Warhead
Interview mit Peter Breitenbach (Drums)

Interview

Fünfzehn Jahre WARHEAD – metal.de gratuliert – und ein neues Live-Album, das zeitlich gesehen zwar schon einige Tage auf dem Buckel hat, dafür aber richtig fett Laune macht, war uns Grund genug, um Peter Breitenbach (Drums) mit Fragen zu bombardieren und ihm außerdem erste Informationen zum kommenden Album zu entlocken.

Warhead

Hi Peter! Bei den Kriegsköpfen ist in letzter Zeit ja so Einiges passiert. Kurz vor Release von „Captured“, das durchweg hervorragende Kritiken bekam, musste euer neuer Sänger Mitch aus beruflichen Gründen auch schon wieder aussteigen, danach hat auch Gründungsmitglied Benjamin seinen Hut genommen, aber für ein paar Gigs habt ihr dann doch noch Ersatz gefunden… Gab‘ es eigentlich Momente, in denen du schon alles hinschmeißen wolltest?

Nein, nicht wirklich.

Schön zu wissen, dass du WARHEAD trotz diverser Rückschläge nie aufgegeben hast. Mittlerweile ist ja auch Mitch wieder mit an Bord und gemeinsam arbeitet ihr bereits an einem Nachfolger zu „Captured“. Das find‘ ich extrem stark! Erzähl mal, wie hat Mitch denn wieder zu euch zurückgefunden?

Nachdem Mitch von mir erfahren hatte, dass die Arbeit mit unserem Gast-Sänger zeitlich begrenzt ist, hat er mir gesagt, dass er gern mit uns proben würde um zu sehen wo er steht. Da er nach eineinhalb Jahren Erfahrung in seinem neuen Job als Artdirector den zeitlichen Aufwand seiner Arbeit einschätzen kann, wollte er sehen, ob es neben seiner sehr zeitintensiven Arbeit für ihn realistisch ist auch noch mit einer professionellen Band zu arbeiten. Dies hat sich bei den Proben im Juni als positiv herausgestellt und dann haben wir es offiziell gemacht.

Kannst du uns schon einen kleinen Ausblick auf das neue Album geben? Worum geht’s? Wann soll es veröffentlicht werden?

Das Album wird, wie schon „Beyond Recall“, ein Konzept-Album und auch inhaltlich mit der Story verbunden sein. Es geht bei „Fairy Tales Of A Fisherman“ – der voraussichtliche Album-Titel! – um die Lebensgeschichte des Vaters der Hauptperson von „Beyond Recall“, soviel kann ich verraten, und es wird ein spannender kleiner Krimi werden. Musikalisch wird es einige Überraschungen geben. Es wird eine größere Bandbreite auf dem Album zu finden sein, und mit neuen Einflüssen von unserem Gitarristen Stefan Rolf gibt es zusätzlich einen Einschlag der frühen METALLICA. Wir sind jedenfalls jetzt schon begeistert!

Nicht nur im Studio, sondern auch auf der Bühne seid ihr in letzter Zeit nicht untätig gewesen. Welcher der letzten paar Gigs hat euch denn besonders gefallen und warum?

Eigentlich die ersten beiden Shows mit Mitch. Dieser Typ ist einfach durch und durch Metal, wie kein anderer, mit dem ich je auf einer Bühne war. Aber nicht nur für uns Akteure auf der Bühne, sondern vor allem auch für die „Verrückten“ vor der Bühne, die Mitch durch seine authentische Art in kürzester Zeit ins Herz geschlossen haben!

Die aktuelle Veröffentlichung nennt sich „Hour Of Death – Live 2000“. Der entsprechende Gig fand vor mittlerweile mehr als acht Jahre im „Alten Schlachthof“ in Lingen statt. Was für ein Gefühl war es, die alten Aufnahmen nach so langer Zeit noch einmal zu hören?

Ich höre die Sachen immer wieder gern. Es war eine coole Zeit, vor allem mit Floh, der auch grade menschlich eine Bereicherung für uns war. Wir hatten damals sehr viel Spaß und ich denke die Spielfreude ist auch auf dem Album zu hören.

Nun habe ich dem Live-Album „nur“ acht von zehn möglichen Punkten gegeben – ich denke damit kannst du bzw. WARHEAD leben – und schrammt damit haarscharf an Perfektion vorbei. Aber was muss für dich persönlich gegeben sein, damit ein Live-Album wirklich perfekt ist?

Atmosphäre und ein cooler Live-Sound. Möglichst unbearbeitet und authentisch. Bestes Beispiel: SLAYERs „Decade of Agression“!!!

Björn Eilen, euer Sänger der ersten Stunde, ist wenig später nach diesem Gig aus der Band ausgestiegen, weil er andere Ziele suchte. War euch zum damaligen Zeitpunkt eigentlich schon klar, dass Björn aussteigen wird?

Also, ich muss an dieser Stelle mal klarstellen, dass Björn keineswegs ausgestiegen ist, weil er andere Ziele suchte, sondern weil eine gemeinsame Zusammenarbeit schlicht nicht mehr möglich war. Und ja, er hatte seinen Ausstieg Anfang des Jahres angekündigt, aber ohne irgendeine Zeitangaben…

Mit was für einem Gefühl seid ihr dann mit diesem Wissen auf die Bühne gegangen?

Da es wie gesagt keine Zeitangabe gab, hatten wir seine Ankündigung vorerst nicht wirklich ernst genommen, zumal wir ja die Hintergründe kannten. In der Zwischenzeit hatten sich allerdings Situationen zugetragen, die mich, nachdem wir die Tour beendet hatten, zu einer Reaktion veranlasst haben, aufgrund dieser Björn dann die Band spontan verlies.

„Hour Of Death – Live 2000“ klingt für meine Ohren erfreulicherweise sehr authentisch. Andere Bands drehen gern mal an den Reglern oder spielen noch zusätzliches Publikum ein. Mal ehrlich, habt ihr denn an der Aufnahme noch irgendwas gedreht bzw. im Studio nachgearbeitet?

Mal ehrlich. Du hörst schon lange genug Musik. Hast du wirklich den Eindruck, das bei dieser Aufnahme irgendetwas „geschönt“ ist? Aber um deine Frage zu beantworten: abgesehen vom Mischen, also dem Angleichen der Lautstärke-Verhältnisse und ein paar Equalizer-Einstellungen, haben wir nichts an dem Album gemacht. Oder klingt das für dich nach einem „geklauten“ JUDAS-PRIEST-Publikum? (lacht)

Die Setlist war natürlich erste Sahne, ein Überblick drei hervorragender Alben, auch wenn für meinen Geschmack zu wenig Titel vom grandiosen Debüt enthalten sind. Hättet ihr aus heutiger Sicht irgendetwas daran geändert?

Nein, absolut nicht. Denn wir haben ja in Wirklichkeit über zwei Stunden gespielt. Da das ganze Konzert also eine Doppel-CD erfordert hätte und das meinen finanziellen Rahmen mehr als gesprengt hätte, war ich natürlich gezwungen eine Auswahl zu treffen und die ist aus persönlichen Gründen zu Gunsten der „Beyond Recall“-Songs ausgefallen.

Die Spielfreude ist – wie du bereits erwähnt hast – auf dem Live-Album jederzeit präsent. Seid ihr mit den Aufnahmen bzw. dem Gig an sich nach dem Konzert 100 Prozent zufrieden gewesen?

Mit dem Konzert auf jeden Fall, da hatten wir unseren Spaß, das kannst du mir glauben. Die Aufnahme-Situation hingegen war weniger erfreulich, da sich erst im Nachhinein, also natürlich viel zu spät, herausgestellt hat, dass die technische Betreuung weit weniger professionell ausgefallen ist als erhofft.

Fünfzehn Jahre WARHEAD – Zeit für ein Resümee: Was waren deine absoluten Highlights dieser Zeit und was die absoluten Tiefpunkte?

Tiefpunkte gab es sicherlich, aber nichts, was sich so nachhaltig ausgewirkt hätte, dass es mir jetzt präsent ist. Was mir aber sofort einfällt, ist der wohl fantastischste Auftritt der WARHEAD-Geschichte in Tschechien, am Schluss der U.D.O. „No Limits“-Tour. Wir haben auf einem kleinen Open-Air in der Nähe von Pilsen quasi als Co-Headliner gespielt, und sind von ca. 1.500 Metallern so derart frenetisch und begeistert empfangen und während der ganzen Show gefeiert worden, wie ich es noch nie zuvor erlebt habe. Ich habe nur einmal zuvor ein so unglaublich dankbares Publikum erlebt, aber dies ist eine andere Geschichte…

Vielen Dank für das Interview. Was können wir in den nächsten fünfzehn Jahren von WARHEAD erwarten?

Heavy Metal, wie wir ihn schon immer gemacht haben!

23.09.2008

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