlen uns mittlerweile sehr viel wohler mit gewissen experimentelleren Ansätzen als in der Vergangenheit. Für uns musikalisch hat es Sinn als neues, ergänzendes Mittel gemacht, ohne dabei irgendwie einfach zufälliges Geräusch zu sein, es musste dem Song in der Stimmung folgen, ihm mehr geben, aber gleichzeitig auf einer Linie damit sein, falls das irgendwie Sinn macht.

Aber der Aspekt davon, eigentlich der Aspekt des ganzen Albums, ist es die Musik durch diese kleinen Dinge, aber auch die generelle Kompositionsweise, schwerer hörbar zu machen. Es ist das Äquivalent unseres ausgestreckten Mittelfingers, mit der Aufforderung, sich durch das Album zu „kämpfen“. Es soll nicht nett sein, es zu hören. Es soll weh tun. Es kommt ein gutes Riff, aber du musst dich durch komisches Zeug vorher quälen, um es hören zu können.

metal.de: Es gibt ein paar Samples auf dem Album, ich habe mich gewundert, woher ihr die genommen habt? Sind es Filme, sind es Aufnahmen?

Levy: Es sind Aufnahmen, viele Field Recordings, entweder von Touren oder privater Natur. Gilles ist richtig in dieses Thema eingestiegen und hat auch viel mit Soundmanipulation und so experimentiert. Er hat probiert einen nicht-instrumentalen Aspekt zu finden, der irgendwie gewinnbringend mit ins Album integriert werden könnte.

Das war etwas, was wir zuvor noch nie gemacht haben, aber es waren hauptsächlich Field Recordings von uns selbst und Gilles hat die dann manipuliert und so verändert, wir wir es fürs Album haben wollten.

metal.de: Ich habe den Eindruck, dass immer mehr Bands im Metal heutzutage zusätzliche Dinge wie Field Recordings mit einbinden. Warum glaubst du, dass heute immer mehr Bands so einen Gefallen daran finden oder sich das „trauen“?

Levy: Ich habe den Eindruck, dass gerade heutzutage Genre-Grenzen sowieso immer mehr verschwimmen, es ist viel mehr elektronischer Einfluss in Metal als es früher noch der Fall war. In den 90ern war Black Metal noch sehr streng und beschränkt, heutzutage gibt es so viele verschiedene Untergenres, die Inspiration aus sehr vielen verschiedenen Quellen ziehen und viele Genres zusammen schmelzen lassen.

Ich denke, das ist aber spannend und hält Ideen frisch. Und Samples oder Field Recordings sind nur eine von ganz vielen verschiedenen Arten, um etwas neues, frisches in Black Metal oder einfach nur in Musik zu inkorporieren. Das war etwas, was uns beim Schreiben des neuen Albums viel Spaß bereitet hat und ich denke, das wird uns auch bei folgenden Alben begleiten. Wenn es für den Song passt, werden wir es verwenden. Es geht nicht darum, einfach Field Recordings mit drauf zu haben, weil das toll ist, sondern es muss den Song irgendwie noch besser machen.

metal.de: Da ihr ja noch alle in anderen Bands wie AMENRA oder OATHBREAKER spielt, wie entscheidet ihr euch beim Songwriting, welche Idee zu welcher Band gehört?

Levy: Wenn ich mich hinsetze zum Musik oder Riffs zu schreiben, starte ich meistens mit einem Fokus darauf, für welche Band es sein soll. Es kann sich immer noch später ändern. Ich könnte ein Riff bei einer WIEGEDOOD-Probe spielen und später entscheiden, das passt besser zu LIVING GATE oder OATHBREAKER und wir legen hier noch einen Blast-Beat drunter oder so, aber meistens habe ich schon im Kopf, für was ich welche Ideen verwenden will. Viele Sachen sind auch austauschbar zwischen den Bands, aber eigentlich enden die Sachen beim Schreiben dann auch bei den Bands, für welche ich sie mir ursprünglich vorgestellt hatte.

metal.de: Wenn es um die Videos zum neuen Album geht, die ihr als Singles veröffentlicht habt: Wer hatte die Ideen dazu und wie seid ihr an die jeweiligen Leute gekommen? Es sind auch meines Wissens nach die allerersten Videos für WIEGEDOOD in der Karriere, korrekt?

Levy: Nein, wir hatten für „De Doden Hebben Het Goed“ bereits Videos, da das etwas ist, was das Label extra bei uns angefragt hatte und es natürlich auch ein interessantes und gutes Promo-Tool ist, auch um eine weitere Dimension der Musik hinzuzufügen. Aber die neuen sind definitiv unsere besten bisher! Die neuen Videos verkörpern die neuen Songs einfach viel besser. Unser Drummer Wim ist ein kleiner Movie-Freak und denkt meist sehr laut über Ideen zu den Videoclips nach. Die meisten Ideen für unsere Videos kommen von Wim und wir entwickeln die dann in gemeinsamem Brainstorming weiter.

Für „Nuages“ haben wir mit Gilles‘ Cousin Jonas Hollevoet zusammen gearbeitet, der Film an der Universität Brüssel studiert, ich glaube er hat das schon abgeschlossen. Er hat uns auch schon bei ehemaligen Videos sehr geholfen und ist ein guter Freund von uns. Er hat tolle Expertise und weiß was er tut, wir wissen es nämlich nicht, ich bin total schlecht in solchen Dingen (lacht). Daher sind wir sehr dankbar, ihn zu haben. Es ist viel wert, eine Beziehung mit jemandem zu haben, dem man vertraut, mit dem man zusammen an solchen Projekten arbeiten kann.

Für „FN SCAR 16“ haben wir erstmals einen Videoclip gemacht, wo wir die komplette Ausführung und Verantwortung von uns weggegeben haben, nämlich zu Jaak De Digitale. Er ist ein sehr interessanter Typ, der tolle und abwechslungsreiche Arbeit macht, das geht von komischem psychedelischem Zeug hin zu alten Werbefilmen. Er ist sehr talentiert in dem was er tut und hat gleichzeitig eine sehr wilde Vorstellungskraft und einen unruhigen Geist. Mit anderen Worten, er arbeitet somit super mit uns und dem Song zusammen. Das Resultat ist das beste Video von uns bislang geworden, ich finde es fantastisch.

metal.de: Ja, ich denke das Resultat spricht für sich. Für mich war es eine visuelle Repräsentation davon, was eure Musik mich hat fühlen lassen. Da du sagtest, dass auch deine persönliche musikalische Entwicklung von den Hörgewohnheiten nach der „De Doden Hebben Het Goed“-Trilogie sich geändert hat, was wären denn Bands die du heute hörst bzw. an denen du dich vielleicht auch orientiert hast beim Songwriting für das neue Album?

Levy (WIEGEDOOD): Mein Musikgeschmack hat sich sehr viel breiter aufgestellt seit damals. Damals habe ich zwar auch im Bereich der harten Musik alles gehört in jedem Subgenre, aber heutzutage einfach ganz allgemein jede Form von Musik, die gut und interessant für mich ist. Egal ob Jazz, Blues oder was auch immer. Ich bin viel offener für verschiedene Musik geworden. Aber ich vermute, du beziehst dich auf harte Musik.

Da würde ich PORTRAYAL OF GUILT nennen, mit denen wir sonst jetzt getourt hätten. Sie haben ein neues Album draussen, das hart in ein Genre einzusortieren ist, aber das immer noch nicht wie ein purer Mischmasch ohne Sinn und Verstand klingt. Es klingt wie ein wildes Biest, aber es ist eine Band. Es steckt Grindcore, Hardcore, Black Metal und mehr drin, aber es arbeitet alles zusammen. Die neue YAUTJA-Platte ist auch draussen, der Drummer der Band ist ein guter Freund von uns und die mischen auch Grindcore mit vielen anderen Dingen in einer ähnlichen Art und Weise. Ich hab letztens auch sehr viel das neue FUNERAL MIST-Album „Deiform“ gehört, ich bin ein großer Fan der Band. Ich denke, sind sind eine der besten Black-Metal-Bands der Welt.

metal.de: Als Band kann man das wahrscheinlich nicht mehr hören, aber Vergleiche zu anderen Bands sind meistens unvermeidlich in gewissen Stilen und du sagtest ja bereits, dass bei den alten Alben mehr atmosphärischer Black Metal im Stil von etwa WOLVES IN THE THRONE ROOM Pate gestanden hat. Ich finde beim neuesten Alben ist es mehr ein Mischmasch und ein wesentlich stärkerer Black-Thrash-Einfluss, es gibt Parts die erinnern mich an Bands wie DESASTER oder MARDUK oder URFAUST, ich finde das neue Album ist sehr viel diverser als die alten, aber auch irgendwie direkter. Gleichzeitig gibt es mehr Experimente, das Album ist widerspenstiger, weniger gefällig, es gibt viele verschiedene Stimmungen. Würdest du dem zustimmen?

Levy: Ja, das war genau das, worauf wir hin gearbeitet haben, super, dass du das auch so siehst! Wir wollten unseren Sound, unseren Horizont ein wenig erweitern, ohne jetzt natürlich einfach eine sinnlose Aneinanderreihung zu machen, also quasi den alten atmosphärischen Black Metal in einem Song, dann aggressiver im nächsten Song oder so. Wir wollten sowohl in den Songs selber als auch im Album insgesamt mehr ein Blendwerk verschiedener Stile und Stimmungen erreichen. Freut mich, wenn wir das nach deiner Meinung geschafft haben!

metal.de: Was das hoffentlich bald in Zukunft wieder mögliche Touring angeht, gibt es noch gewisse Bands mit denen ihr gemeinsam spielen wollt?

Levy: Ja, PORTRAYAL OF GUILT! (lacht). Wir haben vor zwei oder drei Jahren bereits mit ihnen eine Tour gespielt und es stand ja die zweite nun an, wurde aber verschoben. Verschoben ist aber nicht aufgehoben, wir werden definitiv mit ihnen in Zukunft erneut spielen. Sonst mögen wir es auch, gerade NICHT mit Metal-Bands zu touren.

Wir mögen sehr diverse Line-Ups für Touren, wo man überrascht wird. Nicht deine normale Tour, wo hintereinander fünf Black-Metal-Bands spielen, irgendwann kannst du Blast-Beats einfach nicht mehr hören (lacht). Ich mag Festivals oder Tourpakete wo ganz viele verschiedene Bands und Genres abgedeckt werden und man neue Dinge entdecken kann. Dunkle Akustikbands, alles was atmosphärisch ist und quasi in die Ästhetik hineinpasst, aber nicht unbedingt Metal sein muss. Das wäre etwas, was ich mir durchaus für uns vorstellen könnte in der Zukunft.

metal.de: Last but not least, weil es bald Zeit dafür ist: Bist du eine Person, die Weihnachten mag?

Levy: Ich bin nicht wirklich gläubig oder jemand, dem an Weihnachten besonders viel liegt. Gilles geht es genauso denke ich. Ich werde ein paar entspannte, ruhige Tage mit meiner Freundin und Familie verbringen. Kennst du wahrscheinlich auch, gemeinsam essen, feiern, Sylvester wird auch in ganz kleinem Rahmen mit Freunden passieren.

Ich bin kein wirklicher Partymensch. Ich denke Leute im Allgemeinen bauschen solche Dinge immer viel zu sehr auf, setzen diese hohen Standards an und ihre ganze Welt ist zerstört, wenn diese Erwartungen nicht erfüllt werden können, nur weil das Jahr endet. Am Ende ist es eine Nacht wie jede andere auch. Ich möchte mit diesem ganzen Zirkus eigentlich so wenig wie möglich zu tun haben.

metal.de: Dann viel Erfolg mit der kommenden Tour und dem Album und erholsame Feiertage, danke für deine Zeit!

Levy: Danke ebenfalls, tschau!

Quelle: Zoom-Interview mit Levy Seynaeve, Wiegedood,
06.01.2022
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