While She Sleeps
"Ich glaube, von WHILE SHE SLEEPS könnte auch keiner wirklich ernsthaft irgendetwas anderes machen." : Interview mit Sänger Loz zum Album "Brainwashed"
Interview
Du hast erzählt, dass ihr in Japan gewesen seid, und „Kangaezu Ni„ (Anm. d. Verf.: Ich breche mir beinahe die Zunge, aber Loz weiß auch nicht so genau, wie man den Titel ausspricht und muss sicherheitshalber mal nachlesen) ist japanisch und bedeutet soviel wie „clear your mind„. Was machst du denn, um herunterzukommen und dich wieder auf Spur zu bringen?
Über all die Zeit habe ich gelernt, dass man gerade als Sänger sehr schnell in seiner Aufregung hängenbleibt und wie wichtig es ist, dies nicht zu tun. Gerade nach so einer Show muss man erst herunterkommen, und normalerweise (lacht) habe ich dann geraucht und ein Bier getrunken. Jetzt geh ich raus, treffe Leute und unterhalte mich. Der Song hat ganz bewusst seinen Platz zwischen „Tension„ und „Life In Tension„, denn es ist wichtig, immer mal herunterzukommen und sich zu kalibrieren, bevor die Probleme dich überrollen.
Das Video zu „Our Legacy„ ist auch klasse geworden. Woher kam die Idee, so private Aufnahmen zu verwenden, das ist ja über Jahre gesammeltes Material von euch?!
Der Text wurde verfasst, als die Band an sich an einem ziemlichen Tiefpunkt angekommen war. Wir wollten etwas Positives entgegensetzen und die Möglichkeit aufzeigen, dass man so nach vorne schauen und die Möglichkeit zu nutzen, sein Leben so gut wie möglich gestalten muss. Kennst du Minen, Old school Mining Crow? Loyal bis zum Letzten, damals als die Minen geschlossen wurden. Genau aus diesen Gegenden kommen wir, da gab es viele Minen, und auch hier geht es ja wieder um die Wiederaktiverung von Gemeinschaft. Das hat uns beeindruckt und darum geht es in diesem Song. Die anderen aus der Band haben einen Großteil des Videos in ihrer alten Schule gedreht, als sie so zwischen zwölf und 14 Jahre alt waren und bevor Aaron und ich dazu gekommen sind. Wir sind also irgendwie das Erbe und wollten das herausarbeiten, was in den zehn Jahren WHILE SHE SLEEPS schon passiert ist.
Zehn Jahre ist schon eine lange Zeit…
Ja, ich bin 29 Jahre alt und singe in Bands seit ich 15 Jahre alt bin, durchlaufe diese Lehre also schon seit 14 Jahren (lacht).
Und du kannst dir nicht vorstellen, mal etwas anderes zu machen?
(lacht) Nein, ich weiß ja gar nicht was! Das einzige wäre, wenn echt alles den Bach heruntergeht (lacht).
Das sind die Besten, die eigentlich gar nicht darüber nachdenken, was sie sonst noch machen könnten.
Wenn man so eine Einstellung hat, dann kann man auch alles geben. Denn man ist zu hundert Prozent bei der Sache, lebt auf der Straße und macht seine Erfahrung. Ich glaube, von WHILE SHE SLEEPS könnte auch keiner wirklich ernsthaft irgendetwas anderes machen.
Ein weiterer Satz von „Four Walls„, der mich berührt hat, ist „…don‚t ignore it now you know!„, da ich es gut nachvollziehen kann. Wer möchte nicht wieder dumm sein und wünscht sich die Zeit zurück, in der einen die Eltern vor allem Bösen beschützt haben? Wann war es bei dir soweit, dass du gemerkt hast, dass es bei dir ‚Klick‚ gemacht hat?
Bei uns in der Band herrscht generell ein großer Respekt vor Leuten, die im Krieg waren. Viele Bands singen von Inhalten, die (macht eine abschätzende Geste) total irrelevant sind und eigentlich nichts bedeuten. Wir wollen uns damit beschäftigen, wo wir herkommen und die Dinge in Zusammenhang bringen, die zum Beispiel in England passiert sind. Wir respektieren Leute, unsere Eltern und deren Eltern… Auf der EP gab es einen Song, den ich meiner Mutter gewidmet habe. Einfach nur, weil sie eine sehr schwere Zeit durchgemacht hat, damals als mein Bruder und ich noch klein waren. Ohne ihre Hilfe wäre ich aber nie an den Punkt gekommen, an dem ich jetzt bin. Und eher darum geht es.
Einige von euch haben ebenfalls schwere Zeiten durchgemacht, hatten teilweise keinen festen Wohnsitz.
Ja, so ist das leider, wenn man am Anfang steht. Wir haben gecampt, in einem Lagerhaus gelebt und es zu unserem WHILE SHE SLEEPS-Haupsitz gemacht. Es war nicht anders möglich, und für diesen Moment war es in Ordnung.
Es kommt immer darauf an, wie man die Situation nimmt. Eigentlich kann man ja auch allem das Beste machen.
(lacht) Genau.
Aus England zu kommen scheint es ein gutes Omen zu sein, und auch aus Sheffield direkt (Loz lacht). Gibt es denn dort einen bestimmten Vibe oder eine besonders tolle Förderung oder woraus kann das resultieren?
Ich bin das echt schon oft gefragt worden und denke, dass es eher davon kommt, dass auf einem relativ kleinen Raum viele verschiedene Kulturen zusammenkommen. Man inspiriert sich gegenseitig, es gibt gute Nachtclubs und viele Möglichkeiten, um harte Musik zu genießen. Man kann also viele Shows in relativ kurzer Zeit sehen und ist schnell gut vernetzt. Es ist ein kreativer Ort und wie die kleine Version von Berlin (lacht), einfach eine positive Umgebung. Eventuell ist auch was im Wasser (lacht). So schnell wie du im Chaos der Innenstadt bist, um die Bands zu sehen, so schnell bist du aber auch in absoluter Stille und kannst die Seele baumeln lassen.
Also hörst du nicht nur Metal oder harte Musik, sondern bist durch Sheffield offen für viele Musikrichtungen?
Ja, definitiv.
Das hört man nämlich auch, dass ihr keine übliche Metal oder Metalcore-Band seit.
Das war es auch, was wir mit „Brainwashed„ erreichen wollten. Es juckt uns nicht, wenn man uns eine Metalcore-Band nennt, aber persönlich fühlen wir uns nicht so, sondern eher wie ein Punk Rock Band mit harten Metal-Elemente und sogar etwas Pop. Was auch immer, wir sind vielschichtiger und abwechslungsreich. Wir möchten nicht so tun, als ob wir eine Metalcore-Band wären, nur weil es in ist und die Band nach vorne bringen würde.
Und gerade Pop ist ja auch gar nichts Schlimmes.
Nein, (lacht) es kommt von populär.
Was ist für dich persönlich die Motivation Musik zu machen?
Die Tatsache, dass es Leute gibt, die sich das gerne anhören. Wir würden es sicherlich auch machen, wenn es keiner hören wollte. Aber gerade heute war nicht so mein Tag, mein Hals tat etwas weh und ich war etwas schlecht drauf. Gerne hätte ich was getrunken oder geskatet, gerade wenn die anderen das tun. Wir sind ja nicht 24/7 auf der Bühne, und es bleibt schon Zeit in eine Bar oder sowas zu gehen. Ich komme mit und kann nichts trinken oder bleibe hier. Es ist dann ein schönes Gefühl zu wissen, dass es Leute gibt, die sich um dich scheren, zu unseren Konzerten kommen und sich darauf freuen. Ohne diese Leute, wäre meine Motivation weitaus geringer.
Sicherlich habt ihr mit „Brainwashed„ noch mehr Fans dazu gewonnen! Vielen Dank für das Interview und eine gute Show.
Wie die Show von CANCER BATS und WHILE SHE SLEEPS genau lief, könnt ihr hier nachlesen.
Galerie mit 12 Bildern: While She Sleeps live - Schlachthof Wiesbaden 2017Galerie mit 13 Bildern: While She Sleeps - While She Sleeps und Cancer Bats
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Stile | Hardcore, Metalcore, Modern Metal, Nu Metal, Punk Rock |
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While She Sleeps auf Tour
23.11.24 | While She Sleeps - Live 2024While She Sleeps, Malevolence, Resolve und ThrownCapitol Hannover, Hannover |
24.11.24 | While She Sleeps - Live 2024While She Sleeps, Malevolence, Resolve und ThrownGroße Freiheit 36, Hamburg |
26.11.24 | While She Sleeps - Live 2024While She Sleeps, Malevolence, Resolve und ThrownSkaters Palace, Münster |
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