Warbringer
Interview mit John Laux zu "Waking Into Nightmares"
Interview
In ein paar Tagen erscheint “Waking Into Nightmares“, das zweite Album der Amerikaner nach ihrem Debüt “War Without End“, welches die Messlatte bereits extrem hoch gelegt hat. Was wir von diesem erwarten können, welchen Platz WARBRINGER für sich in der Thrash-Metal-Bewegung beanspruchen und was sie über das Metal-Genre als solches denken, erfahrt ihr im Folgenden von Gitarrist John Laux.
Die Wiederauferstehung des Thrash Metal steht bevor. WARBRINGER bergen eine neue Zuflucht für alle metalcore-geschädigten Ohren. Richtig oder falsch?
Aber sicher! Wir haben unsere Band nicht zuletzt auch deshalb ins Leben gerufen, weil wir diesen ganzen Mainstream-Metal satt haben. Es ist Zeit, dass wieder die Musik der alten Schule an vorderster Front steht.
Der Höhepunkt dieser Musik scheint jedoch leider älteren Zeiten anzugehören. Warum macht ihr es nicht wie viele andere Bands, spielt einen modernen Stil und werdet kommerziell erfolgreich?
Wir lieben Thrash. Unser Genre hat zwar uralte Wurzeln, dennoch bemühen wir uns unsere Musik so originell und kreativ wie möglich zu halten. Wir würden uns niemals einem moderneren Stil unterwerfen, weil Ruhm, kommerzieller Erfolg und solche Dinge nicht unser Ziel waren, als wir WARBRINGER ins Leben riefen und es bis heute auch nicht sind. Das ändert natürlich nichts daran, dass wir sehr stolz auf das sind, was wir bisher bereits erreicht haben.
Wie denkst du diesbezüglich über der Metal-Szene und ihre Entwicklung allgemein?
Ich glaube nicht, dass sie sich als solche jemals wirklich geändert hat. Lediglich darin, dass sie sich in Sachen Stile und Substanz erweitert. Modernisierung ist dabei ein wichtiges Stichwort. Sie hat die Musik als solche neu geformt, hat mit besserem Equipment und neuen Aufnahmemöglichkeiten ganz anderen Dimensionen von Geschwindigkeit und Präzision Einzug gewährt. Vielleicht wächst auch deshalb die Popularität von Thrash immer mehr, auch wenn die Qualität von Death Metal dabei weiter sinkt. Viele Death-Metal-Bands müssen konkurrenzbedingt immer schneller, härter und lauter werden, verlieren dabei allerdings die Qualität ihrer Musik aus den Augen. Wieder andere sind derart tief in diesem Teufelskreis versunken, dass kaum noch Songstrukturen erkennbar sind. Und da sind sie dann an einem Punkt angelangt, wo Musik einfach keinen Spaß mehr macht. Lustig ist, dass in diesem Zusammenhang gerade Metalcore-Bands immer mehr versuchen wie richtige Metal-Bands zu klingen, um so über deren Authentizität ihre Daseinsberechtigung zu erwerben.
Welchen Bands würdest du den größten Einfluss auf das Genre zuschreiben? Welchen Bands den größten Einfluss für WARBRINGER?
“Pleasure To Kill“ und “Coma Of Souls“ von KREATOR sind allererste Klasse! Sie haben mit ihrer Technik und Präzision große Schritte gemacht, ohne dabei an Brutalität und Aggression einzubüßen. “Coma Of Souls“ ist ein Orientierungspunkt für uns und nach wie vor einer der größten Einflüsse, die wir haben. DEMOLITION HAMMERs “Epidemic Of Violence“ klingt so gut wie jede andere Death-Metal-Scheibe, hat aber gleichzeitig auch die Grenzen des Thrash-Metals verschoben. Ich würde jedoch nicht so weit gehen und sagen, dass sie für Genre als Ganzes einen großen Einfluss hatten, dafür entstanden sie viel zu spät. DEATH gehört schon eher dazu, weil sie sich nicht davor gescheut haben, sich zu entwickeln. Chuck (Schuldiner) hat nur für sich selbst geschrieben, unabhängig davon, wie sich seine Platten verkauft haben. Seine Art Gitarre zu spielen hat nicht nur Gitarristen geprägt, sondern war auch für die Community von unschätzbarem Wert. Gehen wir noch weiter zurück, hat man keine andere Wahl als mit dem Finger auf BLACK SABBATH zu zeigen!
Wo siehst du Heavy Metal in zwanzig Jahren?
Ich würde es als einen Sound beschreiben, der tausende Menschen fesselt und sie für den Rest ihres Lebens an ihn bindet. Das Alter spielt dabei überhaupt keine Rolle. Diese Art von Musik wurde schon immer durch Aggressivität angetrieben und wird es – vielleicht mit mehr Abwechslung und Variationen – auch immer werden.
Kommen wir zu eurem neuen Album “Waking Into Nightmares“. Was macht es so besonders, warum sollten sich Menschen das Album kaufen?
Die Produktion ist erstklassig, dennoch glauben wir nicht, dass es an eine Live-Show heran kommt. Unsere Musik ist für Leute, die gerne immer und immer wieder einen direkten Tritt ins Gesicht haben wollen. Das Album zeichnet sich durch rohe Brutalität und tighte Songstrukturen aus, genau das richtige für solche Menschen!
Welche Idee verbirgt sich denn hinter dem Titel?
Kennst du das Gefühl, wenn du einen Traum hattest, aufwachst und dich weder bewegen noch atmen kannst? Genau darum geht es. Ich habe damit viele schlechte Erfahrungen gemacht und dachte eines Tages, dass es doch keine schlechte Idee für unser Album sei. Die Band stimmte mir zu. Jeder der Songs erzählt von einer Form von Angst, vielleicht sogar von einer Art Alptraum, weshalb der Titel auch gut zu ihnen passt. Das Hauptthema der CD ist die Zwecklosigkeit allen menschlichen Bemühens, das unabwendbare, zweite “Dark Age“. Das findest du auch in unserem Cover wieder, welches von Dan Seagrave (britischer Künstler) entworfen wurde.
Ihr seid mit keinem geringeren als Gary Holt im Studio gewesen. Wie war die Zusammenarbeit mit ihm?
Gary hat alles genauestens unter die Lupe genommen. Von den Gitarren, über das Schlagzeug bis hin zum Gesang hatte er eine genaue Vorstellung davon, wie es einzeln und im Nachhinein schließlich auch zusammen klingen sollte. Wir hätten keinen erfahreneren Produzenten finden können. Wenn wir die Chance bekämen ein zweites Album mit ihm aufzunehmen, würden wir sie sofort nutzen. Vergessen sollte man aber auch nicht Zack Ohren, der ebenfalls einen großartigen Job gemacht hat.
Die Themen eurer Lieder handeln oftmals von Krieg. Warum?
Wir wollen keinen Krieg verherrlichen. Genau das Gegenteil ist der Fall: Wir hassen Krieg! Das geht vielen jungen Menschen auf der Welt ähnlich und daher sind wir auf eine gewisse Weise miteinander verbunden. Im Gegenzug zum bisherigen variieren wir aber bereits schon etwas mehr in den Themen unserer Lieder.
Ihr standet bereits im Vorprogramm zahlreicher bekannter Bands. Was war euer persönliches Highlight?
Napalm Death. Ich war schon immer ein Fan ihrer Musik, aber nach diesen Höllenshows und nachdem wir uns einen Tourbus mit ihnen geteilt haben, ist mein Respekt ihnen gegenüber noch einmal um ein Vielfaches gestiegen. Das trifft natürlich auf die Musik zu, vor allem aber auch auf die menschliche Seite. Das Gleiche gilt für SUFFOCATION, EXODUS und KREATOR.
Gibt es denn noch eine Band, mit der ihr gerne auf Tour gehen würdet?
(lacht) Glücklicherweise hatten wir bereits die Chance mit all denen auf Tour zu gehen, von denen wir immer geträumt haben. Eine Tour zusammen mit CARCASS wäre schön, aber ich bin auch so schon glücklich am gleichen Tag wie sie gespielt zu haben auf dem W.O.A. letztes Jahr. Wir würden prinzipiell mit jedem auf Tour gehen, egal ob es nun Metalcore, Black Metal oder Folk Metal ist. Es macht uns Spaß vor einem Publikum zu spielen, das uns nicht kennt und das wir während dem Auftritt von uns überzeugen können.
Was ist für dich wichtiger? Studioarbeit oder Touren?
Für mich persönlich ist das Schreiben der Musik der wichtigste, das anschließende Aufnehmen und Produzieren der, welcher eine Art Belohnung für das vorige darstellt. Dennoch ist es großartig eine Show zu spielen, neue Leute kennen zu lernen. Wir werden in diesem Jahr definitiv mehr als 200 Shows spielen. Unser Ziel ist es, eine Tour im Sommer 2010 zu spielen um das kommende Album damit dann auch zu supporten.
Wie schaut es denn mit Tourdaten in Deutschland aus?
Dieses Jahr werden wir auf diversen Festivals auftreten, u.a. auf dem Headbangers Open Air, With Full Force und Zabbaduschder in Deutschland und ein paar anderen in Europa. Daneben wird es noch ein paar andere Gigs geben mit SACRED REICH und anderen.
Zum Abschluss noch eine andere Frage. Welches Album wirst du dir als nächstes kaufen? Natürlich außer eurem eigenen.
Isis – Wavering Radiant. Es ist zwar schon draußen, aber ich werde es sofort kaufen, wenn ich eine Möglichkeit dazu habe. Ich bin ein großer Fan ihrer Musik. Sie ist sehr innovativ und originell.
Noch ein paar letzte Worte an die deutschen Fans?
You fuckers have all the best booze and shows on the planet! I hope you’re enjoying yourselves!
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