Vulture
"Ich will bei Konzerten auch Spaß haben und nicht alle zehn Sekunden aufs Griffbrett schielen."

Interview

Die Geier kreisen wieder über den Moshpit und lassen ordentlich die Matten kreisen: Nach den vielversprechenden Vorgängern haben VULTURE mit „Dealin‘ Death“ ihr bislang bestes Album abgeliefert. Grund genug, um den Gitarristen Stefan Castevet zum Interview zu bitten. Heraus kam ein Gespräch über Hörerfreundlichkeit, ein unbeabsichtigtes Bandmaskottchen und Belphegor.

Wie waren die Reaktionen auf „Ghastly Waves And Battered Graves“?

Im Großen und Ganzen gut, denke ich! Wir haben viele Leute erreichen können, die uns vorher nicht kannten, haben es geschafft, in die Charts zu kommen und haben viele tolle Konzerte und sogar unsere erste Tour gespielt. Damit waren wir mehr als zufrieden! Viele Leute haben sich über diese Grundtheatralik auf dem Album gefreut, den ein oder anderen hat sie vielleicht aber auch vergrault.

Warum habt ihr „Dealin‘ Death“ nun eingängiger gestaltet?

Wir haben vor allem bei den Konzerten gemerkt, dass die Songs auf der „Ghastly…“ ganz schön komplexer Kram teilweise sind, haha. Das hat mir persönlich dann gar nicht so viel Spaß gemacht. Ich will bei Konzerten auch Spaß haben und nicht alle zehn Sekunden aufs Griffbrett schielen. Wir haben dann auch mal sein bisschen verglichen und gemerkt, dass es eine hohe Diskrepanz zwischen dem, was wir machen und dem, was wir gerne hören gibt. Beim Songwriting haben wir darauf geachtet, Musik zu schreiben, die wir als Fans gerne hören anstatt darauf zu bestehen, die Songs zu komplexisieren. Das bedeutet dann auch „größere“ Refrain“ zu schreiben und ein paar mal ein Lick wegzulassen. Das tut uns total gut, finde ich!

Die Aufnahmen sind schon ungefähr ein Jahr her. Habt ihr eine kritische Distanz zum Album entwickeln können?

Ja, total. Sonst habe ich spätestens nach ein paar Monaten schon den Wunsch irgendwas wieder zu ändern, aber dieses mal noch gar nicht. Ich bin nach wie vor rundum zufrieden. Hoffentlich bleibt mir dieses Gefühl lang erhalten, haha.

Wann dürfen mit eurem nächsten Album rechnen?

Wenn sich an der Situation bald nichts ändert, habe ich in den nächsten Monaten bestimmt schon wieder acht Songs fertig, haha. Im Ernst, ich habe keine Ahnung. Jetzt sind wir erst mal mit dem Release von „Dealin‘ Death“ beschäftigt und ich glaube, dass die Jungs sich freuen, wenn ich auch mal versuche durchzuatmen. Ein neues Demo mit drei Songs haben wir aber in der Tat schon aufgenommen und es ist super geworden.

Wie wichtig ist euch die Kategorisierung als Speed Metal?

Gar nicht so sehr. Wir haben uns dieses High Speed Metal am Anfang auf die Fahne geschrieben, um gezielt nicht in die Black-Thrash-Ecke gedrückt zu werden. Ob wir jetzt Speed Metal oder Thrash Metal machen oder ob manches mittlerweile sogar fast schon purer Heavy Metal ist, ist uns relativ egal. Hauptsache, es klingt nach VULTURE.

Was ist die ‚Star-crossed City‘?

Da wir das Album hier in Dortmund aufgenommen haben und hier auch das Video zum Song gemacht haben, ist der Song jetzt für uns auf Dortmund gemünzt. Wir haben ein cooles Merch-Motiv, bei dem das Dortmunder „U“ durch das VULTURE „V“ ersetzt wurde, haha. Beim Schreiben des Textes hatte Andreas (Axetinctör, Bassist – Anm. d. Red.) diese Intention aber nicht. Es muss sich keiner Verpflichtet fühlen, bei dem Lied an Dortmund zu denken. Es darf auch gerne an Castrop oder Saarbrücken gedacht werden.

Warum sind die Texte überwiegend in der 2. Person gehalten?

Das passt einfach gut zu unseren Themen. Ich finde Ich-Perspektiven-Kram schnell cringy, da muss man mehr aufpassen.

Die Schlusszeilen von ‚Count Your Blessings‘ sind bei mir besonders hängen geblieben: „There’s no point in confessing / When death is the blessing“. Daher würde ich gerne fragen, was ihr euch beim Text zu dem Song gedacht habt?

Das musst du dir so vorstellen: In einem Kloster gibt es seit ein paar Tagen einen neuen Abt. Der soll da für Ordnung sorgen. Aber die Leute merken schnell: Mit dem stimmt was nicht. Das wird spätestens dann klar, wenn man bei ihm zur Beichte geht. Da merkt man nämlich, dass er mehr auf Blut aus ist als auf irgendwas anderes, haha. Irgendwie so. Klingt wie der Plot von einem schlechten B-Movie. Ich stelle mir immer vor, dass der Abt eine große Ähnlichkeit zu Paul Baloff hat.

Könnt ihr euch vorstellen, auch über andere Themen zu schreiben?

Nein, im Moment nicht. Wir sind sehr glücklich mit der kleinen Nische, die wir für uns aufgemacht haben. Noch haben wir viele Ideen. Mal sehen, was noch kommt.

Ist die Klinge jetzt endgültig euer Bandmaskottchen?

Ein bisschen schon, oder? Bislang ist sie auf jedem Cover drauf und findet auch bestimmt ihren Weg auf’s Nächste. Heimlich wünsche ich mir für’s nächste Album-Cover auch mal eine Figur oder so. Ich stolpere vor allem auf Instagram zur Zeit über viele starke, konstrastreiche Fantasy-Artworks. Vielleicht lässt sich da was gut kombinieren.

Wie haltet ihr in der Band Kontakt während der Pandemie?

Unterschiedlich. Mathis und Leo haben sich vorgenommen, dass sie beruflich nochmal einen draufzusetzen wollen und nutzen die konzertfreie Zeit dafür. Andreas und ich freuen uns sehr darüber, dass wenigstens der BVB noch wie gewohnt spielt. Mit Gereon spiele ich viel Counter Strike. Man sucht so nach Möglichkeiten um das ganze Proben, Konzerte-Spielen und Feten auszugleichen.

Welche ist die beste Belphegor-Verfilmung?

Ich kenne ehrlich gesagt nur die Schwarz-Weiss Serie. Taugt der Film was? Ich habe da immer die Finger von gelassen. Nicht, dass ich was verpasst habe?! Aber die Serie gewinnt vor allem durch den Intro-Soundtrack. Die kennt jeder ohne die Serie geschaut zu haben, weil sie in WU-TANG-CLANS ‚Gravel Pit‘ gesampelt wurde.

29.05.2021
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